Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.Der Rektor that alles, um Reisern Muth Wenn nun Reiser über so etwas mit dem Reiser erdreistete sich denn auch manchmal Der Rektor that alles, um Reiſern Muth Wenn nun Reiſer uͤber ſo etwas mit dem Reiſer erdreiſtete ſich denn auch manchmal <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0121" n="111"/> <p>Der Rektor that alles, um Reiſern Muth<lb/> und Zutrauen einzufloͤßen; er ließ ihn verſchied¬<lb/> nemal mit ſich allein an ſeinem Tiſche ſpeiſen,<lb/> und unterredete ſich mit ihn — Reiſer hatte da¬<lb/> mals ſchon Schriftſtellerprojekte: er wollte die<lb/> alte Acerra Philalogika in einen beſſern Stil<lb/> bringen, und der Rektor war ſo guͤtig, ihn zu<lb/> ermuntern, daß er immer dergleichen Projekte<lb/> fuͤr die Zukunft naͤhren, und ſich mit dergleichen<lb/> Ausarbeitungen beſchaͤftigen ſolle.</p><lb/> <p>Wenn nun Reiſer uͤber ſo etwas mit dem<lb/> Rektor ſprach, ſo fehlte es ihm immer an den<lb/> rechten Ausdruͤcken, deren er ſich bedienen ſollte,<lb/> welches ſeine Perioden ſehr unterbrochen machte.<lb/> — Denn er ſchwieg lieber, ehe er das unrechte<lb/> Wort zu dem Gedanken waͤhlte, den er ausdruͤ¬<lb/> cken wollte. — Der Rektor half ihm dann mit<lb/> vieler Nachſicht zurecht — Er ließ ihn auch zu¬<lb/> weilen des Abends zu ſich auf die Stube kommen,<lb/> und ſich von ihm vorleſen. —</p><lb/> <p>Reiſer erdreiſtete ſich denn auch manchmal<lb/> Fragen an ihn zu thun: in wie fern z. B. ein<lb/> Stuhl ein Individuum zu nennen ſey, da man<lb/> ihn doch immer noch wieder theilen koͤnne, wel¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [111/0121]
Der Rektor that alles, um Reiſern Muth
und Zutrauen einzufloͤßen; er ließ ihn verſchied¬
nemal mit ſich allein an ſeinem Tiſche ſpeiſen,
und unterredete ſich mit ihn — Reiſer hatte da¬
mals ſchon Schriftſtellerprojekte: er wollte die
alte Acerra Philalogika in einen beſſern Stil
bringen, und der Rektor war ſo guͤtig, ihn zu
ermuntern, daß er immer dergleichen Projekte
fuͤr die Zukunft naͤhren, und ſich mit dergleichen
Ausarbeitungen beſchaͤftigen ſolle.
Wenn nun Reiſer uͤber ſo etwas mit dem
Rektor ſprach, ſo fehlte es ihm immer an den
rechten Ausdruͤcken, deren er ſich bedienen ſollte,
welches ſeine Perioden ſehr unterbrochen machte.
— Denn er ſchwieg lieber, ehe er das unrechte
Wort zu dem Gedanken waͤhlte, den er ausdruͤ¬
cken wollte. — Der Rektor half ihm dann mit
vieler Nachſicht zurecht — Er ließ ihn auch zu¬
weilen des Abends zu ſich auf die Stube kommen,
und ſich von ihm vorleſen. —
Reiſer erdreiſtete ſich denn auch manchmal
Fragen an ihn zu thun: in wie fern z. B. ein
Stuhl ein Individuum zu nennen ſey, da man
ihn doch immer noch wieder theilen koͤnne, wel¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |