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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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und alle seine übrigen Stunden der Kunst zum
Opfer brachte.

Er aß nun diesen Mittag wieder voll Zu¬
trauen bei seinem Wirth -- und fühlte in sich
einen unwiderstehlichen Muth, der Kunst zu
Liebe, das Härteste im Leben zu ertragen, sich
auf die nothwendigsten Bedürfnisse einzuschrän¬
ken, und Tag und Nacht nicht zu ruhen, um
sich in der Kunst zu üben, und zugleich seine Un¬
terrichtsstunden gehörig abzuwarten.

Mit diesen Entschlüssen, die ihm einem recht
heroischen Muth einflößten, kam er am andern
Morgen wieder zu Reichardt, und hörte nun
sein Endurtheil, daß man sich auch auf sein An¬
erbieten, umsonst auf dem Theater zu dienen,
nicht einlassen könne, und jezt schlechterdings
kein neues Engagement bei diesem Theater mehr
statt finden solle. -- Wenn Reiser einige Wo¬
chen eher gekommen wäre, so hätte sich etwas für
ihn thun lassen, nun aber sey alles vergeblich. --

Diese ganz unerwartete zweite abschlägli¬
che Antwort versetzte Reisern in eine Art von
innerer Erbitterung -- er fing in diesem Augen¬
blicke an, sich selbst zu hassen, und zu verachten,

und alle ſeine uͤbrigen Stunden der Kunſt zum
Opfer brachte.

Er aß nun dieſen Mittag wieder voll Zu¬
trauen bei ſeinem Wirth — und fuͤhlte in ſich
einen unwiderſtehlichen Muth, der Kunſt zu
Liebe, das Haͤrteſte im Leben zu ertragen, ſich
auf die nothwendigſten Beduͤrfniſſe einzuſchraͤn¬
ken, und Tag und Nacht nicht zu ruhen, um
ſich in der Kunſt zu uͤben, und zugleich ſeine Un¬
terrichtsſtunden gehoͤrig abzuwarten.

Mit dieſen Entſchluͤſſen, die ihm einem recht
heroiſchen Muth einfloͤßten, kam er am andern
Morgen wieder zu Reichardt, und hoͤrte nun
ſein Endurtheil, daß man ſich auch auf ſein An¬
erbieten, umſonſt auf dem Theater zu dienen,
nicht einlaſſen koͤnne, und jezt ſchlechterdings
kein neues Engagement bei dieſem Theater mehr
ſtatt finden ſolle. — Wenn Reiſer einige Wo¬
chen eher gekommen waͤre, ſo haͤtte ſich etwas fuͤr
ihn thun laſſen, nun aber ſey alles vergeblich. —

Dieſe ganz unerwartete zweite abſchlaͤgli¬
che Antwort verſetzte Reiſern in eine Art von
innerer Erbitterung — er fing in dieſem Augen¬
blicke an, ſich ſelbſt zu haſſen, und zu verachten,

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[70/0084] und alle ſeine uͤbrigen Stunden der Kunſt zum Opfer brachte. Er aß nun dieſen Mittag wieder voll Zu¬ trauen bei ſeinem Wirth — und fuͤhlte in ſich einen unwiderſtehlichen Muth, der Kunſt zu Liebe, das Haͤrteſte im Leben zu ertragen, ſich auf die nothwendigſten Beduͤrfniſſe einzuſchraͤn¬ ken, und Tag und Nacht nicht zu ruhen, um ſich in der Kunſt zu uͤben, und zugleich ſeine Un¬ terrichtsſtunden gehoͤrig abzuwarten. Mit dieſen Entſchluͤſſen, die ihm einem recht heroiſchen Muth einfloͤßten, kam er am andern Morgen wieder zu Reichardt, und hoͤrte nun ſein Endurtheil, daß man ſich auch auf ſein An¬ erbieten, umſonſt auf dem Theater zu dienen, nicht einlaſſen koͤnne, und jezt ſchlechterdings kein neues Engagement bei dieſem Theater mehr ſtatt finden ſolle. — Wenn Reiſer einige Wo¬ chen eher gekommen waͤre, ſo haͤtte ſich etwas fuͤr ihn thun laſſen, nun aber ſey alles vergeblich. — Dieſe ganz unerwartete zweite abſchlaͤgli¬ che Antwort verſetzte Reiſern in eine Art von innerer Erbitterung — er fing in dieſem Augen¬ blicke an, ſich ſelbſt zu haſſen, und zu verachten,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/84>, abgerufen am 21.11.2024.