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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Die Bildung der Menschen.

So untergeordnet ist in diesen Dichtungen der
Ursprung der Menschen, daß sie nicht einmal den
herrschenden Göttern, sondern einem Abkömm-
linge der Titanen, ihr Daseyn danken.

Denn Prometheus, welcher die Menschen
aus Thon bildete, war ein Sohn des Japet, der
außer ihm noch drei Söhne erzeugt hatte, den
Atlas, Menötius, und Epimetheus, die alle
den Göttern verhaßt waren.

Japet, der Stammvater der Menschen,
lag schon vom Jupiter mit den übrigen Titanen
in den Tartarus hinabgeschleudert; sein starker
Sohn, Menötius, wurde wegen seiner den Göt-
tern furchtbaren Macht, und übermüthigem Stolz,
von Jupiters Blitz erschlagen, in den Erebus hin-
abgestürzt. Dem Atlas legte Jupiter die ganze
Last des Himmels auf seine Schultern; den Pro-
metheus
selber ließ er zuletzt an einen Felsen
schmieden, wo ein Geier unaufhörlich an seinem
Eingeweide nagte; und den Epimetheus ließ
er das Unglück über die Menschen bringen.

Die Bildung der Menſchen.

So untergeordnet iſt in dieſen Dichtungen der
Urſprung der Menſchen, daß ſie nicht einmal den
herrſchenden Goͤttern, ſondern einem Abkoͤmm-
linge der Titanen, ihr Daſeyn danken.

Denn Prometheus, welcher die Menſchen
aus Thon bildete, war ein Sohn des Japet, der
außer ihm noch drei Soͤhne erzeugt hatte, den
Atlas, Menoͤtius, und Epimetheus, die alle
den Goͤttern verhaßt waren.

Japet, der Stammvater der Menſchen,
lag ſchon vom Jupiter mit den uͤbrigen Titanen
in den Tartarus hinabgeſchleudert; ſein ſtarker
Sohn, Menoͤtius, wurde wegen ſeiner den Goͤt-
tern furchtbaren Macht, und uͤbermuͤthigem Stolz,
von Jupiters Blitz erſchlagen, in den Erebus hin-
abgeſtuͤrzt. Dem Atlas legte Jupiter die ganze
Laſt des Himmels auf ſeine Schultern; den Pro-
metheus
ſelber ließ er zuletzt an einen Felſen
ſchmieden, wo ein Geier unaufhoͤrlich an ſeinem
Eingeweide nagte; und den Epimetheus ließ
er das Ungluͤck uͤber die Menſchen bringen.

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[31/0051] Die Bildung der Menſchen. So untergeordnet iſt in dieſen Dichtungen der Urſprung der Menſchen, daß ſie nicht einmal den herrſchenden Goͤttern, ſondern einem Abkoͤmm- linge der Titanen, ihr Daſeyn danken. Denn Prometheus, welcher die Menſchen aus Thon bildete, war ein Sohn des Japet, der außer ihm noch drei Soͤhne erzeugt hatte, den Atlas, Menoͤtius, und Epimetheus, die alle den Goͤttern verhaßt waren. Japet, der Stammvater der Menſchen, lag ſchon vom Jupiter mit den uͤbrigen Titanen in den Tartarus hinabgeſchleudert; ſein ſtarker Sohn, Menoͤtius, wurde wegen ſeiner den Goͤt- tern furchtbaren Macht, und uͤbermuͤthigem Stolz, von Jupiters Blitz erſchlagen, in den Erebus hin- abgeſtuͤrzt. Dem Atlas legte Jupiter die ganze Laſt des Himmels auf ſeine Schultern; den Pro- metheus ſelber ließ er zuletzt an einen Felſen ſchmieden, wo ein Geier unaufhoͤrlich an ſeinem Eingeweide nagte; und den Epimetheus ließ er das Ungluͤck uͤber die Menſchen bringen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/51>, abgerufen am 24.11.2024.