Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.zu seinen Fortschritten, und die Ehre ist nur der Die bloße Ruhmbegier kann wohl die Begier Noch ein drittes schlimmes Zeichen ist, wenn Dieß war denn auch der Fall bei Reisern; zu ſeinen Fortſchritten, und die Ehre iſt nur der Die bloße Ruhmbegier kann wohl die Begier Noch ein drittes ſchlimmes Zeichen iſt, wenn Dieß war denn auch der Fall bei Reiſern; <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0176" n="162"/> zu ſeinen Fortſchritten, und die Ehre iſt nur der<lb/> Sporn, der ihn antreibt.</p><lb/> <p>Die bloße Ruhmbegier kann wohl die Begier<lb/> einhauchen, ein großes Werk zu beginnen, allein<lb/> die Kraft dazu kann ſie dem nie gewaͤhren, der<lb/> ſie nicht ſchon beſaß, ehe er ſelbſt die Ruhmbe¬<lb/> gier noch kannte.</p><lb/> <p>Noch ein drittes ſchlimmes Zeichen iſt, wenn<lb/> junge Dichter ihren Stoff ſehr gerne aus dem<lb/> Entfernten und Unbekannten nehmen; wenn ſie<lb/> gern morgenlaͤndiſche Vorſtellungsarten, und<lb/> dergleichen bearbeiten, wo alles von den Scenen<lb/> des gewoͤhnlichen naͤchſten Lebens der Menſchen<lb/> ganz verſchieden iſt; und wo alſo auch der Stoff<lb/><hi rendition="#fr">ſchon von ſelber</hi> poetiſch wird.</p><lb/> <p>Dieß war denn auch der Fall bei Reiſern;<lb/> er gieng ſchon lange mit einem Gedicht uͤber die<lb/><hi rendition="#fr">Schoͤpfung</hi> ſchwanger, wo der Stoff nun frei¬<lb/> lich der allerentfernteſte war, den die Einbil¬<lb/> dungskraft ſich denken konnte, und wo er ſtatt<lb/> des Detail, vor dem er ſich ſcheute, lauter große<lb/> Maſſen vor ſich fand, deren Darſtellung man<lb/> denn fuͤr die eigentlich erhabene Poeſie haͤlt, und<lb/> wozu die unberufenen jungen Dichter immer weit<lb/></p> </body> </text> </TEI> [162/0176]
zu ſeinen Fortſchritten, und die Ehre iſt nur der
Sporn, der ihn antreibt.
Die bloße Ruhmbegier kann wohl die Begier
einhauchen, ein großes Werk zu beginnen, allein
die Kraft dazu kann ſie dem nie gewaͤhren, der
ſie nicht ſchon beſaß, ehe er ſelbſt die Ruhmbe¬
gier noch kannte.
Noch ein drittes ſchlimmes Zeichen iſt, wenn
junge Dichter ihren Stoff ſehr gerne aus dem
Entfernten und Unbekannten nehmen; wenn ſie
gern morgenlaͤndiſche Vorſtellungsarten, und
dergleichen bearbeiten, wo alles von den Scenen
des gewoͤhnlichen naͤchſten Lebens der Menſchen
ganz verſchieden iſt; und wo alſo auch der Stoff
ſchon von ſelber poetiſch wird.
Dieß war denn auch der Fall bei Reiſern;
er gieng ſchon lange mit einem Gedicht uͤber die
Schoͤpfung ſchwanger, wo der Stoff nun frei¬
lich der allerentfernteſte war, den die Einbil¬
dungskraft ſich denken konnte, und wo er ſtatt
des Detail, vor dem er ſich ſcheute, lauter große
Maſſen vor ſich fand, deren Darſtellung man
denn fuͤr die eigentlich erhabene Poeſie haͤlt, und
wozu die unberufenen jungen Dichter immer weit
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