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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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des Furchtbaren und Schönen, zum Augenmerk
genommen, um die Gemüther der Eingeweihten
mit einem sanften Staunen zu erfüllen, wenn das
ganz Entgegengesetzte sich am Ende in Harmonie
auflößte. --

An die Vorstellung vom Ackerbau, welche
den Menschen nachher so gewöhnlich und alltäglich
geworden ist, knüpften sich in jenen Zeiten, wo
man noch die Gaben der Natur gleichsam unmit-
telbar
aus ihrer Hand empfing, erhabne und
schöne Begriffe an; -- es war die Menschheit
und ihre höhere Bildung selber, die man in
dieser einfachen Vorstellung wiederfand, unter
welcher man sich auch die ganze Natur mit ihren
wunderbarsten abwechselnden Erscheinungen dach-
te, und sich an dieselbe unter allen ihren Ge-
stalten,
so nahe wie möglich anschloß.

Unter den hohen Göttergestalten ist Ceres
eine der sanftesten und mildesten; demohngeachtet
ließ sie auch den Erysichthon, welcher an einem
ihr geweihten heiligen Haine Frevel verübte, ihre
furchtbare Macht empfinden. -- Sie selber warnte
ihn zuvor, da er im Begriff war die heilige Pap-
pel umzuhauen; als er aber dennoch den grausa-
men Hieb vollführte, so mußte er für sein Ver-
gehen gegen die alles ernährende Göttin, mit
ewig nicht zu stillendem Hunger, büßen.

des Furchtbaren und Schoͤnen, zum Augenmerk
genommen, um die Gemuͤther der Eingeweihten
mit einem ſanften Staunen zu erfuͤllen, wenn das
ganz Entgegengeſetzte ſich am Ende in Harmonie
aufloͤßte. —

An die Vorſtellung vom Ackerbau, welche
den Menſchen nachher ſo gewoͤhnlich und alltaͤglich
geworden iſt, knuͤpften ſich in jenen Zeiten, wo
man noch die Gaben der Natur gleichſam unmit-
telbar
aus ihrer Hand empfing, erhabne und
ſchoͤne Begriffe an; — es war die Menſchheit
und ihre hoͤhere Bildung ſelber, die man in
dieſer einfachen Vorſtellung wiederfand, unter
welcher man ſich auch die ganze Natur mit ihren
wunderbarſten abwechſelnden Erſcheinungen dach-
te, und ſich an dieſelbe unter allen ihren Ge-
ſtalten,
ſo nahe wie moͤglich anſchloß.

Unter den hohen Goͤttergeſtalten iſt Ceres
eine der ſanfteſten und mildeſten; demohngeachtet
ließ ſie auch den Eryſichthon, welcher an einem
ihr geweihten heiligen Haine Frevel veruͤbte, ihre
furchtbare Macht empfinden. — Sie ſelber warnte
ihn zuvor, da er im Begriff war die heilige Pap-
pel umzuhauen; als er aber dennoch den grauſa-
men Hieb vollfuͤhrte, ſo mußte er fuͤr ſein Ver-
gehen gegen die alles ernaͤhrende Goͤttin, mit
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[144/0184] des Furchtbaren und Schoͤnen, zum Augenmerk genommen, um die Gemuͤther der Eingeweihten mit einem ſanften Staunen zu erfuͤllen, wenn das ganz Entgegengeſetzte ſich am Ende in Harmonie aufloͤßte. — An die Vorſtellung vom Ackerbau, welche den Menſchen nachher ſo gewoͤhnlich und alltaͤglich geworden iſt, knuͤpften ſich in jenen Zeiten, wo man noch die Gaben der Natur gleichſam unmit- telbar aus ihrer Hand empfing, erhabne und ſchoͤne Begriffe an; — es war die Menſchheit und ihre hoͤhere Bildung ſelber, die man in dieſer einfachen Vorſtellung wiederfand, unter welcher man ſich auch die ganze Natur mit ihren wunderbarſten abwechſelnden Erſcheinungen dach- te, und ſich an dieſelbe unter allen ihren Ge- ſtalten, ſo nahe wie moͤglich anſchloß. Unter den hohen Goͤttergeſtalten iſt Ceres eine der ſanfteſten und mildeſten; demohngeachtet ließ ſie auch den Eryſichthon, welcher an einem ihr geweihten heiligen Haine Frevel veruͤbte, ihre furchtbare Macht empfinden. — Sie ſelber warnte ihn zuvor, da er im Begriff war die heilige Pap- pel umzuhauen; als er aber dennoch den grauſa- men Hieb vollfuͤhrte, ſo mußte er fuͤr ſein Ver- gehen gegen die alles ernaͤhrende Goͤttin, mit ewig nicht zu ſtillendem Hunger, buͤßen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/184>, abgerufen am 26.11.2024.