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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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rung ihrer Freude, könnte er ihr keine Entschädigung anbieten; sie sollte sich aber darüber nur mit ihm trösten: auch seine Freuden wären ihm zerstört worden, und was das schlimmste wäre, von sogenannten Sinnigen zerstört worden.

Der Grund zu seinem Trübsinn war mir damals noch nicht bekannt, und ich glaubte, das sicherste Mittel ihn von ihm selbst zu erfahren, sei sein Zutrauen zu erwerben, und keine Lust zu verrathen, tiefer in seine Geheimnisse dringen zu wollen, als er sie zu entdecken für rathsam halten würde. Bei seinem Mißtrauen gegen die Menschen, hätte Neugierde alles verderben müssen. Jch irrte nicht. Denn als ich ihn einen Abend, wo er über seinen Zustand bitterlich klagte, tröstete und ihm sagte: es werde noch alles gut werden, fragte er spöttisch: meinen Sie? Doch setzte er hinzu, es ist mir nun kein Wunder mehr, daß Menschen, die sich für meine Freunde ausgeben, mich hintergehn wollen. Mein Vater, meine Brüder und meine besten Freunde haben mich betrogen, und ich Thor traue noch immer den Menschen, lasse mich von Weichherzigkeit hintergehn, halte Schwäche für Mitleiden.

Seine Zunge war nun gelöset und sein volles Herz suchte sich zu ergießen. "Hören Sie, sagte er, indem er sich vertraulich zu mir setzte, und seine Hand auf die meinige legte, hören Sie nur den


rung ihrer Freude, koͤnnte er ihr keine Entschaͤdigung anbieten; sie sollte sich aber daruͤber nur mit ihm troͤsten: auch seine Freuden waͤren ihm zerstoͤrt worden, und was das schlimmste waͤre, von sogenannten Sinnigen zerstoͤrt worden.

Der Grund zu seinem Truͤbsinn war mir damals noch nicht bekannt, und ich glaubte, das sicherste Mittel ihn von ihm selbst zu erfahren, sei sein Zutrauen zu erwerben, und keine Lust zu verrathen, tiefer in seine Geheimnisse dringen zu wollen, als er sie zu entdecken fuͤr rathsam halten wuͤrde. Bei seinem Mißtrauen gegen die Menschen, haͤtte Neugierde alles verderben muͤssen. Jch irrte nicht. Denn als ich ihn einen Abend, wo er uͤber seinen Zustand bitterlich klagte, troͤstete und ihm sagte: es werde noch alles gut werden, fragte er spoͤttisch: meinen Sie? Doch setzte er hinzu, es ist mir nun kein Wunder mehr, daß Menschen, die sich fuͤr meine Freunde ausgeben, mich hintergehn wollen. Mein Vater, meine Bruͤder und meine besten Freunde haben mich betrogen, und ich Thor traue noch immer den Menschen, lasse mich von Weichherzigkeit hintergehn, halte Schwaͤche fuͤr Mitleiden.

Seine Zunge war nun geloͤset und sein volles Herz suchte sich zu ergießen. »Hoͤren Sie, sagte er, indem er sich vertraulich zu mir setzte, und seine Hand auf die meinige legte, hoͤren Sie nur den

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[78/0078] rung ihrer Freude, koͤnnte er ihr keine Entschaͤdigung anbieten; sie sollte sich aber daruͤber nur mit ihm troͤsten: auch seine Freuden waͤren ihm zerstoͤrt worden, und was das schlimmste waͤre, von sogenannten Sinnigen zerstoͤrt worden. Der Grund zu seinem Truͤbsinn war mir damals noch nicht bekannt, und ich glaubte, das sicherste Mittel ihn von ihm selbst zu erfahren, sei sein Zutrauen zu erwerben, und keine Lust zu verrathen, tiefer in seine Geheimnisse dringen zu wollen, als er sie zu entdecken fuͤr rathsam halten wuͤrde. Bei seinem Mißtrauen gegen die Menschen, haͤtte Neugierde alles verderben muͤssen. Jch irrte nicht. Denn als ich ihn einen Abend, wo er uͤber seinen Zustand bitterlich klagte, troͤstete und ihm sagte: es werde noch alles gut werden, fragte er spoͤttisch: meinen Sie? Doch setzte er hinzu, es ist mir nun kein Wunder mehr, daß Menschen, die sich fuͤr meine Freunde ausgeben, mich hintergehn wollen. Mein Vater, meine Bruͤder und meine besten Freunde haben mich betrogen, und ich Thor traue noch immer den Menschen, lasse mich von Weichherzigkeit hintergehn, halte Schwaͤche fuͤr Mitleiden. Seine Zunge war nun geloͤset und sein volles Herz suchte sich zu ergießen. »Hoͤren Sie, sagte er, indem er sich vertraulich zu mir setzte, und seine Hand auf die meinige legte, hoͤren Sie nur den

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/78>, abgerufen am 21.11.2024.