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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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des Abends ganz im Finstern dreimal um den
Wall, und spricht mit Niemand, als mit sich
selber, indem er sich die Lektion des Tages wie¬
derhohlt, u. s. w. -- so war ihm das gar nicht
unangenehm zu hören, es hatte vielmehr etwas
Schmeichelhaftes für ihn, auf die Weise in ei¬
nem gewissen sonderbaren Lichte zu erscheinen. --
Aber als J... seinen Vers --

An euch ihr schönen Wissenschaften
An euch soll meine Seele haften,
lächerlich machte, das war für ihn sehr kränkend
und beschämend, und er hätte viel darum gege¬
ben, daß er diesen Vers nicht gemacht hätte.

Nachdem Reiser ein Vierteljahr lang die
Singestunden des Kantors besucht hatte, erreichte
er nun auch das so sehnlich gewünschte Glück, ins
Chor zu gehen, wo er die Altstimme sang. --

Die Freude über seinen neuen Stand eines
Chorschülers dauerte einige Wochen, so lange
es nehmlich gut Wetter blieb. Er fand ein gar
großes Vergnügen an den Arien und Motetten,
die er singen hörte, und an den freundschaftlichen
Unterredungen mit seinen Mitschülern, während

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des Abends ganz im Finſtern dreimal um den
Wall, und ſpricht mit Niemand, als mit ſich
ſelber, indem er ſich die Lektion des Tages wie¬
derhohlt, u. ſ. w. — ſo war ihm das gar nicht
unangenehm zu hoͤren, es hatte vielmehr etwas
Schmeichelhaftes fuͤr ihn, auf die Weiſe in ei¬
nem gewiſſen ſonderbaren Lichte zu erſcheinen. —
Aber als J... ſeinen Vers —

An euch ihr ſchoͤnen Wiſſenſchaften
An euch ſoll meine Seele haften,
laͤcherlich machte, das war fuͤr ihn ſehr kraͤnkend
und beſchaͤmend, und er haͤtte viel darum gege¬
ben, daß er dieſen Vers nicht gemacht haͤtte.

Nachdem Reiſer ein Vierteljahr lang die
Singeſtunden des Kantors beſucht hatte, erreichte
er nun auch das ſo ſehnlich gewuͤnſchte Gluͤck, ins
Chor zu gehen, wo er die Altſtimme ſang. —

Die Freude uͤber ſeinen neuen Stand eines
Chorſchuͤlers dauerte einige Wochen, ſo lange
es nehmlich gut Wetter blieb. Er fand ein gar
großes Vergnuͤgen an den Arien und Motetten,
die er ſingen hoͤrte, und an den freundſchaftlichen
Unterredungen mit ſeinen Mitſchuͤlern, waͤhrend

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[81/0091] des Abends ganz im Finſtern dreimal um den Wall, und ſpricht mit Niemand, als mit ſich ſelber, indem er ſich die Lektion des Tages wie¬ derhohlt, u. ſ. w. — ſo war ihm das gar nicht unangenehm zu hoͤren, es hatte vielmehr etwas Schmeichelhaftes fuͤr ihn, auf die Weiſe in ei¬ nem gewiſſen ſonderbaren Lichte zu erſcheinen. — Aber als J... ſeinen Vers — An euch ihr ſchoͤnen Wiſſenſchaften An euch ſoll meine Seele haften, laͤcherlich machte, das war fuͤr ihn ſehr kraͤnkend und beſchaͤmend, und er haͤtte viel darum gege¬ ben, daß er dieſen Vers nicht gemacht haͤtte. Nachdem Reiſer ein Vierteljahr lang die Singeſtunden des Kantors beſucht hatte, erreichte er nun auch das ſo ſehnlich gewuͤnſchte Gluͤck, ins Chor zu gehen, wo er die Altſtimme ſang. — Die Freude uͤber ſeinen neuen Stand eines Chorſchuͤlers dauerte einige Wochen, ſo lange es nehmlich gut Wetter blieb. Er fand ein gar großes Vergnuͤgen an den Arien und Motetten, die er ſingen hoͤrte, und an den freundſchaftlichen Unterredungen mit ſeinen Mitſchuͤlern, waͤhrend F

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/91>, abgerufen am 22.11.2024.