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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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Reiser in den Gasthof kam, trat der Wirth her¬
zu, und gebot dem Erzähler Stillschweigen,
weil es schon spät in die Nacht, und Zeit sey,
sich schlafen zu legen.

Der Handwerksbursch und die Bauern leg¬
ten sich nun auf die Streu, die schon zubereitet
war, und worauf auch Reiser Platz nahm. --
Der Handwerksbursch konnte sich über die
Grobheit des Wirths gar nicht zufrieden geben,
und gar nicht darüber einschlafen, indem er un¬
zähligemal versicherte, das ihm in ganz Chur¬
sachsen noch keine solche Grobheit von irgend
einem Wirth wiederfahren sey.

Als Reiser nun hier am andern Morgen sei¬
nen Dreier Schlafgeld bezahlt hatte, war sein
Vermögen bis auf neun Pfennige geschmolzen;
und nun fieng er an, auf einmal sich so erschöpft
zu fühlen, da rohe Wurzeln schon seit mehrern
Tagen seine einzige Kost gewesen waren, daß
der Gedanke an eine Meile, die er gehen sollte,
ihn mit Schrecken erfüllte; denn er fühlte sich
diesen Morgen wie gelähmt, und der Raum
zwischen Mühlhausen und hier kam ihm wie eine

Reiſer in den Gaſthof kam, trat der Wirth her¬
zu, und gebot dem Erzaͤhler Stillſchweigen,
weil es ſchon ſpaͤt in die Nacht, und Zeit ſey,
ſich ſchlafen zu legen.

Der Handwerksburſch und die Bauern leg¬
ten ſich nun auf die Streu, die ſchon zubereitet
war, und worauf auch Reiſer Platz nahm. —
Der Handwerksburſch konnte ſich uͤber die
Grobheit des Wirths gar nicht zufrieden geben,
und gar nicht daruͤber einſchlafen, indem er un¬
zaͤhligemal verſicherte, das ihm in ganz Chur¬
ſachſen noch keine ſolche Grobheit von irgend
einem Wirth wiederfahren ſey.

Als Reiſer nun hier am andern Morgen ſei¬
nen Dreier Schlafgeld bezahlt hatte, war ſein
Vermoͤgen bis auf neun Pfennige geſchmolzen;
und nun fieng er an, auf einmal ſich ſo erſchoͤpft
zu fuͤhlen, da rohe Wurzeln ſchon ſeit mehrern
Tagen ſeine einzige Koſt geweſen waren, daß
der Gedanke an eine Meile, die er gehen ſollte,
ihn mit Schrecken erfuͤllte; denn er fuͤhlte ſich
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[90/0104] Reiſer in den Gaſthof kam, trat der Wirth her¬ zu, und gebot dem Erzaͤhler Stillſchweigen, weil es ſchon ſpaͤt in die Nacht, und Zeit ſey, ſich ſchlafen zu legen. Der Handwerksburſch und die Bauern leg¬ ten ſich nun auf die Streu, die ſchon zubereitet war, und worauf auch Reiſer Platz nahm. — Der Handwerksburſch konnte ſich uͤber die Grobheit des Wirths gar nicht zufrieden geben, und gar nicht daruͤber einſchlafen, indem er un¬ zaͤhligemal verſicherte, das ihm in ganz Chur¬ ſachſen noch keine ſolche Grobheit von irgend einem Wirth wiederfahren ſey. Als Reiſer nun hier am andern Morgen ſei¬ nen Dreier Schlafgeld bezahlt hatte, war ſein Vermoͤgen bis auf neun Pfennige geſchmolzen; und nun fieng er an, auf einmal ſich ſo erſchoͤpft zu fuͤhlen, da rohe Wurzeln ſchon ſeit mehrern Tagen ſeine einzige Koſt geweſen waren, daß der Gedanke an eine Meile, die er gehen ſollte, ihn mit Schrecken erfuͤllte; denn er fuͤhlte ſich dieſen Morgen wie gelaͤhmt, und der Raum zwiſchen Muͤhlhauſen und hier kam ihm wie eine

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/104>, abgerufen am 21.11.2024.