Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.dermann glaubte, daß er sie ihm umsonst würde Nun bekam er in dem Hause des Rektors dermann glaubte, daß er ſie ihm umſonſt wuͤrde Nun bekam er in dem Hauſe des Rektors <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0119" n="109"/> dermann glaubte, daß er ſie ihm umſonſt wuͤrde<lb/> gegeben habe — dieß Geld ließ er Reiſern ei¬<lb/> nige Jahre hindurch von ſeinem Chorgelde abzie¬<lb/> hen, wenn es dieſer oft am noͤthigſten brauch¬<lb/> te. — Ein Umſtand der ihn ebenfalls ſehr nie¬<lb/> derſchlug.</p><lb/> <p>Nun bekam er in dem Hauſe des Rektors<lb/> zwar eine Stube und Kammer, aber auch wei¬<lb/> ter nichts, denn der Rektor war ſelbſt noch nicht<lb/> recht eingerichtet. Reiſer hatte noch eine wollene<lb/> Decke von ſeinen Eltern, dazu miethete man<lb/> ihm ein Kopfkuͤßen <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> Unterbette, um ja ſo<lb/> viel, wie moͤglich zu ſparen; wenn es nun des<lb/> Nachts kalt war, ſo mußte er ſeine Kleider zu<lb/> Huͤlfe nehmen, um ſich hinlaͤnglich zu bedecken.<lb/> Ein altes Klavier, das er hatte, diente ihm<lb/> ſtatt eines Tiſches, dazu hatte er eine kleine Bank<lb/> aus dem Auditorium des Rektors, uͤber dem Bet¬<lb/> te ein kleines Buͤcherbrett an einem Nagel haͤn¬<lb/> gend, und in der Kammer hatte er einen alten<lb/> Koffer mit ein paar abgetragenen Kleidungsſtuͤ¬<lb/> cken ſtehen — das war ſeine ganze haͤußliche<lb/> Einrichtung, wobei er ſich aber doch um ein gro¬<lb/> ßes gluͤcklicher befand, als in der Stube der Frau<lb/></p> </body> </text> </TEI> [109/0119]
dermann glaubte, daß er ſie ihm umſonſt wuͤrde
gegeben habe — dieß Geld ließ er Reiſern ei¬
nige Jahre hindurch von ſeinem Chorgelde abzie¬
hen, wenn es dieſer oft am noͤthigſten brauch¬
te. — Ein Umſtand der ihn ebenfalls ſehr nie¬
derſchlug.
Nun bekam er in dem Hauſe des Rektors
zwar eine Stube und Kammer, aber auch wei¬
ter nichts, denn der Rektor war ſelbſt noch nicht
recht eingerichtet. Reiſer hatte noch eine wollene
Decke von ſeinen Eltern, dazu miethete man
ihm ein Kopfkuͤßen und Unterbette, um ja ſo
viel, wie moͤglich zu ſparen; wenn es nun des
Nachts kalt war, ſo mußte er ſeine Kleider zu
Huͤlfe nehmen, um ſich hinlaͤnglich zu bedecken.
Ein altes Klavier, das er hatte, diente ihm
ſtatt eines Tiſches, dazu hatte er eine kleine Bank
aus dem Auditorium des Rektors, uͤber dem Bet¬
te ein kleines Buͤcherbrett an einem Nagel haͤn¬
gend, und in der Kammer hatte er einen alten
Koffer mit ein paar abgetragenen Kleidungsſtuͤ¬
cken ſtehen — das war ſeine ganze haͤußliche
Einrichtung, wobei er ſich aber doch um ein gro¬
ßes gluͤcklicher befand, als in der Stube der Frau
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