Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.edle aber doch eine zu sanfte Rolle für ihn -- edle aber doch eine zu ſanfte Rolle fuͤr ihn — <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0226" n="216"/> edle aber doch eine zu ſanfte Rolle fuͤr ihn —<lb/> und uͤberdem mißlang es gewißermaßen mit der<lb/> ganzen Auffuͤhrung des Stuͤcks — denn da der<lb/> Klavigo und den Mann nach der Uhr zu Ende<lb/> waren, ſo gingen die meiſten Zuſchauer weg,<lb/> weil es ſchon ſehr ſpaͤt war, und es blieb nicht<lb/> der dritte Theil da, welche den Edelknaben noch<lb/> abwarteten — dieß und der quaͤlende Gedanke<lb/> an den Klavigo, den er immer noch nicht unter¬<lb/> druͤcken konnte, war Urſach, daß Reiſer den Fuͤr¬<lb/> ſten im Edelknaben ſehr nachlaͤſſig, und weit<lb/> ſchlechter ſpielte, als er ihn haͤtte ſpielen koͤnnen<lb/> — und da nun alles geendigt war, mißvergnuͤgt<lb/> und traurig zu Hauſe ging. — Er dachte aber<lb/> dabei doch noch dereinſt ſeine Luſt zu buͤßen, ſich<lb/> auf dem Theater in einer heftigen und erſchuͤt¬<lb/> ternden Rolle zu zeigen, moͤchte es auch koſten,<lb/> was es wolle. — Daß ihm zum erſtenmale dieſer<lb/> Genuß verſagt war, reitzte ſeine Begierde dar¬<lb/> nach nur noch ſtaͤrker — und wie konnte er ſiche¬<lb/> rer die Erfuͤllung ſeines hoͤchſten Wunſches hof¬<lb/> fen, als wenn er das zum eigentlichen Geſchaͤft<lb/> ſeines Lebens machte, woran ohnedem ſchon ſein<lb/> ganzes Herz hing. — Der Gedanke, ſich dem<lb/></p> </body> </text> </TEI> [216/0226]
edle aber doch eine zu ſanfte Rolle fuͤr ihn —
und uͤberdem mißlang es gewißermaßen mit der
ganzen Auffuͤhrung des Stuͤcks — denn da der
Klavigo und den Mann nach der Uhr zu Ende
waren, ſo gingen die meiſten Zuſchauer weg,
weil es ſchon ſehr ſpaͤt war, und es blieb nicht
der dritte Theil da, welche den Edelknaben noch
abwarteten — dieß und der quaͤlende Gedanke
an den Klavigo, den er immer noch nicht unter¬
druͤcken konnte, war Urſach, daß Reiſer den Fuͤr¬
ſten im Edelknaben ſehr nachlaͤſſig, und weit
ſchlechter ſpielte, als er ihn haͤtte ſpielen koͤnnen
— und da nun alles geendigt war, mißvergnuͤgt
und traurig zu Hauſe ging. — Er dachte aber
dabei doch noch dereinſt ſeine Luſt zu buͤßen, ſich
auf dem Theater in einer heftigen und erſchuͤt¬
ternden Rolle zu zeigen, moͤchte es auch koſten,
was es wolle. — Daß ihm zum erſtenmale dieſer
Genuß verſagt war, reitzte ſeine Begierde dar¬
nach nur noch ſtaͤrker — und wie konnte er ſiche¬
rer die Erfuͤllung ſeines hoͤchſten Wunſches hof¬
fen, als wenn er das zum eigentlichen Geſchaͤft
ſeines Lebens machte, woran ohnedem ſchon ſein
ganzes Herz hing. — Der Gedanke, ſich dem
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