In dieser Lieblingsstadt der Göttin der bilden- den Künste erhob sich der Geist bis zu dem höch- sten Schwunge der Gedanken, wo die Mensch- heit, in den darstellenden Werken der Kunst sich spiegelnd, gleichsam erst sich selbst bewußt wurde, da sonst ein Geschlecht nach dem andern in einer Art von dumpfer Betäubung die kurze Spanne des Lebens durchträumte, und keine Spur von sich zurückließ.
Die Panathenäen, welche hier der Minerva zu Ehren gefeiert wurden, waren ein schönes Fest, worin die ganze Stadt, durch Wetteifern in den Künsten, sich gleichsam von neuem der Göttin hei- ligte.
Auch war die Bildsäule der Göttin in ihrem Tempel zu Athen, gleich der des Olympischen Ju- piters, aus Gold und Elfenbein verfertigt, ein Werk des Phidias, in welches sich auch hier die Majestät der Gottheit vom Himmel zur Erde nie- dersenkte.
Cypern.
Hier trugen die Wellen die Göttin der Liebe, als sie aus dem Schaume des Meers emporstieg, sanft ans Ufer. -- Auf dieser anmuthigen Insel waren ihr ganze Städte, Haine, Tempel, und Altäre geweiht.
Athen.
In dieſer Lieblingsſtadt der Goͤttin der bilden- den Kuͤnſte erhob ſich der Geiſt bis zu dem hoͤch- ſten Schwunge der Gedanken, wo die Menſch- heit, in den darſtellenden Werken der Kunſt ſich ſpiegelnd, gleichſam erſt ſich ſelbſt bewußt wurde, da ſonſt ein Geſchlecht nach dem andern in einer Art von dumpfer Betaͤubung die kurze Spanne des Lebens durchtraͤumte, und keine Spur von ſich zuruͤckließ.
Die Panathenaͤen, welche hier der Minerva zu Ehren gefeiert wurden, waren ein ſchoͤnes Feſt, worin die ganze Stadt, durch Wetteifern in den Kuͤnſten, ſich gleichſam von neuem der Goͤttin hei- ligte.
Auch war die Bildſaͤule der Goͤttin in ihrem Tempel zu Athen, gleich der des Olympiſchen Ju- piters, aus Gold und Elfenbein verfertigt, ein Werk des Phidias, in welches ſich auch hier die Majeſtaͤt der Gottheit vom Himmel zur Erde nie- derſenkte.
Cypern.
Hier trugen die Wellen die Goͤttin der Liebe, als ſie aus dem Schaume des Meers emporſtieg, ſanft ans Ufer. — Auf dieſer anmuthigen Inſel waren ihr ganze Staͤdte, Haine, Tempel, und Altaͤre geweiht.
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Athen.
In dieſer Lieblingsſtadt der Goͤttin der bilden-
den Kuͤnſte erhob ſich der Geiſt bis zu dem hoͤch-
ſten Schwunge der Gedanken, wo die Menſch-
heit, in den darſtellenden Werken der Kunſt ſich
ſpiegelnd, gleichſam erſt ſich ſelbſt bewußt wurde,
da ſonſt ein Geſchlecht nach dem andern in einer
Art von dumpfer Betaͤubung die kurze Spanne
des Lebens durchtraͤumte, und keine Spur von ſich
zuruͤckließ.
Die Panathenaͤen, welche hier der Minerva
zu Ehren gefeiert wurden, waren ein ſchoͤnes Feſt,
worin die ganze Stadt, durch Wetteifern in den
Kuͤnſten, ſich gleichſam von neuem der Goͤttin hei-
ligte.
Auch war die Bildſaͤule der Goͤttin in ihrem
Tempel zu Athen, gleich der des Olympiſchen Ju-
piters, aus Gold und Elfenbein verfertigt, ein
Werk des Phidias, in welches ſich auch hier die
Majeſtaͤt der Gottheit vom Himmel zur Erde nie-
derſenkte.
Cypern.
Hier trugen die Wellen die Goͤttin der Liebe,
als ſie aus dem Schaume des Meers emporſtieg,
ſanft ans Ufer. — Auf dieſer anmuthigen Inſel
waren ihr ganze Staͤdte, Haine, Tempel, und
Altaͤre geweiht.
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/239>, abgerufen am 21.11.2024.
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