Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

falschen Vorwande, ihm die Insel zu zeigen,
führte Lykomedes den Theseus auf eine steile An-
höhe, und stürzte, ehe dieser es sich versahe, ihn
von dem steilen Felsen herab. -- So fiel der Held,
dem Griechenland Ruhe und Sicherheit, sein Va-
terland seine Rettung dankte.

Nach seinem Tode bauten die Athenienser dem
Theseus Tempel und Altäre, verehrten ihn wie
einen Halbgott, brachten ihm Opfer dar, und
stifteten Feste ihm zu Ehren. -- Man fand in
der Folge in Scyrus des Theseus Sarg, der durch
seine Größe die damals Lebenden in Erstaunen
setzte. -- Ein Tempel des vergötterten Theseus
in Athen, hieß das Theseum, worin die Thaten
des Helden geschildert waren. -- So ehrte die
spätere Nachwelt das Andenken jenes götterähnli-
chen Geschlechts der Menschen, bei denen der
Prometheische Funken, der in ihrem Busen glühte,
zur hellen Flamme emporschlug.


falſchen Vorwande, ihm die Inſel zu zeigen,
fuͤhrte Lykomedes den Theſeus auf eine ſteile An-
hoͤhe, und ſtuͤrzte, ehe dieſer es ſich verſahe, ihn
von dem ſteilen Felſen herab. — So fiel der Held,
dem Griechenland Ruhe und Sicherheit, ſein Va-
terland ſeine Rettung dankte.

Nach ſeinem Tode bauten die Athenienſer dem
Theſeus Tempel und Altaͤre, verehrten ihn wie
einen Halbgott, brachten ihm Opfer dar, und
ſtifteten Feſte ihm zu Ehren. — Man fand in
der Folge in Scyrus des Theſeus Sarg, der durch
ſeine Groͤße die damals Lebenden in Erſtaunen
ſetzte. — Ein Tempel des vergoͤtterten Theſeus
in Athen, hieß das Theſeum, worin die Thaten
des Helden geſchildert waren. — So ehrte die
ſpaͤtere Nachwelt das Andenken jenes goͤtteraͤhnli-
chen Geſchlechts der Menſchen, bei denen der
Prometheiſche Funken, der in ihrem Buſen gluͤhte,
zur hellen Flamme emporſchlug.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0358" n="300"/>
fal&#x017F;chen Vorwande, ihm die In&#x017F;el zu zeigen,<lb/>
fu&#x0364;hrte Lykomedes den The&#x017F;eus auf eine &#x017F;teile An-<lb/>
ho&#x0364;he, und &#x017F;tu&#x0364;rzte, ehe die&#x017F;er es &#x017F;ich ver&#x017F;ahe, ihn<lb/>
von dem &#x017F;teilen Fel&#x017F;en herab. &#x2014; So fiel der Held,<lb/>
dem Griechenland Ruhe und Sicherheit, &#x017F;ein Va-<lb/>
terland &#x017F;eine Rettung dankte.</p><lb/>
          <p>Nach &#x017F;einem Tode bauten die Athenien&#x017F;er dem<lb/>
The&#x017F;eus Tempel und Alta&#x0364;re, verehrten ihn wie<lb/>
einen Halbgott, brachten ihm Opfer dar, und<lb/>
&#x017F;tifteten Fe&#x017F;te ihm zu Ehren. &#x2014; Man fand in<lb/>
der Folge in Scyrus des The&#x017F;eus Sarg, der durch<lb/>
&#x017F;eine Gro&#x0364;ße die damals Lebenden in Er&#x017F;taunen<lb/>
&#x017F;etzte. &#x2014; Ein Tempel des vergo&#x0364;tterten The&#x017F;eus<lb/>
in Athen, hieß das The&#x017F;eum, worin die Thaten<lb/>
des Helden ge&#x017F;childert waren. &#x2014; So ehrte die<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;tere Nachwelt das Andenken jenes go&#x0364;ttera&#x0364;hnli-<lb/>
chen Ge&#x017F;chlechts der Men&#x017F;chen, bei denen der<lb/>
Promethei&#x017F;che Funken, der in ihrem Bu&#x017F;en glu&#x0364;hte,<lb/>
zur hellen Flamme empor&#x017F;chlug.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0358] falſchen Vorwande, ihm die Inſel zu zeigen, fuͤhrte Lykomedes den Theſeus auf eine ſteile An- hoͤhe, und ſtuͤrzte, ehe dieſer es ſich verſahe, ihn von dem ſteilen Felſen herab. — So fiel der Held, dem Griechenland Ruhe und Sicherheit, ſein Va- terland ſeine Rettung dankte. Nach ſeinem Tode bauten die Athenienſer dem Theſeus Tempel und Altaͤre, verehrten ihn wie einen Halbgott, brachten ihm Opfer dar, und ſtifteten Feſte ihm zu Ehren. — Man fand in der Folge in Scyrus des Theſeus Sarg, der durch ſeine Groͤße die damals Lebenden in Erſtaunen ſetzte. — Ein Tempel des vergoͤtterten Theſeus in Athen, hieß das Theſeum, worin die Thaten des Helden geſchildert waren. — So ehrte die ſpaͤtere Nachwelt das Andenken jenes goͤtteraͤhnli- chen Geſchlechts der Menſchen, bei denen der Prometheiſche Funken, der in ihrem Buſen gluͤhte, zur hellen Flamme emporſchlug.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/358
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/358>, abgerufen am 01.11.2024.