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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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Nahmen, wie man einen Bedienten ruft; und
einmal mußte er einen seiner Mitschüler, der ein
Sohn eines Freundes vom Rektor war, bei dem¬
selben zum Essen bitten; und während, daß
dieser des Abends bei dem Rektor speißte, mußte
Reiser Wein holen, und in der Gesindestube
seyn, die gleich neben der Stube war, wo ge¬
speißt wurde, und wo er hören konnte, wie sein
Mitschüler sich mit den Rektor unterhielt, wäh¬
rend daß er bei der Magd in der Stube saß.

Der Rektor gab verschiedene Privatstunden
-- wenn er nun etwa eine davon nicht halten
konnte, so mußte Reiser bei seinen Mitschülern
mit denen er doch auch an diesem Unterricht Theil
nahm, herumgehen, und ihnen die Privatstunde
absagen, welches den Uebermuth derselben gegen
ihn noch vermehrte.

Diese Zurücksetzung hatte ihren guten Grund
in seinem Betragen -- er war untheilnehmend
an allem, was außer ihm vorging, und zu
jedem Geschäft, was ihn aus seiner Ideenwelt
herauszog, träge und verdrossen -- Was Wun¬
der, da er an nichts Theil nahm, daß man auch

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Nahmen, wie man einen Bedienten ruft; und
einmal mußte er einen ſeiner Mitſchuͤler, der ein
Sohn eines Freundes vom Rektor war, bei dem¬
ſelben zum Eſſen bitten; und waͤhrend, daß
dieſer des Abends bei dem Rektor ſpeißte, mußte
Reiſer Wein holen, und in der Geſindeſtube
ſeyn, die gleich neben der Stube war, wo ge¬
ſpeißt wurde, und wo er hoͤren konnte, wie ſein
Mitſchuͤler ſich mit den Rektor unterhielt, waͤh¬
rend daß er bei der Magd in der Stube ſaß.

Der Rektor gab verſchiedene Privatſtunden
— wenn er nun etwa eine davon nicht halten
konnte, ſo mußte Reiſer bei ſeinen Mitſchuͤlern
mit denen er doch auch an dieſem Unterricht Theil
nahm, herumgehen, und ihnen die Privatſtunde
abſagen, welches den Uebermuth derſelben gegen
ihn noch vermehrte.

Dieſe Zuruͤckſetzung hatte ihren guten Grund
in ſeinem Betragen — er war untheilnehmend
an allem, was außer ihm vorging, und zu
jedem Geſchaͤft, was ihn aus ſeiner Ideenwelt
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der, da er an nichts Theil nahm, daß man auch

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[135/0145] Nahmen, wie man einen Bedienten ruft; und einmal mußte er einen ſeiner Mitſchuͤler, der ein Sohn eines Freundes vom Rektor war, bei dem¬ ſelben zum Eſſen bitten; und waͤhrend, daß dieſer des Abends bei dem Rektor ſpeißte, mußte Reiſer Wein holen, und in der Geſindeſtube ſeyn, die gleich neben der Stube war, wo ge¬ ſpeißt wurde, und wo er hoͤren konnte, wie ſein Mitſchuͤler ſich mit den Rektor unterhielt, waͤh¬ rend daß er bei der Magd in der Stube ſaß. Der Rektor gab verſchiedene Privatſtunden — wenn er nun etwa eine davon nicht halten konnte, ſo mußte Reiſer bei ſeinen Mitſchuͤlern mit denen er doch auch an dieſem Unterricht Theil nahm, herumgehen, und ihnen die Privatſtunde abſagen, welches den Uebermuth derſelben gegen ihn noch vermehrte. Dieſe Zuruͤckſetzung hatte ihren guten Grund in ſeinem Betragen — er war untheilnehmend an allem, was außer ihm vorging, und zu jedem Geſchaͤft, was ihn aus ſeiner Ideenwelt herauszog, traͤge und verdroſſen — Was Wun¬ der, da er an nichts Theil nahm, daß man auch J 4

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/145>, abgerufen am 23.11.2024.