Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Nun kam das Gefolge: die Sorgen, der Gram: Ihm folgt, den Tod in ihren Blicken, Nun sank die Melodie der auf einander folgen¬Verzweiflung, ihre Köcher schicken Die letzten Pfeile auf mich ab. -- den Empfindungen wieder in sanftes Mitleid mit sich selber zurück. Ja, jede Lust muß ich nun meiden, Hievon erhob sich der Gang der Ideen zu allge¬Mir blühen nicht des Lenzes Freuden, u. s. w. meinen Betrachtungen über das Leben, die sich aber zuletzt wieder in eben den schrecklichen Zweifeln endigten, von welchen die Melodie ausgegangen war: Mein Pfad geht über dürre Heide, Hier flieht mich höhnend jede Freude, Und läßt nur Eckel mir zurück. Ich wandre -- doch wohin ich reise?
Woher? -- das sage mir der Weise, Der mehr als ich mich selber kennt -- Mein Daseyn -- das sich kaum entschwinget Dem Augenblick, der es verschlinget, Und bang nach seinem Ziele rennt; E 5
Nun kam das Gefolge: die Sorgen, der Gram: Ihm folgt, den Tod in ihren Blicken, Nun ſank die Melodie der auf einander folgen¬Verzweiflung, ihre Koͤcher ſchicken Die letzten Pfeile auf mich ab. — den Empfindungen wieder in ſanftes Mitleid mit ſich ſelber zuruͤck. Ja, jede Luſt muß ich nun meiden, Hievon erhob ſich der Gang der Ideen zu allge¬Mir bluͤhen nicht des Lenzes Freuden, u. ſ. w. meinen Betrachtungen uͤber das Leben, die ſich aber zuletzt wieder in eben den ſchrecklichen Zweifeln endigten, von welchen die Melodie ausgegangen war: Mein Pfad geht uͤber duͤrre Heide, Hier flieht mich hoͤhnend jede Freude, Und laͤßt nur Eckel mir zuruͤck. Ich wandre — doch wohin ich reiſe?
Woher? — das ſage mir der Weiſe, Der mehr als ich mich ſelber kennt — Mein Daſeyn — das ſich kaum entſchwinget Dem Augenblick, der es verſchlinget, Und bang nach ſeinem Ziele rennt; E 5
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Nun kam das Gefolge: die Sorgen, der Gram:
Ihm folgt, den Tod in ihren Blicken,
Verzweiflung, ihre Koͤcher ſchicken
Die letzten Pfeile auf mich ab. —
Nun ſank die Melodie der auf einander folgen¬
den Empfindungen wieder in ſanftes Mitleid
mit ſich ſelber zuruͤck.
Ja, jede Luſt muß ich nun meiden,
Mir bluͤhen nicht des Lenzes Freuden, u. ſ. w.
Hievon erhob ſich der Gang der Ideen zu allge¬
meinen Betrachtungen uͤber das Leben, die ſich
aber zuletzt wieder in eben den ſchrecklichen
Zweifeln endigten, von welchen die Melodie
ausgegangen war:
Mein Pfad geht uͤber duͤrre Heide,
Hier flieht mich hoͤhnend jede Freude,
Und laͤßt nur Eckel mir zuruͤck.
Ich wandre — doch wohin ich reiſe?
Woher? — das ſage mir der Weiſe,
Der mehr als ich mich ſelber kennt —
Mein Daſeyn — das ſich kaum entſchwinget
Dem Augenblick, der es verſchlinget,
Und bang nach ſeinem Ziele rennt;
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