Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Herkules übernahm auf den Befehl des Eu-
rystheus die Reinigung der Ställe, mit dem Be-
ding in wenigen Tagen die ungeheure Arbeit zu
vollenden, wofür ihm Augias, der an der Mög-
lichkeit der Ausführung zweifelte, den zehnten
Theil seiner Heerden zum Lohn versprach.

Herkules aber leitete den Alpheus durch die
Ställe, und verrichtete nun die Arbeit, die jeder-
mann für unmöglich hielt, an einem Tage mit
leichter Mühe. -- Augias aber verweigerte ihm
den Lohn, worauf ihn Herkules bekriegte und
tödtete, und den Phyleus des Augias Sohn,
der edler wie sein Vater dachte, zum Nachfolger
im Reiche ernannte. Von den erbeuteten Schä-
tzen aber bauete Herkules dem Olympischen Jupi-
ter einen Tempel, und erneuerte die Olympischen
Spiele. -- So krönte er seine Arbeit in den Stäl-
len des Augias.

Der Kretensische Stier.

Neptun, der auf die Einwohner von Kreta
zürnte, weil sie seine Gottheit nicht genug verehr-
ten, schickte einen wüthenden Stier auf ihre In-
sel, welcher Feuer aus der Nase blies, und weil
ihn niemand anzugreifen wagte, das Land umher
verwüstete.

Kaum hatte Eurystheus dies vernommen, so
befahl er dem Herkules, diesen Stier lebendig zu

Herkules uͤbernahm auf den Befehl des Eu-
ryſtheus die Reinigung der Staͤlle, mit dem Be-
ding in wenigen Tagen die ungeheure Arbeit zu
vollenden, wofuͤr ihm Augias, der an der Moͤg-
lichkeit der Ausfuͤhrung zweifelte, den zehnten
Theil ſeiner Heerden zum Lohn verſprach.

Herkules aber leitete den Alpheus durch die
Staͤlle, und verrichtete nun die Arbeit, die jeder-
mann fuͤr unmoͤglich hielt, an einem Tage mit
leichter Muͤhe. — Augias aber verweigerte ihm
den Lohn, worauf ihn Herkules bekriegte und
toͤdtete, und den Phyleus des Augias Sohn,
der edler wie ſein Vater dachte, zum Nachfolger
im Reiche ernannte. Von den erbeuteten Schaͤ-
tzen aber bauete Herkules dem Olympiſchen Jupi-
ter einen Tempel, und erneuerte die Olympiſchen
Spiele. — So kroͤnte er ſeine Arbeit in den Staͤl-
len des Augias.

Der Kretenſiſche Stier.

Neptun, der auf die Einwohner von Kreta
zuͤrnte, weil ſie ſeine Gottheit nicht genug verehr-
ten, ſchickte einen wuͤthenden Stier auf ihre In-
ſel, welcher Feuer aus der Naſe blies, und weil
ihn niemand anzugreifen wagte, das Land umher
verwuͤſtete.

Kaum hatte Euryſtheus dies vernommen, ſo
befahl er dem Herkules, dieſen Stier lebendig zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0282" n="232"/>
          <p>Herkules u&#x0364;bernahm auf den Befehl des Eu-<lb/>
ry&#x017F;theus die Reinigung der Sta&#x0364;lle, mit dem Be-<lb/>
ding in wenigen Tagen die ungeheure Arbeit zu<lb/>
vollenden, wofu&#x0364;r ihm Augias, der an der Mo&#x0364;g-<lb/>
lichkeit der Ausfu&#x0364;hrung zweifelte, den zehnten<lb/>
Theil &#x017F;einer Heerden zum Lohn ver&#x017F;prach.</p><lb/>
          <p>Herkules aber leitete den Alpheus durch die<lb/>
Sta&#x0364;lle, und verrichtete nun die Arbeit, die jeder-<lb/>
mann fu&#x0364;r unmo&#x0364;glich hielt, an einem Tage mit<lb/>
leichter Mu&#x0364;he. &#x2014; Augias aber verweigerte ihm<lb/>
den Lohn, worauf ihn Herkules bekriegte und<lb/>
to&#x0364;dtete, und den <hi rendition="#fr">Phyleus</hi> des Augias Sohn,<lb/>
der edler wie &#x017F;ein Vater dachte, zum Nachfolger<lb/>
im Reiche ernannte. Von den erbeuteten Scha&#x0364;-<lb/>
tzen aber bauete Herkules dem Olympi&#x017F;chen Jupi-<lb/>
ter einen Tempel, und erneuerte die Olympi&#x017F;chen<lb/>
Spiele. &#x2014; So kro&#x0364;nte er &#x017F;eine Arbeit in den Sta&#x0364;l-<lb/>
len des Augias.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Kreten&#x017F;i&#x017F;che Stier</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Neptun, der auf die Einwohner von Kreta<lb/>
zu&#x0364;rnte, weil &#x017F;ie &#x017F;eine Gottheit nicht genug verehr-<lb/>
ten, &#x017F;chickte einen wu&#x0364;thenden Stier auf ihre In-<lb/>
&#x017F;el, welcher Feuer aus der Na&#x017F;e blies, und weil<lb/>
ihn niemand anzugreifen wagte, das Land umher<lb/>
verwu&#x0364;&#x017F;tete.</p><lb/>
          <p>Kaum hatte Eury&#x017F;theus dies vernommen, &#x017F;o<lb/>
befahl er dem Herkules, die&#x017F;en Stier lebendig zu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0282] Herkules uͤbernahm auf den Befehl des Eu- ryſtheus die Reinigung der Staͤlle, mit dem Be- ding in wenigen Tagen die ungeheure Arbeit zu vollenden, wofuͤr ihm Augias, der an der Moͤg- lichkeit der Ausfuͤhrung zweifelte, den zehnten Theil ſeiner Heerden zum Lohn verſprach. Herkules aber leitete den Alpheus durch die Staͤlle, und verrichtete nun die Arbeit, die jeder- mann fuͤr unmoͤglich hielt, an einem Tage mit leichter Muͤhe. — Augias aber verweigerte ihm den Lohn, worauf ihn Herkules bekriegte und toͤdtete, und den Phyleus des Augias Sohn, der edler wie ſein Vater dachte, zum Nachfolger im Reiche ernannte. Von den erbeuteten Schaͤ- tzen aber bauete Herkules dem Olympiſchen Jupi- ter einen Tempel, und erneuerte die Olympiſchen Spiele. — So kroͤnte er ſeine Arbeit in den Staͤl- len des Augias. Der Kretenſiſche Stier. Neptun, der auf die Einwohner von Kreta zuͤrnte, weil ſie ſeine Gottheit nicht genug verehr- ten, ſchickte einen wuͤthenden Stier auf ihre In- ſel, welcher Feuer aus der Naſe blies, und weil ihn niemand anzugreifen wagte, das Land umher verwuͤſtete. Kaum hatte Euryſtheus dies vernommen, ſo befahl er dem Herkules, dieſen Stier lebendig zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/282
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/282>, abgerufen am 24.11.2024.