welche den Zorn der beleidigten Gottheit, über die Vermessenheit ihrer Mutter zu versöhnen, als ein schuldloses Opfer, da stand. --
Denn Kassiopeja, die Mutter der Andromeda und Gemahlin des Cepheus, hatte es gewagt, den mächtigen Nereiden an Schönheit sich gleich zu schätzen, -- und nun verheerten Plagen das Land, die nach dem Orakelspruch des Jupiter Ammon nicht eher aufhören sollten, bis Andro- meda, von einem Seeungeheuer verschlungen, den Frevel der Mutter gebüßt hätte.
Die Eltern der Andromeda, welche selber Zeugen ihrer Rettung waren, vermählten mit Freuden dem edlen Perseus ihre Tochter. -- Phi- neus aber, des Cepheus Bruder, dem Andromeda vorher versprochen war, trat bei dem Vermäh- lungsfeste mit bewafneten Männern in den Hoch- zeitsaal, und drang wüthend auf den Perseus ein, den nur das Haupt der Medusa retten konnte, indem er seinen Freunden zurief, ihr Antlitz hin- wegzuwenden, und den Phineus mit seinem Ge- folge versteinerte.
Nach diesen Thaten führte Perseus seine Vermählte nach Seriphus, wo er den Poly- dektes und seine Mutter wieder sahe. -- Ge- gen den Polydektes selber, der ihm aus Furcht nach dem Leben stand, mußte er das ver- steinernde Haupt der Medusa kehren, und
welche den Zorn der beleidigten Gottheit, uͤber die Vermeſſenheit ihrer Mutter zu verſoͤhnen, als ein ſchuldloſes Opfer, da ſtand. —
Denn Kaſſiopeja, die Mutter der Andromeda und Gemahlin des Cepheus, hatte es gewagt, den maͤchtigen Nereiden an Schoͤnheit ſich gleich zu ſchaͤtzen, — und nun verheerten Plagen das Land, die nach dem Orakelſpruch des Jupiter Ammon nicht eher aufhoͤren ſollten, bis Andro- meda, von einem Seeungeheuer verſchlungen, den Frevel der Mutter gebuͤßt haͤtte.
Die Eltern der Andromeda, welche ſelber Zeugen ihrer Rettung waren, vermaͤhlten mit Freuden dem edlen Perſeus ihre Tochter. — Phi- neus aber, des Cepheus Bruder, dem Andromeda vorher verſprochen war, trat bei dem Vermaͤh- lungsfeſte mit bewafneten Maͤnnern in den Hoch- zeitſaal, und drang wuͤthend auf den Perſeus ein, den nur das Haupt der Meduſa retten konnte, indem er ſeinen Freunden zurief, ihr Antlitz hin- wegzuwenden, und den Phineus mit ſeinem Ge- folge verſteinerte.
Nach dieſen Thaten fuͤhrte Perſeus ſeine Vermaͤhlte nach Seriphus, wo er den Poly- dektes und ſeine Mutter wieder ſahe. — Ge- gen den Polydektes ſelber, der ihm aus Furcht nach dem Leben ſtand, mußte er das ver- ſteinernde Haupt der Meduſa kehren, und
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welche den Zorn der beleidigten Gottheit, uͤber die
Vermeſſenheit ihrer Mutter zu verſoͤhnen, als ein
ſchuldloſes Opfer, da ſtand. —
Denn Kaſſiopeja, die Mutter der Andromeda
und Gemahlin des Cepheus, hatte es gewagt,
den maͤchtigen Nereiden an Schoͤnheit ſich gleich
zu ſchaͤtzen, — und nun verheerten Plagen das
Land, die nach dem Orakelſpruch des Jupiter
Ammon nicht eher aufhoͤren ſollten, bis Andro-
meda, von einem Seeungeheuer verſchlungen, den
Frevel der Mutter gebuͤßt haͤtte.
Die Eltern der Andromeda, welche ſelber
Zeugen ihrer Rettung waren, vermaͤhlten mit
Freuden dem edlen Perſeus ihre Tochter. — Phi-
neus aber, des Cepheus Bruder, dem Andromeda
vorher verſprochen war, trat bei dem Vermaͤh-
lungsfeſte mit bewafneten Maͤnnern in den Hoch-
zeitſaal, und drang wuͤthend auf den Perſeus ein,
den nur das Haupt der Meduſa retten konnte,
indem er ſeinen Freunden zurief, ihr Antlitz hin-
wegzuwenden, und den Phineus mit ſeinem Ge-
folge verſteinerte.
Nach dieſen Thaten fuͤhrte Perſeus ſeine
Vermaͤhlte nach Seriphus, wo er den Poly-
dektes und ſeine Mutter wieder ſahe. — Ge-
gen den Polydektes ſelber, der ihm aus Furcht
nach dem Leben ſtand, mußte er das ver-
ſteinernde Haupt der Meduſa kehren, und
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/256>, abgerufen am 24.11.2024.
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