Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

So ist jedes Bild eine niedliche Scene aus einem kleinbürgerlichen Lustspiele. Hier trifft unser Blick auf ein altes Mütterchen, welches vom Psalmenbuche, in dem es gelesen, eben emporblickt, dort auf ein Mädchen, welches zur Nacht noch zum Fenster mit der Kerze und davon angeflammtem Gesichte herausblickt, um die Blumenstöcke in den Scherben zu begießen, da spähen wir in einen Weinkeller hinein, wo der Sohn des Hauses mit der Magd bei Licht von dem Weinfasse nascht, dort in die Stube einer alten Spinnerin, welche beim Lichte den abgerissenen Faden an der Spule sucht und uns dabei ihr altes, liebes, mährchensinniges Gesicht in vollster Beleuchtung zeigt, oder wir sehen den Meister selbst,
Gerhard Douw mit der Violine.

Er ist von seiner Staffelei, welche man durch den Fensterbogen in der Tiefe des Zimmers stehen sieht, aufgesprungen und geigt zum Fenster heraus, denn ihm ist der letzte Strich am Bilde gelungen. Auf der Brüstung liegt das Notenbuch und an der Ecke blitzt das Gefäß seines Ehrendegens heraus. Unter der Fensterbrüstung sehen wir im Relief einen Amorettenscherz. Oben vom Fenster zurück auf die eine Seite hinüber ist ein prächtiger, wunderfein ausgeführter Vorhangteppich zurückgeschlagen.

So ist jedes Bild eine niedliche Scene aus einem kleinbürgerlichen Lustspiele. Hier trifft unser Blick auf ein altes Mütterchen, welches vom Psalmenbuche, in dem es gelesen, eben emporblickt, dort auf ein Mädchen, welches zur Nacht noch zum Fenster mit der Kerze und davon angeflammtem Gesichte herausblickt, um die Blumenstöcke in den Scherben zu begießen, da spähen wir in einen Weinkeller hinein, wo der Sohn des Hauses mit der Magd bei Licht von dem Weinfasse nascht, dort in die Stube einer alten Spinnerin, welche beim Lichte den abgerissenen Faden an der Spule sucht und uns dabei ihr altes, liebes, mährchensinniges Gesicht in vollster Beleuchtung zeigt, oder wir sehen den Meister selbst,
Gerhard Douw mit der Violine.

Er ist von seiner Staffelei, welche man durch den Fensterbogen in der Tiefe des Zimmers stehen sieht, aufgesprungen und geigt zum Fenster heraus, denn ihm ist der letzte Strich am Bilde gelungen. Auf der Brüstung liegt das Notenbuch und an der Ecke blitzt das Gefäß seines Ehrendegens heraus. Unter der Fensterbrüstung sehen wir im Relief einen Amorettenscherz. Oben vom Fenster zurück auf die eine Seite hinüber ist ein prächtiger, wunderfein ausgeführter Vorhangteppich zurückgeschlagen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0178" n="168"/>
        <p>So ist jedes Bild eine niedliche Scene aus einem kleinbürgerlichen Lustspiele. Hier trifft unser Blick auf ein altes Mütterchen, welches vom Psalmenbuche, in dem es gelesen, eben emporblickt, dort auf ein Mädchen, welches zur Nacht noch zum Fenster mit der Kerze und davon angeflammtem Gesichte herausblickt, um die Blumenstöcke in den Scherben zu begießen, da spähen wir in einen Weinkeller hinein, wo der Sohn des Hauses mit der Magd bei Licht von dem Weinfasse nascht, dort in die Stube einer alten Spinnerin, welche beim Lichte den abgerissenen Faden an der Spule sucht und uns dabei ihr altes, liebes, mährchensinniges Gesicht in vollster Beleuchtung zeigt, oder wir sehen den Meister selbst,<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Gerhard Douw mit der Violine.</hi></hi></p>
        <p>Er ist von seiner Staffelei, welche man durch den Fensterbogen in der Tiefe des Zimmers stehen sieht, aufgesprungen und geigt zum Fenster heraus, denn ihm ist der letzte Strich am Bilde gelungen. Auf der Brüstung liegt das Notenbuch und an der Ecke blitzt das Gefäß seines Ehrendegens heraus. Unter der Fensterbrüstung sehen wir im Relief einen Amorettenscherz. Oben vom Fenster zurück auf die eine Seite hinüber ist ein prächtiger, wunderfein ausgeführter Vorhangteppich zurückgeschlagen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0178] So ist jedes Bild eine niedliche Scene aus einem kleinbürgerlichen Lustspiele. Hier trifft unser Blick auf ein altes Mütterchen, welches vom Psalmenbuche, in dem es gelesen, eben emporblickt, dort auf ein Mädchen, welches zur Nacht noch zum Fenster mit der Kerze und davon angeflammtem Gesichte herausblickt, um die Blumenstöcke in den Scherben zu begießen, da spähen wir in einen Weinkeller hinein, wo der Sohn des Hauses mit der Magd bei Licht von dem Weinfasse nascht, dort in die Stube einer alten Spinnerin, welche beim Lichte den abgerissenen Faden an der Spule sucht und uns dabei ihr altes, liebes, mährchensinniges Gesicht in vollster Beleuchtung zeigt, oder wir sehen den Meister selbst, Gerhard Douw mit der Violine. Er ist von seiner Staffelei, welche man durch den Fensterbogen in der Tiefe des Zimmers stehen sieht, aufgesprungen und geigt zum Fenster heraus, denn ihm ist der letzte Strich am Bilde gelungen. Auf der Brüstung liegt das Notenbuch und an der Ecke blitzt das Gefäß seines Ehrendegens heraus. Unter der Fensterbrüstung sehen wir im Relief einen Amorettenscherz. Oben vom Fenster zurück auf die eine Seite hinüber ist ein prächtiger, wunderfein ausgeführter Vorhangteppich zurückgeschlagen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-04T10:41:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-04T10:41:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-04T10:41:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/178
Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/178>, abgerufen am 24.11.2024.