Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

wohnte und in der Radirkunst arbeitete, in welcher er gleich ausgezeichnet war.

Seine Gemälde können auf die vornehmen Gebildeten, welche elegante Linien suchen, ebensowenig Eindruck machen, wie ein Volkslied, dessen unendliche Gemüthsfülle in den unscheinbarsten Formen erscheint. Gewöhnlich ist Rembrandt auch nur der Liebling alter feiner Kunstkenner, welche am inneren Feuer alten Rheinwein von Essig zu unterscheiden wissen. In Dresden habe ich Wenige gefunden, welche nicht an seinen köstlichen Meisterwerken still vorübergegangen wären in Verwunderung, daß in der Kunstwelt von Rembrandt Wesens gemacht werde! - Es sollte mich freuen, wenn ich ihn dem Verständnisse meiner Dresdener Freunde näher rücken könnte.



In wiesengrünen, bachdurchrauschten Thälern am Fuße der Berge, von welchen Burgruinen träumerisch herunterschauen, im Schatten der Erlen am Mühlenbache wuchern noch heute gern die helldunkeln Mährchen unserer Kindheit. In einem solchen Thale war Rembrandt geboren. Die Galerie besitzt ein Abbild dieser Gegend von ihm:
Die Mühle Rembrandt's.

Ein Wiesengrund wird begrenzt auf der einen Seite von einem in breiten Terrassen sich abdachenden,

wohnte und in der Radirkunst arbeitete, in welcher er gleich ausgezeichnet war.

Seine Gemälde können auf die vornehmen Gebildeten, welche elegante Linien suchen, ebensowenig Eindruck machen, wie ein Volkslied, dessen unendliche Gemüthsfülle in den unscheinbarsten Formen erscheint. Gewöhnlich ist Rembrandt auch nur der Liebling alter feiner Kunstkenner, welche am inneren Feuer alten Rheinwein von Essig zu unterscheiden wissen. In Dresden habe ich Wenige gefunden, welche nicht an seinen köstlichen Meisterwerken still vorübergegangen wären in Verwunderung, daß in der Kunstwelt von Rembrandt Wesens gemacht werde! – Es sollte mich freuen, wenn ich ihn dem Verständnisse meiner Dresdener Freunde näher rücken könnte.



In wiesengrünen, bachdurchrauschten Thälern am Fuße der Berge, von welchen Burgruinen träumerisch herunterschauen, im Schatten der Erlen am Mühlenbache wuchern noch heute gern die helldunkeln Mährchen unserer Kindheit. In einem solchen Thale war Rembrandt geboren. Die Galerie besitzt ein Abbild dieser Gegend von ihm:
Die Mühle Rembrandt’s.

Ein Wiesengrund wird begrenzt auf der einen Seite von einem in breiten Terrassen sich abdachenden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="134"/>
wohnte und in der Radirkunst arbeitete, in welcher er gleich ausgezeichnet war.</p>
        <p>Seine Gemälde können auf die vornehmen Gebildeten, welche elegante Linien suchen, ebensowenig Eindruck machen, wie ein Volkslied, dessen unendliche Gemüthsfülle in den unscheinbarsten Formen erscheint. Gewöhnlich ist Rembrandt auch nur der Liebling alter feiner Kunstkenner, welche am inneren Feuer alten Rheinwein von Essig zu unterscheiden wissen. In Dresden habe ich Wenige gefunden, welche nicht an seinen köstlichen Meisterwerken still vorübergegangen wären in Verwunderung, daß in der Kunstwelt von Rembrandt Wesens gemacht werde! &#x2013; Es sollte mich freuen, wenn ich ihn dem Verständnisse meiner Dresdener Freunde näher rücken könnte.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>In wiesengrünen, bachdurchrauschten Thälern am Fuße der Berge, von welchen Burgruinen träumerisch herunterschauen, im Schatten der Erlen am Mühlenbache wuchern noch heute gern die helldunkeln Mährchen unserer Kindheit. In einem solchen Thale war Rembrandt geboren. Die Galerie besitzt ein Abbild dieser Gegend von ihm:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Mühle Rembrandt&#x2019;s.</hi></hi></p>
        <p>Ein Wiesengrund wird begrenzt auf der einen Seite von einem in breiten Terrassen sich abdachenden,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0144] wohnte und in der Radirkunst arbeitete, in welcher er gleich ausgezeichnet war. Seine Gemälde können auf die vornehmen Gebildeten, welche elegante Linien suchen, ebensowenig Eindruck machen, wie ein Volkslied, dessen unendliche Gemüthsfülle in den unscheinbarsten Formen erscheint. Gewöhnlich ist Rembrandt auch nur der Liebling alter feiner Kunstkenner, welche am inneren Feuer alten Rheinwein von Essig zu unterscheiden wissen. In Dresden habe ich Wenige gefunden, welche nicht an seinen köstlichen Meisterwerken still vorübergegangen wären in Verwunderung, daß in der Kunstwelt von Rembrandt Wesens gemacht werde! – Es sollte mich freuen, wenn ich ihn dem Verständnisse meiner Dresdener Freunde näher rücken könnte. In wiesengrünen, bachdurchrauschten Thälern am Fuße der Berge, von welchen Burgruinen träumerisch herunterschauen, im Schatten der Erlen am Mühlenbache wuchern noch heute gern die helldunkeln Mährchen unserer Kindheit. In einem solchen Thale war Rembrandt geboren. Die Galerie besitzt ein Abbild dieser Gegend von ihm: Die Mühle Rembrandt’s. Ein Wiesengrund wird begrenzt auf der einen Seite von einem in breiten Terrassen sich abdachenden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-04T10:41:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-04T10:41:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-04T10:41:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/144
Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/144>, abgerufen am 21.11.2024.