sen Dichtungen zu ihrem Vortheil benutzt, und sich ihrer als einer höhern Sprache bedient, um das Erhabene anzudeuten, was oft vor den trun- kenen Sinnen schwebt, und der Gedanke nicht fas- sen kann.
Pontus.
Die Erde erzeugte aus sich selber den Uranos oder den Himmel, der sie umwölbet; die hohen Berge mit ihren waldigten Gipfeln; und den Pontus oder das unfruchtbare Meer; hierauf gebahr sie erst, indem sie sich mit dem Himmel vermählte den entfernten grundlosen Ocean.
Den Pontus oder das mittelländische be- kannte befahrne Meer, trägt die Erde, so wie die Berge, gleichsam in ihrem Schooße, das heißt in dieser Dichtung, sie hat diese großen Erscheinungen aus sich selbst erzeugt; und aus den aufsteigenden Nebeldünsten hat sie den umwölbenden Luftkreis um sich her gewebt.
Da aber, wo der Himmel sich gleichsam mit ihr vermählt, indem seine Wölbung auf ihr zu ruhen scheint, am äußersten westlichen Hori- zonte, wo die Sonne ins Meer sinkt, breitet sich erst in weiten Kreisen der unbekannte unbe- grenzte Ocean um sie her, der nach der alten Dich- tung, aus der Berührung oder Begattung des Him- mels und der Erde gebohren ward.
ſen Dichtungen zu ihrem Vortheil benutzt, und ſich ihrer als einer hoͤhern Sprache bedient, um das Erhabene anzudeuten, was oft vor den trun- kenen Sinnen ſchwebt, und der Gedanke nicht faſ- ſen kann.
Pontus.
Die Erde erzeugte aus ſich ſelber den Uranos oder den Himmel, der ſie umwoͤlbet; die hohen Berge mit ihren waldigten Gipfeln; und den Pontus oder das unfruchtbare Meer; hierauf gebahr ſie erſt, indem ſie ſich mit dem Himmel vermaͤhlte den entfernten grundloſen Ocean.
Den Pontus oder das mittellaͤndiſche be- kannte befahrne Meer, traͤgt die Erde, ſo wie die Berge, gleichſam in ihrem Schooße, das heißt in dieſer Dichtung, ſie hat dieſe großen Erſcheinungen aus ſich ſelbſt erzeugt; und aus den aufſteigenden Nebelduͤnſten hat ſie den umwoͤlbenden Luftkreis um ſich her gewebt.
Da aber, wo der Himmel ſich gleichſam mit ihr vermaͤhlt, indem ſeine Woͤlbung auf ihr zu ruhen ſcheint, am aͤußerſten weſtlichen Hori- zonte, wo die Sonne ins Meer ſinkt, breitet ſich erſt in weiten Kreiſen der unbekannte unbe- grenzte Ocean um ſie her, der nach der alten Dich- tung, aus der Beruͤhrung oder Begattung des Him- mels und der Erde gebohren ward.
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ſen Dichtungen zu ihrem Vortheil benutzt, und
ſich ihrer als einer hoͤhern Sprache bedient, um
das Erhabene anzudeuten, was oft vor den trun-
kenen Sinnen ſchwebt, und der Gedanke nicht faſ-
ſen kann.
Pontus.
Die Erde erzeugte aus ſich ſelber den Uranos
oder den Himmel, der ſie umwoͤlbet; die hohen
Berge mit ihren waldigten Gipfeln; und den
Pontus oder das unfruchtbare Meer; hierauf
gebahr ſie erſt, indem ſie ſich mit dem Himmel
vermaͤhlte den entfernten grundloſen Ocean.
Den Pontus oder das mittellaͤndiſche be-
kannte befahrne Meer, traͤgt die Erde, ſo wie die
Berge, gleichſam in ihrem Schooße, das heißt in
dieſer Dichtung, ſie hat dieſe großen Erſcheinungen
aus ſich ſelbſt erzeugt; und aus den aufſteigenden
Nebelduͤnſten hat ſie den umwoͤlbenden Luftkreis
um ſich her gewebt.
Da aber, wo der Himmel ſich gleichſam mit
ihr vermaͤhlt, indem ſeine Woͤlbung auf ihr zu
ruhen ſcheint, am aͤußerſten weſtlichen Hori-
zonte, wo die Sonne ins Meer ſinkt, breitet
ſich erſt in weiten Kreiſen der unbekannte unbe-
grenzte Ocean um ſie her, der nach der alten Dich-
tung, aus der Beruͤhrung oder Begattung des Him-
mels und der Erde gebohren ward.
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/95>, abgerufen am 21.11.2024.
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