Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.So sonderbar nun auch die um des Lateini¬ So ſonderbar nun auch die um des Lateini¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0060" n="50"/> <p>So ſonderbar nun auch die um des Lateini¬<lb/> ſchen Willen zuſammen geleſenen deutſchen Aus¬<lb/> druͤcke zuweilen klangen, ſo nuͤtzlich war doch im<lb/> Grunde dieſe Uebung, und ſolch einen Wetteifer er¬<lb/> regte ſie. — Denn binnen einem Jahre kam<lb/> Reiſer dadurch ſo weit, daß er ohne einen einzi¬<lb/> gen grammatikaliſchen Fehler Latein ſchrieb, und<lb/> ſich alſo in dieſer Sprache richtiger, als in der<lb/> deutſchen ausdruͤckte. Denn im lateiniſchen wu߬<lb/> te er, wo er den Akkuſativ und den Dativ ſetzen<lb/> mußte. Im Deutſchen aber hatte er nie daran<lb/> gedacht, daß <hi rendition="#fr">mich</hi> z. B. der Akkuſativ und <hi rendition="#fr">mir</hi><lb/> der Dativ ſey, und daß man ſeine Mutterſpra¬<lb/> che eben ſo wie das Lateiniſche auch deklini¬<lb/> ren und konjugiren muͤſſen. — Indes faßte er<lb/> doch unvermerkt einige allgemeine Begriffe, die er<lb/> nachher auf ſeine Mutterſprache anwenden konn¬<lb/> te, — Er fing allmaͤlig an, ſich deutliche Be¬<lb/> griffe von dem zu machen, was man Subſtanti¬<lb/> vum und Verbum nannte, welche er ſonſt noch<lb/> oft verwechſelte, wo ſie aneinander grenzten, als<lb/> z. B. <hi rendition="#fr">gehn</hi>, und <hi rendition="#fr">das Gehen</hi>. Weil aber der¬<lb/> gleichen Irrthuͤmer in der lateiniſchen Ausarbei¬<lb/> tung immer einen Fehler zu veranlaſſen pflegten,<lb/></p> </body> </text> </TEI> [50/0060]
So ſonderbar nun auch die um des Lateini¬
ſchen Willen zuſammen geleſenen deutſchen Aus¬
druͤcke zuweilen klangen, ſo nuͤtzlich war doch im
Grunde dieſe Uebung, und ſolch einen Wetteifer er¬
regte ſie. — Denn binnen einem Jahre kam
Reiſer dadurch ſo weit, daß er ohne einen einzi¬
gen grammatikaliſchen Fehler Latein ſchrieb, und
ſich alſo in dieſer Sprache richtiger, als in der
deutſchen ausdruͤckte. Denn im lateiniſchen wu߬
te er, wo er den Akkuſativ und den Dativ ſetzen
mußte. Im Deutſchen aber hatte er nie daran
gedacht, daß mich z. B. der Akkuſativ und mir
der Dativ ſey, und daß man ſeine Mutterſpra¬
che eben ſo wie das Lateiniſche auch deklini¬
ren und konjugiren muͤſſen. — Indes faßte er
doch unvermerkt einige allgemeine Begriffe, die er
nachher auf ſeine Mutterſprache anwenden konn¬
te, — Er fing allmaͤlig an, ſich deutliche Be¬
griffe von dem zu machen, was man Subſtanti¬
vum und Verbum nannte, welche er ſonſt noch
oft verwechſelte, wo ſie aneinander grenzten, als
z. B. gehn, und das Gehen. Weil aber der¬
gleichen Irrthuͤmer in der lateiniſchen Ausarbei¬
tung immer einen Fehler zu veranlaſſen pflegten,
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