Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

nisse ziemlich beträchtliche monathliche Einnah¬
me daraus erwuchs, welche ihm denn freilich
auch eine ganz ungewohnte Sache war, womit
er nicht gehörig umzugehen wußte. --

Keiner seiner reichen und angesehenen Mit¬
schüler schämte sich nun mehr mit ihm umzuge¬
hen, und ihn in seiner schlechten Wohnung zu
besuchen. -- Er sahe sich auch noch in diesem
Jahre gedruckt, indem er verschiedene kleine
Neujahrwünsche in Versen für einen Buch¬
drucker verfertigte, welcher dergleichen gedruckte
Wünsche verkaufte -- ob nun gleich sein Nahme
nicht hiebei bemerkt war, und niemand wußte,
daß die Verse von ihm waren, so machte ihm
doch der Anblick dieser ersten gedruckten Zeilen
von seiner Hand, ein unbeschreibliches Vergnü¬
gen, so oft er sie ansah. -- Und als nun gar
einige Tage vorher, ehe die Rede gehalten wur¬
de, auf einem lateinischen Anschlagbogen sein
Nahme, nebst den Nahmen noch zweier seiner
Mitschüler von den angesehensten Eltern, öffent¬
llch gedruckt stand; und er nun auf diesem An¬
schlagbogen wirklich Reiserus hieß, wie ihn der
vorige Direktor einst genannt hatte; und die

niſſe ziemlich betraͤchtliche monathliche Einnah¬
me daraus erwuchs, welche ihm denn freilich
auch eine ganz ungewohnte Sache war, womit
er nicht gehoͤrig umzugehen wußte. —

Keiner ſeiner reichen und angeſehenen Mit¬
ſchuͤler ſchaͤmte ſich nun mehr mit ihm umzuge¬
hen, und ihn in ſeiner ſchlechten Wohnung zu
beſuchen. — Er ſahe ſich auch noch in dieſem
Jahre gedruckt, indem er verſchiedene kleine
Neujahrwuͤnſche in Verſen fuͤr einen Buch¬
drucker verfertigte, welcher dergleichen gedruckte
Wuͤnſche verkaufte — ob nun gleich ſein Nahme
nicht hiebei bemerkt war, und niemand wußte,
daß die Verſe von ihm waren, ſo machte ihm
doch der Anblick dieſer erſten gedruckten Zeilen
von ſeiner Hand, ein unbeſchreibliches Vergnuͤ¬
gen, ſo oft er ſie anſah. — Und als nun gar
einige Tage vorher, ehe die Rede gehalten wur¬
de, auf einem lateiniſchen Anſchlagbogen ſein
Nahme, nebſt den Nahmen noch zweier ſeiner
Mitſchuͤler von den angeſehenſten Eltern, oͤffent¬
llch gedruckt ſtand; und er nun auf dieſem An¬
ſchlagbogen wirklich Reiſerus hieß, wie ihn der
vorige Direktor einſt genannt hatte; und die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0149" n="139"/>
ni&#x017F;&#x017F;e ziemlich betra&#x0364;chtliche monathliche Einnah¬<lb/>
me daraus erwuchs, welche ihm denn freilich<lb/>
auch eine ganz ungewohnte Sache war, womit<lb/>
er nicht geho&#x0364;rig umzugehen wußte. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Keiner &#x017F;einer reichen und ange&#x017F;ehenen Mit¬<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ler &#x017F;cha&#x0364;mte &#x017F;ich nun mehr mit ihm umzuge¬<lb/>
hen, und ihn in &#x017F;einer &#x017F;chlechten Wohnung zu<lb/>
be&#x017F;uchen. &#x2014; Er &#x017F;ahe &#x017F;ich auch noch in die&#x017F;em<lb/>
Jahre gedruckt, indem er ver&#x017F;chiedene kleine<lb/>
Neujahrwu&#x0364;n&#x017F;che in Ver&#x017F;en fu&#x0364;r einen Buch¬<lb/>
drucker verfertigte, welcher dergleichen gedruckte<lb/>
Wu&#x0364;n&#x017F;che verkaufte &#x2014; ob nun gleich &#x017F;ein Nahme<lb/>
nicht hiebei bemerkt war, und niemand wußte,<lb/>
daß die Ver&#x017F;e von ihm waren, &#x017F;o machte ihm<lb/>
doch der Anblick die&#x017F;er er&#x017F;ten gedruckten Zeilen<lb/>
von &#x017F;einer Hand, ein unbe&#x017F;chreibliches Vergnu&#x0364;¬<lb/>
gen, &#x017F;o oft er &#x017F;ie an&#x017F;ah. &#x2014; Und als nun gar<lb/>
einige Tage vorher, ehe die Rede gehalten wur¬<lb/>
de, auf einem lateini&#x017F;chen An&#x017F;chlagbogen &#x017F;ein<lb/>
Nahme, neb&#x017F;t den Nahmen noch zweier &#x017F;einer<lb/>
Mit&#x017F;chu&#x0364;ler von den ange&#x017F;ehen&#x017F;ten Eltern, o&#x0364;ffent¬<lb/>
llch gedruckt &#x017F;tand; und er nun auf die&#x017F;em An¬<lb/>
&#x017F;chlagbogen wirklich Rei&#x017F;erus hieß, wie ihn der<lb/>
vorige Direktor ein&#x017F;t genannt hatte; und die<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0149] niſſe ziemlich betraͤchtliche monathliche Einnah¬ me daraus erwuchs, welche ihm denn freilich auch eine ganz ungewohnte Sache war, womit er nicht gehoͤrig umzugehen wußte. — Keiner ſeiner reichen und angeſehenen Mit¬ ſchuͤler ſchaͤmte ſich nun mehr mit ihm umzuge¬ hen, und ihn in ſeiner ſchlechten Wohnung zu beſuchen. — Er ſahe ſich auch noch in dieſem Jahre gedruckt, indem er verſchiedene kleine Neujahrwuͤnſche in Verſen fuͤr einen Buch¬ drucker verfertigte, welcher dergleichen gedruckte Wuͤnſche verkaufte — ob nun gleich ſein Nahme nicht hiebei bemerkt war, und niemand wußte, daß die Verſe von ihm waren, ſo machte ihm doch der Anblick dieſer erſten gedruckten Zeilen von ſeiner Hand, ein unbeſchreibliches Vergnuͤ¬ gen, ſo oft er ſie anſah. — Und als nun gar einige Tage vorher, ehe die Rede gehalten wur¬ de, auf einem lateiniſchen Anſchlagbogen ſein Nahme, nebſt den Nahmen noch zweier ſeiner Mitſchuͤler von den angeſehenſten Eltern, oͤffent¬ llch gedruckt ſtand; und er nun auf dieſem An¬ ſchlagbogen wirklich Reiſerus hieß, wie ihn der vorige Direktor einſt genannt hatte; und die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/149
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/149>, abgerufen am 22.11.2024.