Die Länder und Inseln zittern, auf denen La- tona den fernhintreffenden Apoll gebähren will; -- kein hervorragendes Eiland wagt es, den Gott in seinem Schooße zu tragen. -- Bis Latona end- lich das rauhe unfruchtbare Delos besteigt, und ihm verspricht, daß ein Tempel auf seinem felsig- ten Boden erbauet werden soll, zu welchem alle Völker Geschenke und Hekatomben bringen wer- den, wenn es den fernhintreffenden Gott in seinen Schooß aufnimmt.
Da schwebte Delos zwischen Freude und Furcht, daß, wenn sein Nahme gleich zu ewigen Zeiten glänzte, der Gott, sobald er das Licht er- blickte, es wegen seines rauhen Bodens verach- ten, und in den Abgrund des Meeres zürnend versenken möchte. Latona mußte mit dem unver- letzlichen Schwur der Götter dem besorgten Eilande schwören, daß auf ihm der erste Tempel dem Apollo erbaut werden, und auf seinem Altar be- ständig die Opferflamme lodern solle.
Und nun war Delos hocherfreut, daß der fernhintreffende Gott es zu seiner Wiege wählte. -- Denn Reichthümer strömten nun von allen Seiten dem unfruchtbaren Eilande zu, -- und die Jung- frauen von Delos sangen einen Lobgesang, worin alle Völker ihre eigenen Worte und ihre eige-
Delos.
Die Laͤnder und Inſeln zittern, auf denen La- tona den fernhintreffenden Apoll gebaͤhren will; — kein hervorragendes Eiland wagt es, den Gott in ſeinem Schooße zu tragen. — Bis Latona end- lich das rauhe unfruchtbare Delos beſteigt, und ihm verſpricht, daß ein Tempel auf ſeinem felſig- ten Boden erbauet werden ſoll, zu welchem alle Voͤlker Geſchenke und Hekatomben bringen wer- den, wenn es den fernhintreffenden Gott in ſeinen Schooß aufnimmt.
Da ſchwebte Delos zwiſchen Freude und Furcht, daß, wenn ſein Nahme gleich zu ewigen Zeiten glaͤnzte, der Gott, ſobald er das Licht er- blickte, es wegen ſeines rauhen Bodens verach- ten, und in den Abgrund des Meeres zuͤrnend verſenken moͤchte. Latona mußte mit dem unver- letzlichen Schwur der Goͤtter dem beſorgten Eilande ſchwoͤren, daß auf ihm der erſte Tempel dem Apollo erbaut werden, und auf ſeinem Altar be- ſtaͤndig die Opferflamme lodern ſolle.
Und nun war Delos hocherfreut, daß der fernhintreffende Gott es zu ſeiner Wiege waͤhlte. — Denn Reichthuͤmer ſtroͤmten nun von allen Seiten dem unfruchtbaren Eilande zu, — und die Jung- frauen von Delos ſangen einen Lobgeſang, worin alle Voͤlker ihre eigenen Worte und ihre eige-
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Delos.
Die Laͤnder und Inſeln zittern, auf denen La-
tona den fernhintreffenden Apoll gebaͤhren will; —
kein hervorragendes Eiland wagt es, den Gott in
ſeinem Schooße zu tragen. — Bis Latona end-
lich das rauhe unfruchtbare Delos beſteigt, und
ihm verſpricht, daß ein Tempel auf ſeinem felſig-
ten Boden erbauet werden ſoll, zu welchem alle
Voͤlker Geſchenke und Hekatomben bringen wer-
den, wenn es den fernhintreffenden Gott in ſeinen
Schooß aufnimmt.
Da ſchwebte Delos zwiſchen Freude und
Furcht, daß, wenn ſein Nahme gleich zu ewigen
Zeiten glaͤnzte, der Gott, ſobald er das Licht er-
blickte, es wegen ſeines rauhen Bodens verach-
ten, und in den Abgrund des Meeres zuͤrnend
verſenken moͤchte. Latona mußte mit dem unver-
letzlichen Schwur der Goͤtter dem beſorgten Eilande
ſchwoͤren, daß auf ihm der erſte Tempel dem
Apollo erbaut werden, und auf ſeinem Altar be-
ſtaͤndig die Opferflamme lodern ſolle.
Und nun war Delos hocherfreut, daß der
fernhintreffende Gott es zu ſeiner Wiege waͤhlte. —
Denn Reichthuͤmer ſtroͤmten nun von allen Seiten
dem unfruchtbaren Eilande zu, — und die Jung-
frauen von Delos ſangen einen Lobgeſang, worin
alle Voͤlker ihre eigenen Worte und ihre eige-
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/231>, abgerufen am 21.11.2024.
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