diesen wenigen Tagen mehr, als vorher in Jah¬ ren gewann. -- Er lud auch den Dichter Hölty ein, den er aber bei dieser Gelegenheit nur wenig kennen lernte; denn Reisers Schüchternheit konnte nur durch eine gewisse Zutraulichkeit, die man ihm bewieß, gehoben werden, und diese war Hölty's Sache nicht, der bei der ersten Unterre¬ dung mit einem Unbekannten allemal etwas ver¬ legen war. -- Reiser nahm diese Verlegenheit für Verachtung, die ihn destomehr kränkte, je größer seine Achtung für Hölty war, und so wagte er es nicht, ihn wieder zu besuchen. --
Wenn er nun den Tag über seine glänzende Rolle ausgespielt hatte, so ging er des Abends zu seinem Essigbrauer, wo denn auch Philipp Reiser, und W. . ., und der andre junge Mensch, den sein Beispiel zum Studiren aufgemuntert hatte, waren, die ihn mit offenen Armen em¬ pfingen -- und denen er von seinen Besuchen, und den Personen, die er kennen gelernt hatte, erzählte -- und auf die Weise die Freude über seinen Zustand mit ihnen theilte. --
Die Frau F. . ., und sein Vetter, der Peru¬ quenmacher, und alle die Leute, welche ihm Frei¬
dieſen wenigen Tagen mehr, als vorher in Jah¬ ren gewann. — Er lud auch den Dichter Hoͤlty ein, den er aber bei dieſer Gelegenheit nur wenig kennen lernte; denn Reiſers Schuͤchternheit konnte nur durch eine gewiſſe Zutraulichkeit, die man ihm bewieß, gehoben werden, und dieſe war Hoͤlty's Sache nicht, der bei der erſten Unterre¬ dung mit einem Unbekannten allemal etwas ver¬ legen war. — Reiſer nahm dieſe Verlegenheit fuͤr Verachtung, die ihn deſtomehr kraͤnkte, je groͤßer ſeine Achtung fuͤr Hoͤlty war, und ſo wagte er es nicht, ihn wieder zu beſuchen. —
Wenn er nun den Tag uͤber ſeine glaͤnzende Rolle ausgeſpielt hatte, ſo ging er des Abends zu ſeinem Eſſigbrauer, wo denn auch Philipp Reiſer, und W. . ., und der andre junge Menſch, den ſein Beiſpiel zum Studiren aufgemuntert hatte, waren, die ihn mit offenen Armen em¬ pfingen — und denen er von ſeinen Beſuchen, und den Perſonen, die er kennen gelernt hatte, erzaͤhlte — und auf die Weiſe die Freude uͤber ſeinen Zuſtand mit ihnen theilte. —
Die Frau F. . ., und ſein Vetter, der Peru¬ quenmacher, und alle die Leute, welche ihm Frei¬
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dieſen wenigen Tagen mehr, als vorher in Jah¬
ren gewann. — Er lud auch den Dichter Hoͤlty
ein, den er aber bei dieſer Gelegenheit nur wenig
kennen lernte; denn Reiſers Schuͤchternheit
konnte nur durch eine gewiſſe Zutraulichkeit, die
man ihm bewieß, gehoben werden, und dieſe war
Hoͤlty's Sache nicht, der bei der erſten Unterre¬
dung mit einem Unbekannten allemal etwas ver¬
legen war. — Reiſer nahm dieſe Verlegenheit
fuͤr Verachtung, die ihn deſtomehr kraͤnkte, je
groͤßer ſeine Achtung fuͤr Hoͤlty war, und ſo
wagte er es nicht, ihn wieder zu beſuchen. —
Wenn er nun den Tag uͤber ſeine glaͤnzende
Rolle ausgeſpielt hatte, ſo ging er des Abends
zu ſeinem Eſſigbrauer, wo denn auch Philipp
Reiſer, und W. . ., und der andre junge Menſch,
den ſein Beiſpiel zum Studiren aufgemuntert
hatte, waren, die ihn mit offenen Armen em¬
pfingen — und denen er von ſeinen Beſuchen,
und den Perſonen, die er kennen gelernt hatte,
erzaͤhlte — und auf die Weiſe die Freude uͤber
ſeinen Zuſtand mit ihnen theilte. —
Die Frau F. . ., und ſein Vetter, der Peru¬
quenmacher, und alle die Leute, welche ihm Frei¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/152>, abgerufen am 16.02.2025.
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