Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.Als er eben hereintrat, fand er gleich vorn In diesem Zimmer stand ein Flügel, auf Als er eben hereintrat, fand er gleich vorn In dieſem Zimmer ſtand ein Fluͤgel, auf <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0064" n="50"/> <p>Als er eben hereintrat, fand er gleich vorn<lb/> in der Gaſtſtube einen Schwarm von Hand¬<lb/> werksburſchen, die ſchrien und lermten; und er<lb/> wollte ſchon wieder umkehren, als der alte Wirth<lb/> zu ihm kam, der ihn freundlich anredete und<lb/> fragte, ob er etwa hier logieren wolle? Reiſer<lb/> erwiederte: dieß ſey wohl eine Herberge fuͤr<lb/> Handwerksburſchen? Das thaͤte nichts, ſagte<lb/> der Wirth, er ſolle mit ſeinem Logis ſchon zu¬<lb/> frieden ſeyn, und hierauf noͤthigte er Reiſern in<lb/> ſeine eigene wohleingerichtete Stube, wo ein<lb/> alter Hauptmann, ein Hoflaquai, und noch<lb/> einige andere wohlgekleidete Leute waren, in<lb/> deren Geſellſchaft Reiſer von dem Wirth intro¬<lb/> duciret, und auf das hoͤflichſte behandelt wurde.<lb/> Denn man that keine einzige unbeſcheidene oder<lb/> neugierige Frage an ihn, und bewieß ihm doch<lb/> dabei eine ſchmeichelnde Aufmerkſamkeit.</p><lb/> <p>In dieſem Zimmer ſtand ein Fluͤgel, auf<lb/> welchem ein junger Mann Nahmens Liebetraut<lb/> ſich hoͤren ließ. Dieſer Liebetraut war auch erſt<lb/> vor kurzem zufaͤlliger Weiſe in eben dieſen Gaſt¬<lb/> hof eingekehrt, und mit den alten Wirthsleuten<lb/> bekannt geworden, auf deren Zureden, weil ſie<lb/></p> </body> </text> </TEI> [50/0064]
Als er eben hereintrat, fand er gleich vorn
in der Gaſtſtube einen Schwarm von Hand¬
werksburſchen, die ſchrien und lermten; und er
wollte ſchon wieder umkehren, als der alte Wirth
zu ihm kam, der ihn freundlich anredete und
fragte, ob er etwa hier logieren wolle? Reiſer
erwiederte: dieß ſey wohl eine Herberge fuͤr
Handwerksburſchen? Das thaͤte nichts, ſagte
der Wirth, er ſolle mit ſeinem Logis ſchon zu¬
frieden ſeyn, und hierauf noͤthigte er Reiſern in
ſeine eigene wohleingerichtete Stube, wo ein
alter Hauptmann, ein Hoflaquai, und noch
einige andere wohlgekleidete Leute waren, in
deren Geſellſchaft Reiſer von dem Wirth intro¬
duciret, und auf das hoͤflichſte behandelt wurde.
Denn man that keine einzige unbeſcheidene oder
neugierige Frage an ihn, und bewieß ihm doch
dabei eine ſchmeichelnde Aufmerkſamkeit.
In dieſem Zimmer ſtand ein Fluͤgel, auf
welchem ein junger Mann Nahmens Liebetraut
ſich hoͤren ließ. Dieſer Liebetraut war auch erſt
vor kurzem zufaͤlliger Weiſe in eben dieſen Gaſt¬
hof eingekehrt, und mit den alten Wirthsleuten
bekannt geworden, auf deren Zureden, weil ſie
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