Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.tief auf die trotzige Stirne herabgedrückt, den linken Arm aufgelegt, sitzt er da mit breiter Brust und späht auf das Meer hinaus. Die ganze Gestalt ist in den Schatten der Nacht zurückgedrängt, nur auf Auge, Nase und Wange fällt ein heller Schein wie vom Aufblitzen des Zündkrautes einer Kanone. Der siegreiche Tiers-etat. Der joviale Mynheer in schwarzer Amtstracht mit übergeschlagenem Spitzenkragen mag nur eben vom Tische aufgestanden sein. Leichte Weingluth röthet sein Gesicht. Auf dem oberen Augenlide liegt etwas Comptoirgebietendes, wie es einem Amsterdamer Handels- und Rathsherrn geziemt. Die Zeit der Gueusen und ihres Kampfes liegt hinter ihm, er steht mitten im Frieden und im Genusse der Freiheit mit dem blühenden Handel. Das Bild ist von einer wunderbaren Kraft; das Gesicht ist so lebendig herausgerundet, daß man erwartet, von dem waidlichen Manne angeredet zu werden. Der Maler selbst weiß den Genuß der Freiheit einer siegreichen Handelsrepublik zu schätzen! Hier sitzt er, so schmaust und jubelt er, - tief auf die trotzige Stirne herabgedrückt, den linken Arm aufgelegt, sitzt er da mit breiter Brust und späht auf das Meer hinaus. Die ganze Gestalt ist in den Schatten der Nacht zurückgedrängt, nur auf Auge, Nase und Wange fällt ein heller Schein wie vom Aufblitzen des Zündkrautes einer Kanone. Der siegreiche Tiers-état. Der joviale Mynheer in schwarzer Amtstracht mit übergeschlagenem Spitzenkragen mag nur eben vom Tische aufgestanden sein. Leichte Weingluth röthet sein Gesicht. Auf dem oberen Augenlide liegt etwas Comptoirgebietendes, wie es einem Amsterdamer Handels- und Rathsherrn geziemt. Die Zeit der Gueusen und ihres Kampfes liegt hinter ihm, er steht mitten im Frieden und im Genusse der Freiheit mit dem blühenden Handel. Das Bild ist von einer wunderbaren Kraft; das Gesicht ist so lebendig herausgerundet, daß man erwartet, von dem waidlichen Manne angeredet zu werden. Der Maler selbst weiß den Genuß der Freiheit einer siegreichen Handelsrepublik zu schätzen! Hier sitzt er, so schmaust und jubelt er, – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0152" n="142"/> tief auf die trotzige Stirne herabgedrückt, den linken Arm aufgelegt, sitzt er da mit breiter Brust und späht auf das Meer hinaus. Die ganze Gestalt ist in den Schatten der Nacht zurückgedrängt, nur auf Auge, Nase und Wange fällt ein heller Schein wie vom Aufblitzen des Zündkrautes einer Kanone.</p> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Der siegreiche <hi rendition="#aq">Tiers-état.</hi></hi> </p> <p>Der joviale Mynheer in schwarzer Amtstracht mit übergeschlagenem Spitzenkragen mag nur eben vom Tische aufgestanden sein. Leichte Weingluth röthet sein Gesicht. Auf dem oberen Augenlide liegt etwas Comptoirgebietendes, wie es einem Amsterdamer Handels- und Rathsherrn geziemt. Die Zeit der Gueusen und ihres Kampfes liegt hinter ihm, er steht mitten im Frieden und im Genusse der Freiheit mit dem blühenden Handel. Das Bild ist von einer wunderbaren Kraft; das Gesicht ist so lebendig herausgerundet, daß man erwartet, von dem waidlichen Manne angeredet zu werden.</p> <p>Der Maler selbst weiß den Genuß der Freiheit einer siegreichen Handelsrepublik zu schätzen! Hier sitzt er, so schmaust und jubelt er, –<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Rembrandt und seine Frau –</hi></hi><lb/> an der Tafel. Er schaukelt sie auf seinem Knie; seine linke Hand hält ihre Taille umschlungen. Er ist festlich angethan im braunrothen Tuchwamms, den </p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0152]
tief auf die trotzige Stirne herabgedrückt, den linken Arm aufgelegt, sitzt er da mit breiter Brust und späht auf das Meer hinaus. Die ganze Gestalt ist in den Schatten der Nacht zurückgedrängt, nur auf Auge, Nase und Wange fällt ein heller Schein wie vom Aufblitzen des Zündkrautes einer Kanone.
Der siegreiche Tiers-état.
Der joviale Mynheer in schwarzer Amtstracht mit übergeschlagenem Spitzenkragen mag nur eben vom Tische aufgestanden sein. Leichte Weingluth röthet sein Gesicht. Auf dem oberen Augenlide liegt etwas Comptoirgebietendes, wie es einem Amsterdamer Handels- und Rathsherrn geziemt. Die Zeit der Gueusen und ihres Kampfes liegt hinter ihm, er steht mitten im Frieden und im Genusse der Freiheit mit dem blühenden Handel. Das Bild ist von einer wunderbaren Kraft; das Gesicht ist so lebendig herausgerundet, daß man erwartet, von dem waidlichen Manne angeredet zu werden.
Der Maler selbst weiß den Genuß der Freiheit einer siegreichen Handelsrepublik zu schätzen! Hier sitzt er, so schmaust und jubelt er, –
Rembrandt und seine Frau –
an der Tafel. Er schaukelt sie auf seinem Knie; seine linke Hand hält ihre Taille umschlungen. Er ist festlich angethan im braunrothen Tuchwamms, den
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