Zukunft benahm, damit sie unvermeidliche Uebel nicht voraus sehen möchten.
Dem Jupiter also gleichsam zum Trotz suchte Prometheus seine Menschenschöpfung und Men- schenbildung zu vollenden, ob er gleich selber wuß- te, daß er dereinst schrecklich würde dafür büßen müssen. -- Dieß ungleiche Verhältniß der Men- schen zu den herrschenden Göttern gab nachher den Stoff zu den tragischen Dichtungen, deren Geist in den folgenden Zeilen athmet, worin ein Dich- ter unserer Zeiten den Prometheus, im Nahmen der Menschen, deren Jammer er in seinem Busen trägt, redend einführt.
Prometheus.
Bedecke deinen Himmel, Zevs, Mit Wolkendunst, Und übe, dem Knaben gleich, Der Disteln köpft, An Eichen dich und Bergeshöhn; Mußt mir meine Erde Doch lassen stehn, Und meine Hütte, die du nicht gebaut, Und meinen Herd, Um dessen Gluth Du mich beneidest.
C 2
Zukunft benahm, damit ſie unvermeidliche Uebel nicht voraus ſehen moͤchten.
Dem Jupiter alſo gleichſam zum Trotz ſuchte Prometheus ſeine Menſchenſchoͤpfung und Men- ſchenbildung zu vollenden, ob er gleich ſelber wuß- te, daß er dereinſt ſchrecklich wuͤrde dafuͤr buͤßen muͤſſen. — Dieß ungleiche Verhaͤltniß der Men- ſchen zu den herrſchenden Goͤttern gab nachher den Stoff zu den tragiſchen Dichtungen, deren Geiſt in den folgenden Zeilen athmet, worin ein Dich- ter unſerer Zeiten den Prometheus, im Nahmen der Menſchen, deren Jammer er in ſeinem Buſen traͤgt, redend einfuͤhrt.
Prometheus.
Bedecke deinen Himmel, Zevs, Mit Wolkendunſt, Und uͤbe, dem Knaben gleich, Der Diſteln koͤpft, An Eichen dich und Bergeshoͤhn; Mußt mir meine Erde Doch laſſen ſtehn, Und meine Huͤtte, die du nicht gebaut, Und meinen Herd, Um deſſen Gluth Du mich beneideſt.
C 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0057"n="35"/>
Zukunft benahm, damit ſie unvermeidliche Uebel<lb/>
nicht voraus ſehen moͤchten.</p><lb/><p>Dem Jupiter alſo gleichſam zum Trotz ſuchte<lb/>
Prometheus ſeine Menſchenſchoͤpfung und Men-<lb/>ſchenbildung zu vollenden, ob er gleich ſelber wuß-<lb/>
te, daß er dereinſt ſchrecklich wuͤrde dafuͤr buͤßen<lb/>
muͤſſen. — Dieß ungleiche Verhaͤltniß der Men-<lb/>ſchen zu den herrſchenden Goͤttern gab nachher den<lb/>
Stoff zu den tragiſchen Dichtungen, deren Geiſt<lb/>
in den folgenden Zeilen athmet, worin ein Dich-<lb/>
ter unſerer Zeiten den Prometheus, <hirendition="#fr">im Nahmen<lb/>
der Menſchen, deren Jammer er in ſeinem<lb/>
Buſen traͤgt,</hi> redend einfuͤhrt.</p><lb/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Prometheus</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lgn="1"><l><hirendition="#in">B</hi>edecke deinen Himmel, Zevs,</l><lb/><l>Mit Wolkendunſt,</l><lb/><l>Und uͤbe, dem Knaben gleich,</l><lb/><l>Der Diſteln koͤpft,</l><lb/><l>An Eichen dich und <choice><sic>Vergeshoͤhn</sic><corr>Bergeshoͤhn</corr></choice>;</l><lb/><l>Mußt mir meine Erde</l><lb/><l>Doch laſſen ſtehn,</l><lb/><l>Und meine Huͤtte, die du nicht gebaut,</l><lb/><l>Und meinen Herd,</l><lb/><l>Um deſſen Gluth</l><lb/><l>Du mich beneideſt.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 2</fw><lb/></lg></div></body></text></TEI>
[35/0057]
Zukunft benahm, damit ſie unvermeidliche Uebel
nicht voraus ſehen moͤchten.
Dem Jupiter alſo gleichſam zum Trotz ſuchte
Prometheus ſeine Menſchenſchoͤpfung und Men-
ſchenbildung zu vollenden, ob er gleich ſelber wuß-
te, daß er dereinſt ſchrecklich wuͤrde dafuͤr buͤßen
muͤſſen. — Dieß ungleiche Verhaͤltniß der Men-
ſchen zu den herrſchenden Goͤttern gab nachher den
Stoff zu den tragiſchen Dichtungen, deren Geiſt
in den folgenden Zeilen athmet, worin ein Dich-
ter unſerer Zeiten den Prometheus, im Nahmen
der Menſchen, deren Jammer er in ſeinem
Buſen traͤgt, redend einfuͤhrt.
Prometheus.
Bedecke deinen Himmel, Zevs,
Mit Wolkendunſt,
Und uͤbe, dem Knaben gleich,
Der Diſteln koͤpft,
An Eichen dich und Bergeshoͤhn;
Mußt mir meine Erde
Doch laſſen ſtehn,
Und meine Huͤtte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um deſſen Gluth
Du mich beneideſt.
C 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/57>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.