Raub des Grabes werden sollte, kam sie dem Ur- theil schnell zuvor, und gab mit dem Strange sich selbst den Tod.
Hämon, Kreons Sohn, welcher sie zärtlich liebte, stieß verzweiflungsvoll sein Schwerdt sich in die Brust, da er Antigonen, als ein Opfer von seines Vaters Grausamkeit, in ihrem Kerker todt fand.
Hämons Mutter überlebte den Verlust ihres Sohnes nicht; und verwaißt stand nun Kreon da, und klagte verzweiflungsvoll sich selber und sein Verhängniß an.
Adrastus hatte indeß den Theseus um Bei- stand angefleht, und dieser kam vor Theben, schlug die Thebaner, und zwang sie, die Leichname der Ge- bliebnen von des Adrastus Heere zum Begräbniß auszuliefern.
Alle die Unglücksfälle, womit dieser Krieg begleitet war, hatten dennoch nicht die Erbittrung ausgelöscht, welche zehn Jahre nachher bei den Söhnen der Erschlagnen zu einem zweiten Kriege ausbrach, der, weil ihn die Nachkommen der vorigen Feldherren führten, der Krieg der Epi- gonen hieß.
Ein Sohn des Eteokles war Laodamas, der nach dem Kreon über Theben herrschte. -- Ther- sander, des Polynices Sohn, unterstützt von den Söhnen der erschlagnen Feldherren, und dem
Raub des Grabes werden ſollte, kam ſie dem Ur- theil ſchnell zuvor, und gab mit dem Strange ſich ſelbſt den Tod.
Haͤmon, Kreons Sohn, welcher ſie zaͤrtlich liebte, ſtieß verzweiflungsvoll ſein Schwerdt ſich in die Bruſt, da er Antigonen, als ein Opfer von ſeines Vaters Grauſamkeit, in ihrem Kerker todt fand.
Haͤmons Mutter uͤberlebte den Verluſt ihres Sohnes nicht; und verwaißt ſtand nun Kreon da, und klagte verzweiflungsvoll ſich ſelber und ſein Verhaͤngniß an.
Adraſtus hatte indeß den Theſeus um Bei- ſtand angefleht, und dieſer kam vor Theben, ſchlug die Thebaner, und zwang ſie, die Leichname der Ge- bliebnen von des Adraſtus Heere zum Begraͤbniß auszuliefern.
Alle die Ungluͤcksfaͤlle, womit dieſer Krieg begleitet war, hatten dennoch nicht die Erbittrung ausgeloͤſcht, welche zehn Jahre nachher bei den Soͤhnen der Erſchlagnen zu einem zweiten Kriege ausbrach, der, weil ihn die Nachkommen der vorigen Feldherren fuͤhrten, der Krieg der Epi- gonen hieß.
Ein Sohn des Eteokles war Laodamas, der nach dem Kreon uͤber Theben herrſchte. — Ther- ſander, des Polynices Sohn, unterſtuͤtzt von den Soͤhnen der erſchlagnen Feldherren, und dem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0430"n="360"/>
Raub des Grabes werden ſollte, kam ſie dem Ur-<lb/>
theil ſchnell zuvor, und gab mit dem Strange ſich<lb/>ſelbſt den Tod.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Haͤmon,</hi> Kreons Sohn, welcher ſie zaͤrtlich<lb/>
liebte, ſtieß verzweiflungsvoll ſein Schwerdt ſich<lb/>
in die Bruſt, da er Antigonen, als ein Opfer<lb/>
von ſeines Vaters Grauſamkeit, in ihrem Kerker<lb/>
todt fand.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Haͤmons</hi> Mutter uͤberlebte den Verluſt ihres<lb/>
Sohnes nicht; und verwaißt ſtand nun <hirendition="#fr">Kreon</hi><lb/>
da, und klagte verzweiflungsvoll ſich ſelber und<lb/>ſein Verhaͤngniß an.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Adraſtus</hi> hatte indeß den <hirendition="#fr">Theſeus</hi> um Bei-<lb/>ſtand angefleht, und dieſer kam vor Theben, ſchlug<lb/>
die Thebaner, und zwang ſie, die Leichname der Ge-<lb/>
bliebnen von des Adraſtus Heere zum Begraͤbniß<lb/>
auszuliefern.</p><lb/><p>Alle die Ungluͤcksfaͤlle, womit dieſer Krieg<lb/>
begleitet war, hatten dennoch nicht die Erbittrung<lb/>
ausgeloͤſcht, welche zehn Jahre nachher bei den<lb/>
Soͤhnen der Erſchlagnen zu einem zweiten Kriege<lb/>
ausbrach, der, weil ihn die <hirendition="#fr">Nachkommen</hi> der<lb/>
vorigen Feldherren fuͤhrten, der Krieg der <hirendition="#fr">Epi-<lb/>
gonen</hi> hieß.</p><lb/><p>Ein Sohn des Eteokles war <hirendition="#fr">Laodamas,</hi> der<lb/>
nach dem Kreon uͤber Theben herrſchte. —<hirendition="#fr">Ther-<lb/>ſander,</hi> des Polynices Sohn, unterſtuͤtzt von<lb/>
den Soͤhnen der erſchlagnen Feldherren, und dem<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[360/0430]
Raub des Grabes werden ſollte, kam ſie dem Ur-
theil ſchnell zuvor, und gab mit dem Strange ſich
ſelbſt den Tod.
Haͤmon, Kreons Sohn, welcher ſie zaͤrtlich
liebte, ſtieß verzweiflungsvoll ſein Schwerdt ſich
in die Bruſt, da er Antigonen, als ein Opfer
von ſeines Vaters Grauſamkeit, in ihrem Kerker
todt fand.
Haͤmons Mutter uͤberlebte den Verluſt ihres
Sohnes nicht; und verwaißt ſtand nun Kreon
da, und klagte verzweiflungsvoll ſich ſelber und
ſein Verhaͤngniß an.
Adraſtus hatte indeß den Theſeus um Bei-
ſtand angefleht, und dieſer kam vor Theben, ſchlug
die Thebaner, und zwang ſie, die Leichname der Ge-
bliebnen von des Adraſtus Heere zum Begraͤbniß
auszuliefern.
Alle die Ungluͤcksfaͤlle, womit dieſer Krieg
begleitet war, hatten dennoch nicht die Erbittrung
ausgeloͤſcht, welche zehn Jahre nachher bei den
Soͤhnen der Erſchlagnen zu einem zweiten Kriege
ausbrach, der, weil ihn die Nachkommen der
vorigen Feldherren fuͤhrten, der Krieg der Epi-
gonen hieß.
Ein Sohn des Eteokles war Laodamas, der
nach dem Kreon uͤber Theben herrſchte. — Ther-
ſander, des Polynices Sohn, unterſtuͤtzt von
den Soͤhnen der erſchlagnen Feldherren, und dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/430>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.