Weil er doch aber nun, um sein Glück in der weiten Welt zu suchen, sich irgend einen Ort in der weiten Welt zum Ziel seiner Wanderung machen mußte, so wählte er Weimar hierzu, wo sich damals die Seilersche Truppe, über welche Eckhof die Direktion führte, aufhalten sollte. -- Hier wollte er seinen Entschluß, sich dem Theater zu widmen, ins Werk zu richten suchen. --
Während nun, daß er mit diesem Gedanken umging, erlitt' er noch eine Demüthigung, die ihn vollends in seinem Entschluß bestärkte. --
Er ging nehmlich eines Nachmittags mit ei¬ ner Anzahl seiner Mitschüler, die von der dra¬ matischen Gesellschaft waren, in einem öffent¬ lichen Garten vor der Stadt spatziren. -- Nun mochten ihm wohl die Gedanken, womit er um¬ ging, ein sonderbares zerstreutes Ansehen geben, wodurch er sich vor seiner Gesellschaft eben nicht zu seinem Vortheil auszeichnete -- und seine Mitschüler fielen, ehe er sichs versahe, auf ein¬ mal wieder mit einem solchen Spott über ihn her, daß es ihm auch nicht möglich war, gegen
Weil er doch aber nun, um ſein Gluͤck in der weiten Welt zu ſuchen, ſich irgend einen Ort in der weiten Welt zum Ziel ſeiner Wanderung machen mußte, ſo waͤhlte er Weimar hierzu, wo ſich damals die Seilerſche Truppe, uͤber welche Eckhof die Direktion fuͤhrte, aufhalten ſollte. — Hier wollte er ſeinen Entſchluß, ſich dem Theater zu widmen, ins Werk zu richten ſuchen. —
Waͤhrend nun, daß er mit dieſem Gedanken umging, erlitt' er noch eine Demuͤthigung, die ihn vollends in ſeinem Entſchluß beſtaͤrkte. —
Er ging nehmlich eines Nachmittags mit ei¬ ner Anzahl ſeiner Mitſchuͤler, die von der dra¬ matiſchen Geſellſchaft waren, in einem oͤffent¬ lichen Garten vor der Stadt ſpatziren. — Nun mochten ihm wohl die Gedanken, womit er um¬ ging, ein ſonderbares zerſtreutes Anſehen geben, wodurch er ſich vor ſeiner Geſellſchaft eben nicht zu ſeinem Vortheil auszeichnete — und ſeine Mitſchuͤler fielen, ehe er ſichs verſahe, auf ein¬ mal wieder mit einem ſolchen Spott uͤber ihn her, daß es ihm auch nicht moͤglich war, gegen
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Weil er doch aber nun, um ſein Gluͤck in der
weiten Welt zu ſuchen, ſich irgend einen Ort in
der weiten Welt zum Ziel ſeiner Wanderung
machen mußte, ſo waͤhlte er Weimar hierzu, wo
ſich damals die Seilerſche Truppe, uͤber welche
Eckhof die Direktion fuͤhrte, aufhalten ſollte.
— Hier wollte er ſeinen Entſchluß, ſich dem
Theater zu widmen, ins Werk zu richten
ſuchen. —
Waͤhrend nun, daß er mit dieſem Gedanken
umging, erlitt' er noch eine Demuͤthigung, die
ihn vollends in ſeinem Entſchluß beſtaͤrkte. —
Er ging nehmlich eines Nachmittags mit ei¬
ner Anzahl ſeiner Mitſchuͤler, die von der dra¬
matiſchen Geſellſchaft waren, in einem oͤffent¬
lichen Garten vor der Stadt ſpatziren. — Nun
mochten ihm wohl die Gedanken, womit er um¬
ging, ein ſonderbares zerſtreutes Anſehen geben,
wodurch er ſich vor ſeiner Geſellſchaft eben nicht
zu ſeinem Vortheil auszeichnete — und ſeine
Mitſchuͤler fielen, ehe er ſichs verſahe, auf ein¬
mal wieder mit einem ſolchen Spott uͤber ihn
her, daß es ihm auch nicht moͤglich war, gegen
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/233>, abgerufen am 16.02.2025.
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