gerade als Herkules ankam, und dies Schauspiel sich seinen Augen darbot.
Nicht so zärtlich wie Perseus, übernahm Herkules erst gegen einen Zug von köstlichen Pfer- den, die ihm Laomedon zum Lohn versprach, die Hesione zu befreien. -- Laomedon aber, der schon die Götter betrogen hatte, betrog auch den Herku- les, und wagte es, ihm die Rosse zu verweigern, sobald er seine Tochter wieder in Freiheit sahe.
Da griff Herkules Troja an, eroberte sie mit stürmender Hand, und erschlug den falschen wort- brüchigen König Laomedon. -- Seinem Begleiter den Telamon, der zuerst die Mauer erstieg, ver- mählte er die gerettete Hesione, und verstattete ihr, für einen der Gefangenen von Laomedons Hause das Leben zu erbitten. Hesione wählte ihren Bruder Podarcis, welcher nachher sich Priamus nannte, und zu künftigem Jammer aufgespart, über Troja herrschte, dessen zweite Eroberung und schreck- liche Zerstörung vom Schicksal schon beschlossen war.
Die Ueberwindung des Antäus, Busiris und Kakus.
Als Herkules auf seinem westlichen Zuge nach Lybien kam, so stieß er auf den Riesen Antäus, dessen Grausamkeit gegen die Fremden, ihn zum Ungeheuer machte, das ein mächtiger Arm vertil- gen mußte.
gerade als Herkules ankam, und dies Schauſpiel ſich ſeinen Augen darbot.
Nicht ſo zaͤrtlich wie Perſeus, uͤbernahm Herkules erſt gegen einen Zug von koͤſtlichen Pfer- den, die ihm Laomedon zum Lohn verſprach, die Heſione zu befreien. — Laomedon aber, der ſchon die Goͤtter betrogen hatte, betrog auch den Herku- les, und wagte es, ihm die Roſſe zu verweigern, ſobald er ſeine Tochter wieder in Freiheit ſahe.
Da griff Herkules Troja an, eroberte ſie mit ſtuͤrmender Hand, und erſchlug den falſchen wort- bruͤchigen Koͤnig Laomedon. — Seinem Begleiter den Telamon, der zuerſt die Mauer erſtieg, ver- maͤhlte er die gerettete Heſione, und verſtattete ihr, fuͤr einen der Gefangenen von Laomedons Hauſe das Leben zu erbitten. Heſione waͤhlte ihren Bruder Podarcis, welcher nachher ſich Priamus nannte, und zu kuͤnftigem Jammer aufgeſpart, uͤber Troja herrſchte, deſſen zweite Eroberung und ſchreck- liche Zerſtoͤrung vom Schickſal ſchon beſchloſſen war.
Die Ueberwindung des Antaͤus, Buſiris und Kakus.
Als Herkules auf ſeinem weſtlichen Zuge nach Lybien kam, ſo ſtieß er auf den Rieſen Antaͤus, deſſen Grauſamkeit gegen die Fremden, ihn zum Ungeheuer machte, das ein maͤchtiger Arm vertil- gen mußte.
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gerade als Herkules ankam, und dies Schauſpiel
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Herkules erſt gegen einen Zug von koͤſtlichen Pfer-
den, die ihm Laomedon zum Lohn verſprach, die
Heſione zu befreien. — Laomedon aber, der ſchon
die Goͤtter betrogen hatte, betrog auch den Herku-
les, und wagte es, ihm die Roſſe zu verweigern,
ſobald er ſeine Tochter wieder in Freiheit ſahe.
Da griff Herkules Troja an, eroberte ſie mit
ſtuͤrmender Hand, und erſchlug den falſchen wort-
bruͤchigen Koͤnig Laomedon. — Seinem Begleiter
den Telamon, der zuerſt die Mauer erſtieg, ver-
maͤhlte er die gerettete Heſione, und verſtattete
ihr, fuͤr einen der Gefangenen von Laomedons
Hauſe das Leben zu erbitten. Heſione waͤhlte ihren
Bruder Podarcis, welcher nachher ſich Priamus
nannte, und zu kuͤnftigem Jammer aufgeſpart, uͤber
Troja herrſchte, deſſen zweite Eroberung und ſchreck-
liche Zerſtoͤrung vom Schickſal ſchon beſchloſſen war.
Die Ueberwindung des Antaͤus,
Buſiris und Kakus.
Als Herkules auf ſeinem weſtlichen Zuge nach
Lybien kam, ſo ſtieß er auf den Rieſen Antaͤus,
deſſen Grauſamkeit gegen die Fremden, ihn zum
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gen mußte.
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/290>, abgerufen am 24.11.2024.
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