Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.blicke sein Herz erweicht, mit der Sättigung sei¬ Selbst bei seinem Vetter, dem Perukenmacher Er bat sich nehmlich für einen Hund, den er blicke ſein Herz erweicht, mit der Saͤttigung ſei¬ Selbſt bei ſeinem Vetter, dem Perukenmacher Er bat ſich nehmlich fuͤr einen Hund, den er <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0184" n="174"/> blicke ſein Herz erweicht, mit der Saͤttigung ſei¬<lb/> nes Koͤrpers erhielt ſeine Denkkraft und ſeine<lb/> Phantaſie wieder einen neuen Schwung, und<lb/> mit dem Schuſter S. . kam wieder ein philo¬<lb/> ſophiſches Geſpraͤch auf die Bahn, welches oft<lb/> Stundenlang dauerte, und wobei Reiſer wieder<lb/> an zu athmen fing, und ſein Geiſt wieder Luft<lb/> ſchoͤpfte — dann ſprach er oft in der Hitze des<lb/> Diſputirens uͤber einen Gegenſtand ſo heiter und<lb/> unbefangen, als ob nichts in der Welt ihn nie¬<lb/> dergedruͤckt haͤtte — Von ſeinem Zuſtande ließ<lb/> er ſich nicht eine Silbe merken. —</p><lb/> <p>Selbſt bei ſeinem Vetter, dem Perukenmacher<lb/> beklagte er ſich nie, wenn er zu ihm kam, und<lb/> ging weg, ſobald er ſahe, daß gegeſſen werden<lb/> ſollte — aber eines Kunſtgriffes bediente er ſich<lb/> doch, wodurch es ihm gelang ſich vom Verhun¬<lb/> gern zu retten. —</p><lb/> <p>Er bat ſich nehmlich fuͤr einen Hund, den er<lb/> bei ſich zu Hauſe zu haben vorgab, von ſeinem<lb/> Vetter die harte Kruſte von dem Teich aus,<lb/> worin das Haar zu den Peruquen gebacken wur¬<lb/> de, und dieſe Kruſte, nebſt dem Freitiſche bei dem<lb/></p> </body> </text> </TEI> [174/0184]
blicke ſein Herz erweicht, mit der Saͤttigung ſei¬
nes Koͤrpers erhielt ſeine Denkkraft und ſeine
Phantaſie wieder einen neuen Schwung, und
mit dem Schuſter S. . kam wieder ein philo¬
ſophiſches Geſpraͤch auf die Bahn, welches oft
Stundenlang dauerte, und wobei Reiſer wieder
an zu athmen fing, und ſein Geiſt wieder Luft
ſchoͤpfte — dann ſprach er oft in der Hitze des
Diſputirens uͤber einen Gegenſtand ſo heiter und
unbefangen, als ob nichts in der Welt ihn nie¬
dergedruͤckt haͤtte — Von ſeinem Zuſtande ließ
er ſich nicht eine Silbe merken. —
Selbſt bei ſeinem Vetter, dem Perukenmacher
beklagte er ſich nie, wenn er zu ihm kam, und
ging weg, ſobald er ſahe, daß gegeſſen werden
ſollte — aber eines Kunſtgriffes bediente er ſich
doch, wodurch es ihm gelang ſich vom Verhun¬
gern zu retten. —
Er bat ſich nehmlich fuͤr einen Hund, den er
bei ſich zu Hauſe zu haben vorgab, von ſeinem
Vetter die harte Kruſte von dem Teich aus,
worin das Haar zu den Peruquen gebacken wur¬
de, und dieſe Kruſte, nebſt dem Freitiſche bei dem
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