Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.Versuchen wir die Erklärung im Balladentone zu geben: "Rohrdommel, Mädchen, sonst bist du, Und heut' so still in trüber Ruh?" ""Und fiel heut' früh am Strand ein Schuß, Die Dommel schweigt beim Morgengruß. Ich lief vorbei am Jägerhaus, - Da hielt 'ne Hand die Dommel 'raus. Der Schuß traf sie in's Herz hinein; - Es fiel auf sie ein heller Schein, - Nicht auf die Hand, die harte Hand, Ihr Mörder tief im Schatten stand. Eine böse That kommt an das Licht, Der Schein streift ihm das Angesicht - Barett und Rock von rothem Samm't, Und sein Gesicht doch schöner flammt. Es wär' um meine Ruh' geschehn, Hätt' ich ihn länger angesehn. Der junge Schütz mit seinem Wild - So steht vor mir das schöne Bild."" Der alte Fürst. Ein vornehmer würdiger Greis mit reichem grauen Bart, das schwarze Barett auf die Stirne gedrückt, in schwarzem Umwurf, welcher die Brust frei und die Halskette von Juwelen erscheinen läßt, blickt traum- und gedankenschwer von seinem Schlosse in die Thäler. Ein Lichtschein fällt auf die uns zugekehrte linke Hälfte des Gesichtes und läßt alles Andere in das Helldunkel zurücktreten. Der rechte Arm Versuchen wir die Erklärung im Balladentone zu geben: „Rohrdommel, Mädchen, sonst bist du, Und heut’ so still in trüber Ruh?“ „„Und fiel heut’ früh am Strand ein Schuß, Die Dommel schweigt beim Morgengruß. Ich lief vorbei am Jägerhaus, – Da hielt ’ne Hand die Dommel ’raus. Der Schuß traf sie in’s Herz hinein; – Es fiel auf sie ein heller Schein, – Nicht auf die Hand, die harte Hand, Ihr Mörder tief im Schatten stand. Eine böse That kommt an das Licht, Der Schein streift ihm das Angesicht – Barett und Rock von rothem Samm’t, Und sein Gesicht doch schöner flammt. Es wär’ um meine Ruh’ geschehn, Hätt’ ich ihn länger angesehn. Der junge Schütz mit seinem Wild – So steht vor mir das schöne Bild.““ Der alte Fürst. Ein vornehmer würdiger Greis mit reichem grauen Bart, das schwarze Barett auf die Stirne gedrückt, in schwarzem Umwurf, welcher die Brust frei und die Halskette von Juwelen erscheinen läßt, blickt traum- und gedankenschwer von seinem Schlosse in die Thäler. Ein Lichtschein fällt auf die uns zugekehrte linke Hälfte des Gesichtes und läßt alles Andere in das Helldunkel zurücktreten. Der rechte Arm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0149" n="139"/> <p>Versuchen wir die Erklärung im Balladentone zu geben:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Rohrdommel.</hi></hi></p> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Rohrdommel, Mädchen, sonst bist du,</l><lb/> <l>Und heut’ so still in trüber Ruh?“</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l rendition="#et">„„Und fiel heut’ früh am Strand ein Schuß,</l><lb/> <l rendition="#et">Die Dommel schweigt beim Morgengruß.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l rendition="#et">Ich lief vorbei am Jägerhaus, –</l><lb/> <l rendition="#et">Da hielt ’ne Hand die Dommel ’raus.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l rendition="#et">Der Schuß traf sie in’s Herz hinein; –</l><lb/> <l rendition="#et">Es fiel auf sie ein heller Schein, –</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l rendition="#et">Nicht auf die Hand, die harte Hand,</l><lb/> <l rendition="#et">Ihr Mörder tief im Schatten stand.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l rendition="#et">Eine böse That kommt an das Licht,</l><lb/> <l rendition="#et">Der Schein streift ihm das Angesicht –</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l rendition="#et">Barett und Rock von rothem Samm’t,</l><lb/> <l rendition="#et">Und sein Gesicht doch schöner flammt.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l rendition="#et">Es wär’ um meine Ruh’ geschehn,</l><lb/> <l rendition="#et">Hätt’ ich ihn länger angesehn.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l rendition="#et">Der junge Schütz mit seinem Wild –</l><lb/> <l rendition="#et">So steht vor mir das schöne Bild.““</l><lb/> </lg> </lg> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Der alte Fürst.</hi> </p> <p>Ein vornehmer würdiger Greis mit reichem grauen Bart, das schwarze Barett auf die Stirne gedrückt, in schwarzem Umwurf, welcher die Brust frei und die Halskette von Juwelen erscheinen läßt, blickt traum- und gedankenschwer von seinem Schlosse in die Thäler. Ein Lichtschein fällt auf die uns zugekehrte linke Hälfte des Gesichtes und läßt alles Andere in das Helldunkel zurücktreten. Der rechte Arm </p> </div> </body> </text> </TEI> [139/0149]
Versuchen wir die Erklärung im Balladentone zu geben:
Die Rohrdommel.
„Rohrdommel, Mädchen, sonst bist du,
Und heut’ so still in trüber Ruh?“
„„Und fiel heut’ früh am Strand ein Schuß,
Die Dommel schweigt beim Morgengruß.
Ich lief vorbei am Jägerhaus, –
Da hielt ’ne Hand die Dommel ’raus.
Der Schuß traf sie in’s Herz hinein; –
Es fiel auf sie ein heller Schein, –
Nicht auf die Hand, die harte Hand,
Ihr Mörder tief im Schatten stand.
Eine böse That kommt an das Licht,
Der Schein streift ihm das Angesicht –
Barett und Rock von rothem Samm’t,
Und sein Gesicht doch schöner flammt.
Es wär’ um meine Ruh’ geschehn,
Hätt’ ich ihn länger angesehn.
Der junge Schütz mit seinem Wild –
So steht vor mir das schöne Bild.““
Der alte Fürst.
Ein vornehmer würdiger Greis mit reichem grauen Bart, das schwarze Barett auf die Stirne gedrückt, in schwarzem Umwurf, welcher die Brust frei und die Halskette von Juwelen erscheinen läßt, blickt traum- und gedankenschwer von seinem Schlosse in die Thäler. Ein Lichtschein fällt auf die uns zugekehrte linke Hälfte des Gesichtes und läßt alles Andere in das Helldunkel zurücktreten. Der rechte Arm
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Zitationshilfe: | Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/149>, abgerufen am 16.02.2025. |