Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.Er drückt entsetzt die Augen zu, denn das Gespenst kündigt ihm das Verderben an: Die Hochzeit. Der Katalog sagt: "Esther sitzt reich geschmückt mit einer Krone auf dem Haupte an einer wohlbesetzten Tafel, an der Seite des Ahasver." Es ist aber nicht wahr. Das Motiv zu diesem Bilde hat der Meister gewiß aus dem 14. Capitel des Buches der Richter genommen, wo von Simson und dem Löwen, den er erschlagen, und von seiner Hochzeit die Rede ist, wobei er das bekannte Räthsel aufgiebt. Speise ging von dem Fresser und Süßigkeit von dem Starken! Was ist das? Die Scene geht in einer Oertlichkeit vor, wie ungefähr in Auerbach's Keller in Leipzig. Oben von der Straße, durch ein kleines Fenster herein, fällt in einem Streifen das Tageslicht. Es geht längs über die Tafel hin, läßt die Gefäße schimmern und concentrirt sich auf der Gestalt der schönen Philisterin. Am obersten Tafelende auf der breiten, weich gepolsterten Bank ist Simson gelagert in seiner herculischen Gestalt mit den langen bezeichnenden Haaren. Auf seinen Ruf, daß er ein Räthsel aufgeben wolle, haben sich verschiedene Gäste und Musikanten um ihn versammelt. Er hat sich zu seinen nächsten Zuhörern Er drückt entsetzt die Augen zu, denn das Gespenst kündigt ihm das Verderben an: Die Hochzeit. Der Katalog sagt: „Esther sitzt reich geschmückt mit einer Krone auf dem Haupte an einer wohlbesetzten Tafel, an der Seite des Ahasver.“ Es ist aber nicht wahr. Das Motiv zu diesem Bilde hat der Meister gewiß aus dem 14. Capitel des Buches der Richter genommen, wo von Simson und dem Löwen, den er erschlagen, und von seiner Hochzeit die Rede ist, wobei er das bekannte Räthsel aufgiebt. Speise ging von dem Fresser und Süßigkeit von dem Starken! Was ist das? Die Scene geht in einer Oertlichkeit vor, wie ungefähr in Auerbach’s Keller in Leipzig. Oben von der Straße, durch ein kleines Fenster herein, fällt in einem Streifen das Tageslicht. Es geht längs über die Tafel hin, läßt die Gefäße schimmern und concentrirt sich auf der Gestalt der schönen Philisterin. Am obersten Tafelende auf der breiten, weich gepolsterten Bank ist Simson gelagert in seiner herculischen Gestalt mit den langen bezeichnenden Haaren. Auf seinen Ruf, daß er ein Räthsel aufgeben wolle, haben sich verschiedene Gäste und Musikanten um ihn versammelt. Er hat sich zu seinen nächsten Zuhörern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="146"/> Er drückt entsetzt die Augen zu, denn das Gespenst kündigt ihm das Verderben an:<lb/><hi rendition="#c">Morgen wirst du und deine Söhne mit mir sein!</hi><lb/><hi rendition="#right">1. B. Samuelis 26. 19.</hi></p> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Hochzeit.</hi> </p> <p>Der Katalog sagt: „Esther sitzt reich geschmückt mit einer Krone auf dem Haupte an einer wohlbesetzten Tafel, an der Seite des Ahasver.“ Es ist aber nicht wahr. Das Motiv zu diesem Bilde hat der Meister gewiß aus dem 14. Capitel des Buches der Richter genommen, wo von Simson und dem Löwen, den er erschlagen, und von seiner Hochzeit die Rede ist, wobei er das bekannte Räthsel aufgiebt.</p> <cit> <quote>Speise ging von dem Fresser und Süßigkeit von dem Starken! Was ist das?</quote> </cit> <p>Die Scene geht in einer Oertlichkeit vor, wie ungefähr in Auerbach’s Keller in Leipzig. Oben von der Straße, durch ein kleines Fenster herein, fällt in einem Streifen das Tageslicht. Es geht längs über die Tafel hin, läßt die Gefäße schimmern und concentrirt sich auf der Gestalt der schönen Philisterin. Am obersten Tafelende auf der breiten, weich gepolsterten Bank ist Simson gelagert in seiner herculischen Gestalt mit den langen bezeichnenden Haaren. Auf seinen Ruf, daß er ein Räthsel aufgeben wolle, haben sich verschiedene Gäste und Musikanten um ihn versammelt. Er hat sich zu seinen nächsten Zuhörern </p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0156]
Er drückt entsetzt die Augen zu, denn das Gespenst kündigt ihm das Verderben an:
Morgen wirst du und deine Söhne mit mir sein!
1. B. Samuelis 26. 19.
Die Hochzeit.
Der Katalog sagt: „Esther sitzt reich geschmückt mit einer Krone auf dem Haupte an einer wohlbesetzten Tafel, an der Seite des Ahasver.“ Es ist aber nicht wahr. Das Motiv zu diesem Bilde hat der Meister gewiß aus dem 14. Capitel des Buches der Richter genommen, wo von Simson und dem Löwen, den er erschlagen, und von seiner Hochzeit die Rede ist, wobei er das bekannte Räthsel aufgiebt.
Speise ging von dem Fresser und Süßigkeit von dem Starken! Was ist das? Die Scene geht in einer Oertlichkeit vor, wie ungefähr in Auerbach’s Keller in Leipzig. Oben von der Straße, durch ein kleines Fenster herein, fällt in einem Streifen das Tageslicht. Es geht längs über die Tafel hin, läßt die Gefäße schimmern und concentrirt sich auf der Gestalt der schönen Philisterin. Am obersten Tafelende auf der breiten, weich gepolsterten Bank ist Simson gelagert in seiner herculischen Gestalt mit den langen bezeichnenden Haaren. Auf seinen Ruf, daß er ein Räthsel aufgeben wolle, haben sich verschiedene Gäste und Musikanten um ihn versammelt. Er hat sich zu seinen nächsten Zuhörern
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