Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Anverwandtin von dem Ertunkenen war, und Reiser war nehmlich auch in der Absicht sich F 3
Anverwandtin von dem Ertunkenen war, und Reiſer war nehmlich auch in der Abſicht ſich F 3
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0095" n="85"/> Anverwandtin von dem Ertunkenen war, und<lb/> mit deren Bruder ſich dieſer eben gebadet hatte,<lb/> auf die erhaltene Nachricht von dem ungluͤckli¬<lb/> chen Vorfall, ſogleich aus der Stadt herbeieilte,<lb/> und bei der Menge Menſchen, die am Fluſſe<lb/> ſtanden, ihre Thraͤnen nicht verbarg, welches<lb/> Anton Reiſer mit Ruͤhrung bemerkte, ſo daß er<lb/> den Todten faſt beneidet haͤtte, um den ſolche<lb/> Thraͤnen floſſen. —</p><lb/> <p>Reiſer war nehmlich auch in der Abſicht ſich<lb/> zu baden an den Fluß gegangen, und eben da er<lb/> hinkam war der junge Menſch ertrunken, deſſen<lb/> Gefaͤhrte ſich noch nicht einmal wieder ange¬<lb/> kleidet hatte; er ſahe darauf die gleichguͤltigen<lb/> und bei der Sache unintereßirten Zuſchauer ſich<lb/> allmaͤlig verſammlen, ſahe den Koͤrper des jun¬<lb/> gen Menſchen, den er ſelbſt durch Philipp Rei¬<lb/> ſern ſehr gut gekannt hatte, herausziehen, und<lb/> alle Mittel, ihn wieder zum Leben zu bringen,<lb/> vergeblich anwenden, — diß alles machte einen ſo<lb/> lebhaften Eindruck auf ihn, daß das Gedicht, welches<lb/> er auf dieſenVorfall verfertigte, eine gewiſſe <hi rendition="#fr">Wahr</hi>¬<lb/><hi rendition="#fr">heit</hi> im Ausdruck erhielt, und ſich dadurch von<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 3<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [85/0095]
Anverwandtin von dem Ertunkenen war, und
mit deren Bruder ſich dieſer eben gebadet hatte,
auf die erhaltene Nachricht von dem ungluͤckli¬
chen Vorfall, ſogleich aus der Stadt herbeieilte,
und bei der Menge Menſchen, die am Fluſſe
ſtanden, ihre Thraͤnen nicht verbarg, welches
Anton Reiſer mit Ruͤhrung bemerkte, ſo daß er
den Todten faſt beneidet haͤtte, um den ſolche
Thraͤnen floſſen. —
Reiſer war nehmlich auch in der Abſicht ſich
zu baden an den Fluß gegangen, und eben da er
hinkam war der junge Menſch ertrunken, deſſen
Gefaͤhrte ſich noch nicht einmal wieder ange¬
kleidet hatte; er ſahe darauf die gleichguͤltigen
und bei der Sache unintereßirten Zuſchauer ſich
allmaͤlig verſammlen, ſahe den Koͤrper des jun¬
gen Menſchen, den er ſelbſt durch Philipp Rei¬
ſern ſehr gut gekannt hatte, herausziehen, und
alle Mittel, ihn wieder zum Leben zu bringen,
vergeblich anwenden, — diß alles machte einen ſo
lebhaften Eindruck auf ihn, daß das Gedicht, welches
er auf dieſenVorfall verfertigte, eine gewiſſe Wahr¬
heit im Ausdruck erhielt, und ſich dadurch von
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