Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.Farben gemahlt, daß sich Reiser schon vor der Am Montag morgen introducirte ihn nun Farben gemahlt, daß ſich Reiſer ſchon vor der Am Montag morgen introducirte ihn nun <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0056" n="46"/> Farben gemahlt, daß ſich Reiſer ſchon vor der<lb/> Vorſtellung von dieſen ungeheuren Suͤnden ſelbſt<lb/> fuͤrchtete, und mit ſeinen Gedanken in das Dun¬<lb/> kel, welches ſie umhuͤllte, nicht tiefer einzudrin¬<lb/> gen wagte. — Ueberhaupt waren ſeine Begrif¬<lb/> fe von dem Urſprung des Menſchen noch ſehr<lb/> dunkel und verworren, ob er gleich nicht mehr<lb/> glaubte, daß der Storch die Kinder bringe. —<lb/> Seine Gedanken waren gewiß damals rein; denn<lb/> ein gewiſſes Gefuͤhl von Scham, daß ihm natuͤr¬<lb/> lich zu ſeyn ſchien, war Urſach, daß er we¬<lb/> der mit ſeinen Gedanken uͤber dergleichen Gegen¬<lb/> ſtaͤnden verweilte, noch ſich mit ſeinen Mitſchuͤ¬<lb/> lern und Bekannten daruͤber zu unterreden wag¬<lb/> te. Auch kamen ihm ſeine religioͤſen Begriffe<lb/> von Suͤnde wohl hiebei zu ſtatten. — Es war<lb/> ihm fuͤrchterlich genug, daß es wirklich derglei¬<lb/> chen Laſter, die er nur den Nahmen nach kannte,<lb/> in der Welt gab, geſchweige denn, daß er nur<lb/> einen Gedanken haͤtte haben ſollen, ſie naͤher ken¬<lb/> nen zu lernen.</p><lb/> <p>Am Montag morgen introducirte ihn nun<lb/> der Direktor B. . . in <choice><sic>dle</sic><corr>die</corr></choice> zweite Klaſſe des Lyce¬<lb/> ums, wo der Konrektor und der Kantor unter¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [46/0056]
Farben gemahlt, daß ſich Reiſer ſchon vor der
Vorſtellung von dieſen ungeheuren Suͤnden ſelbſt
fuͤrchtete, und mit ſeinen Gedanken in das Dun¬
kel, welches ſie umhuͤllte, nicht tiefer einzudrin¬
gen wagte. — Ueberhaupt waren ſeine Begrif¬
fe von dem Urſprung des Menſchen noch ſehr
dunkel und verworren, ob er gleich nicht mehr
glaubte, daß der Storch die Kinder bringe. —
Seine Gedanken waren gewiß damals rein; denn
ein gewiſſes Gefuͤhl von Scham, daß ihm natuͤr¬
lich zu ſeyn ſchien, war Urſach, daß er we¬
der mit ſeinen Gedanken uͤber dergleichen Gegen¬
ſtaͤnden verweilte, noch ſich mit ſeinen Mitſchuͤ¬
lern und Bekannten daruͤber zu unterreden wag¬
te. Auch kamen ihm ſeine religioͤſen Begriffe
von Suͤnde wohl hiebei zu ſtatten. — Es war
ihm fuͤrchterlich genug, daß es wirklich derglei¬
chen Laſter, die er nur den Nahmen nach kannte,
in der Welt gab, geſchweige denn, daß er nur
einen Gedanken haͤtte haben ſollen, ſie naͤher ken¬
nen zu lernen.
Am Montag morgen introducirte ihn nun
der Direktor B. . . in die zweite Klaſſe des Lyce¬
ums, wo der Konrektor und der Kantor unter¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |