dieser Entscheidung nun sein ganzes Schicksal beruhte.
Bei Eckhof hohlte sich nun Reiser immer Trost und neue Hofnung, so oft er anfing ver¬ zagt zu werden; denn daß dieser sich gerne mit ihm unterhielt, flößte ihm wieder Selbstzutrauen und neuen Muth ein.
Demohngeachtet aber waren auch ein paar Aeusserungen von Eckhof äusserst niederschla¬ gend für ihn; denn als einmal von seinem En¬ gagement die Rede war, und Reiser sich auf einen jungen Menschen berief, der in den Poe¬ ten nach der Mode die Rolle des Reimreich ge¬ spielt hatte, so sagte Eckhof, man habe diesen vorzüglich seiner Jugend wegen angenom¬ men, und schien dadurch zu verstehen zu geben, daß dieser Beweggrund bei Reisern nicht mehr statt finde; der damals doch auch erst neunzehn Jahr alt war, aber wie es schien, von jeder¬ mann für weit älter gehalten wurde; so daß bei dem Verlust aller Freuden der Jugend, auch nicht einmal der Anschein der Jugend ihm ge¬ blieben war.
dieſer Entſcheidung nun ſein ganzes Schickſal beruhte.
Bei Eckhof hohlte ſich nun Reiſer immer Troſt und neue Hofnung, ſo oft er anfing ver¬ zagt zu werden; denn daß dieſer ſich gerne mit ihm unterhielt, floͤßte ihm wieder Selbſtzutrauen und neuen Muth ein.
Demohngeachtet aber waren auch ein paar Aeuſſerungen von Eckhof aͤuſſerſt niederſchla¬ gend fuͤr ihn; denn als einmal von ſeinem En¬ gagement die Rede war, und Reiſer ſich auf einen jungen Menſchen berief, der in den Poe¬ ten nach der Mode die Rolle des Reimreich ge¬ ſpielt hatte, ſo ſagte Eckhof, man habe dieſen vorzuͤglich ſeiner Jugend wegen angenom¬ men, und ſchien dadurch zu verſtehen zu geben, daß dieſer Beweggrund bei Reiſern nicht mehr ſtatt finde; der damals doch auch erſt neunzehn Jahr alt war, aber wie es ſchien, von jeder¬ mann fuͤr weit aͤlter gehalten wurde; ſo daß bei dem Verluſt aller Freuden der Jugend, auch nicht einmal der Anſchein der Jugend ihm ge¬ blieben war.
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[60/0074]
dieſer Entſcheidung nun ſein ganzes Schickſal
beruhte.
Bei Eckhof hohlte ſich nun Reiſer immer
Troſt und neue Hofnung, ſo oft er anfing ver¬
zagt zu werden; denn daß dieſer ſich gerne mit
ihm unterhielt, floͤßte ihm wieder Selbſtzutrauen
und neuen Muth ein.
Demohngeachtet aber waren auch ein paar
Aeuſſerungen von Eckhof aͤuſſerſt niederſchla¬
gend fuͤr ihn; denn als einmal von ſeinem En¬
gagement die Rede war, und Reiſer ſich auf
einen jungen Menſchen berief, der in den Poe¬
ten nach der Mode die Rolle des Reimreich ge¬
ſpielt hatte, ſo ſagte Eckhof, man habe dieſen
vorzuͤglich ſeiner Jugend wegen angenom¬
men, und ſchien dadurch zu verſtehen zu geben,
daß dieſer Beweggrund bei Reiſern nicht mehr
ſtatt finde; der damals doch auch erſt neunzehn
Jahr alt war, aber wie es ſchien, von jeder¬
mann fuͤr weit aͤlter gehalten wurde; ſo daß bei
dem Verluſt aller Freuden der Jugend, auch
nicht einmal der Anſchein der Jugend ihm ge¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/74>, abgerufen am 16.02.2025.
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