Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.den Gedanken vergoß er oft kindische Thränen -- So oft er sich nachher in einem Gedränge Das waren ohngefähr die Gedanken, die den Gedanken vergoß er oft kindiſche Thraͤnen — So oft er ſich nachher in einem Gedraͤnge Das waren ohngefaͤhr die Gedanken, die <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0050" n="40"/> den Gedanken vergoß er oft kindiſche Thraͤnen —<lb/> ſeine Eltern mochten ſeyn, wie ſie wollten, ſo<lb/> waren ſie ihm doch die liebſten — und er haͤtte<lb/> ſie nicht gegen die vornehmſten und guͤtigſten<lb/> vertauſcht. — Aber zugleich kam ihm auch<lb/> ſchon damals das ſonderbare Gefuͤhl von dem<lb/><hi rendition="#fr">Verlieren unter der Menge</hi>, und daß es noch<lb/> ſo unzaͤhlig viele Eltern mit Kindern, außer den<lb/> ſeinigen gab, worunter ſich dieſe wieder ver¬<lb/> lohren — —</p><lb/> <p>So oft er ſich nachher in einem <hi rendition="#fr">Gedraͤnge</hi><lb/> von Menſchen befunden hat, iſt eben diß Ge¬<lb/> fuͤhl der <hi rendition="#fr">Kleinheit</hi>, <hi rendition="#fr">Einzelnheit</hi>, und faſt dem<lb/><hi rendition="#fr">Nichts gleichen Unbedeutſamkeit</hi> in ihm er¬<lb/> wacht — — Wie viel iſt des mir gleichen Stoffes<lb/> hier! welch eine Menge von dieſer <hi rendition="#fr">Menſchen¬<lb/> maſſe</hi>, aus welcher Staaten und Kriegesheere,<lb/> ſo wie aus Baumſtaͤmmen Haͤuſer und Thuͤrme<lb/> gebauet werden! —</p><lb/> <p>Das waren ohngefaͤhr die Gedanken, die<lb/> damals ein dunkles Gefuͤhl in ihm hervorbrachten,<lb/> weil er ſie nicht in Worte einzukleiden, und ſie<lb/> ſich nicht deutlich zu machen wußte.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [40/0050]
den Gedanken vergoß er oft kindiſche Thraͤnen —
ſeine Eltern mochten ſeyn, wie ſie wollten, ſo
waren ſie ihm doch die liebſten — und er haͤtte
ſie nicht gegen die vornehmſten und guͤtigſten
vertauſcht. — Aber zugleich kam ihm auch
ſchon damals das ſonderbare Gefuͤhl von dem
Verlieren unter der Menge, und daß es noch
ſo unzaͤhlig viele Eltern mit Kindern, außer den
ſeinigen gab, worunter ſich dieſe wieder ver¬
lohren — —
So oft er ſich nachher in einem Gedraͤnge
von Menſchen befunden hat, iſt eben diß Ge¬
fuͤhl der Kleinheit, Einzelnheit, und faſt dem
Nichts gleichen Unbedeutſamkeit in ihm er¬
wacht — — Wie viel iſt des mir gleichen Stoffes
hier! welch eine Menge von dieſer Menſchen¬
maſſe, aus welcher Staaten und Kriegesheere,
ſo wie aus Baumſtaͤmmen Haͤuſer und Thuͤrme
gebauet werden! —
Das waren ohngefaͤhr die Gedanken, die
damals ein dunkles Gefuͤhl in ihm hervorbrachten,
weil er ſie nicht in Worte einzukleiden, und ſie
ſich nicht deutlich zu machen wußte.
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