Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.So wie er nun schneller vorwärts ging, Er durfte nur seine ganze Nahrung auf Sobald er diesen Vorsatz, den er von dem So wie er nun ſchneller vorwaͤrts ging, Er durfte nur ſeine ganze Nahrung auf Sobald er dieſen Vorſatz, den er von dem <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0020" n="6"/> <p>So wie er nun ſchneller vorwaͤrts ging,<lb/> fuͤhlte er auch nach und nach wieder ſein Gemuͤth<lb/> erleichtert, heitere Gedanken, reizende Ausſich¬<lb/> ten, und kuͤhne Hoffnungen ſtiegen allmaͤhlig<lb/> wieder in ſeiner Seele auf, und nun entſtand in<lb/> ihm ein Vorſatz, der ihn auf einmal uͤber alle<lb/> Sorgen hinwegſetzte, und der ihn auf ſeiner<lb/> ganzen Wanderung reich und unabhaͤngig machte.<lb/></p> <p>Er durfte nur ſeine ganze Nahrung auf<lb/> Brodt und Bier einſchraͤnken, auf der Streu<lb/> ſchlafen, und niemals wieder in einer Stadt<lb/> uͤbernachten, um ſeinen Unterhalt waͤhrend der<lb/> Reiſe mit wenig mehr als einem Groſchen taͤg¬<lb/> lich zu beſtreiten. Auf die Weiſe konnte er laͤn¬<lb/> ger als einen Monat unterwegens ſeyn, und<lb/> war am Ende der Reiſe doch noch nicht ganz<lb/> entbloͤßt.</p><lb/> <p>Sobald er dieſen Vorſatz, den er von dem<lb/> Tage an ſtandhaft ausfuͤhrte, gefaßt hatte,<lb/> fuͤhlte er ſich wieder frei und gluͤcklich wie ein<lb/> Koͤnig — ſelbſt dieſe freiwillige Entſagung aller<lb/> Bequemlichkeiten, und dieſe Einſchraͤnkung auf<lb/> die allernoͤthigſten Beduͤrfniſſe — gab ihm eine<lb/> Empfindung ohne Gleichen; er fuͤhlte ſich nun<lb/></p> </body> </text> </TEI> [6/0020]
So wie er nun ſchneller vorwaͤrts ging,
fuͤhlte er auch nach und nach wieder ſein Gemuͤth
erleichtert, heitere Gedanken, reizende Ausſich¬
ten, und kuͤhne Hoffnungen ſtiegen allmaͤhlig
wieder in ſeiner Seele auf, und nun entſtand in
ihm ein Vorſatz, der ihn auf einmal uͤber alle
Sorgen hinwegſetzte, und der ihn auf ſeiner
ganzen Wanderung reich und unabhaͤngig machte.
Er durfte nur ſeine ganze Nahrung auf
Brodt und Bier einſchraͤnken, auf der Streu
ſchlafen, und niemals wieder in einer Stadt
uͤbernachten, um ſeinen Unterhalt waͤhrend der
Reiſe mit wenig mehr als einem Groſchen taͤg¬
lich zu beſtreiten. Auf die Weiſe konnte er laͤn¬
ger als einen Monat unterwegens ſeyn, und
war am Ende der Reiſe doch noch nicht ganz
entbloͤßt.
Sobald er dieſen Vorſatz, den er von dem
Tage an ſtandhaft ausfuͤhrte, gefaßt hatte,
fuͤhlte er ſich wieder frei und gluͤcklich wie ein
Koͤnig — ſelbſt dieſe freiwillige Entſagung aller
Bequemlichkeiten, und dieſe Einſchraͤnkung auf
die allernoͤthigſten Beduͤrfniſſe — gab ihm eine
Empfindung ohne Gleichen; er fuͤhlte ſich nun
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