Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.sich in seinen Hörsaal, wo die Studenten schon Er sahe sich also nun auf einmal in Erfurt, Der Doktor Froriep las Kirchengeschichte, Als das Kollegium zu Ende war, nahm G 3
ſich in ſeinen Hoͤrſaal, wo die Studenten ſchon Er ſahe ſich alſo nun auf einmal in Erfurt, Der Doktor Froriep las Kirchengeſchichte, Als das Kollegium zu Ende war, nahm G 3
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0115" n="101"/> ſich in ſeinen Hoͤrſaal, wo die Studenten ſchon<lb/> mit den Huͤten auf den Koͤpfen ſaßen, welches<lb/> fuͤr Reiſern ein ganz ungewohnter Anblick war;<lb/> um ſo vielmehr, da er merkte, daß man ſich<lb/> uͤber ihn aufhielt, weil er nicht auch bedeckt blieb.</p><lb/> <p>Er ſahe ſich alſo nun auf einmal in Erfurt,<lb/> in dem Hoͤrſaale eines Profeſſors, mitten unter<lb/> Studenten ſitzen, da er am Morgen eben dieſes<lb/> Tages noch weiter nichts als das offne Feld,<lb/> das er durchwanderte, zu ſeinem Aufenthalt<lb/> vor ſich ſahe.</p><lb/> <p>Der Doktor Froriep las Kirchengeſchichte,<lb/> wobei auch manche luſtige Anekdote mit unter¬<lb/> lief, die das Auditorium aufmunterte, und von<lb/> den Muſenſoͤhnen oft mit einem ſchallenden Ge¬<lb/> laͤchter begleitet wurde. Dieß alles war Rei¬<lb/> ſern noch wie ein Traum. Er erinnerte ſich an<lb/> die Jahre ſeiner Kindheit, wo ihm der Hoͤrſaal<lb/> der Schule ſchon heilig war, und itzt fand er<lb/> ſich auf einmal in einem akademiſchen Hoͤrſaale,<lb/> uͤber dem nun nichts Hoͤhers mehr war.</p><lb/> <p>Als das Kollegium zu Ende war, nahm<lb/> der Doktor Froriep Reiſern mit ſich auf ſeine<lb/> Stube, und fragte ihn um ſeine Geſchichte.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 3<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [101/0115]
ſich in ſeinen Hoͤrſaal, wo die Studenten ſchon
mit den Huͤten auf den Koͤpfen ſaßen, welches
fuͤr Reiſern ein ganz ungewohnter Anblick war;
um ſo vielmehr, da er merkte, daß man ſich
uͤber ihn aufhielt, weil er nicht auch bedeckt blieb.
Er ſahe ſich alſo nun auf einmal in Erfurt,
in dem Hoͤrſaale eines Profeſſors, mitten unter
Studenten ſitzen, da er am Morgen eben dieſes
Tages noch weiter nichts als das offne Feld,
das er durchwanderte, zu ſeinem Aufenthalt
vor ſich ſahe.
Der Doktor Froriep las Kirchengeſchichte,
wobei auch manche luſtige Anekdote mit unter¬
lief, die das Auditorium aufmunterte, und von
den Muſenſoͤhnen oft mit einem ſchallenden Ge¬
laͤchter begleitet wurde. Dieß alles war Rei¬
ſern noch wie ein Traum. Er erinnerte ſich an
die Jahre ſeiner Kindheit, wo ihm der Hoͤrſaal
der Schule ſchon heilig war, und itzt fand er
ſich auf einmal in einem akademiſchen Hoͤrſaale,
uͤber dem nun nichts Hoͤhers mehr war.
Als das Kollegium zu Ende war, nahm
der Doktor Froriep Reiſern mit ſich auf ſeine
Stube, und fragte ihn um ſeine Geſchichte.
G 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |