Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.der Eleganz ihres Sterbebettes zuweilen noch empor, in keinen aber schmerzlicher, als in den Blumengemälden des Marcellis, geboren 1613, starb in Amsterdam im Jahre 1673. der Eleganz ihres Sterbebettes zuweilen noch empor, in keinen aber schmerzlicher, als in den Blumengemälden des Marcellis, geboren 1613, starb in Amsterdam im Jahre 1673. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="185"/> der Eleganz ihres Sterbebettes zuweilen noch empor, in keinen aber schmerzlicher, als in den Blumengemälden des<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Otto Marcellis,</hi></hi><lb/> welcher uns einen schaudernden Blick in die Nachtseite der Natur werfen läßt. Der geflügelte Tagfalter, die Psyche, betäubt vom Dufte giftiger Blumen, wird im Schlafe von mordenden Amphibien und Nachtthieren überrascht. Zwei solche Nachtbilder der brütenden Melancholie bestricken hier unser Gemüth mit vampyrischem Schrecken. Auf dem einen wächst aus der mit grünem Moder bedeckten Erde zwischen giftigen Schwämmen Nachtschatten, von Winden umschlungen, empor. Träumende Schmetterlinge sitzen auf den Blumen. Eidechsen und Kröten kriechen heimlich heran und holen sie herunter. Auf dem zweiten Bilde sehen wir wieder betäubte, schlafende Schmetterlinge mit zusammengeschlagenen Flügeln. Zwischen den Blättern der Blumenstaude ist ein Grasemückennest voll Junge eingebaut; eine häßliche Viper hat den Kopf heraufgeschoben und holt ein Junges am Kopfe aus dem Neste; die Grasemückenmutter stürzt kreischend herbei – vielleicht zum Fraße einem anderen Unthier, dem Wiesel, welches unten gierig heranschlürft.</p> <p>Marcellis, geboren 1613, starb in Amsterdam im Jahre 1673.</p> </div> </body> </text> </TEI> [185/0195]
der Eleganz ihres Sterbebettes zuweilen noch empor, in keinen aber schmerzlicher, als in den Blumengemälden des
Otto Marcellis,
welcher uns einen schaudernden Blick in die Nachtseite der Natur werfen läßt. Der geflügelte Tagfalter, die Psyche, betäubt vom Dufte giftiger Blumen, wird im Schlafe von mordenden Amphibien und Nachtthieren überrascht. Zwei solche Nachtbilder der brütenden Melancholie bestricken hier unser Gemüth mit vampyrischem Schrecken. Auf dem einen wächst aus der mit grünem Moder bedeckten Erde zwischen giftigen Schwämmen Nachtschatten, von Winden umschlungen, empor. Träumende Schmetterlinge sitzen auf den Blumen. Eidechsen und Kröten kriechen heimlich heran und holen sie herunter. Auf dem zweiten Bilde sehen wir wieder betäubte, schlafende Schmetterlinge mit zusammengeschlagenen Flügeln. Zwischen den Blättern der Blumenstaude ist ein Grasemückennest voll Junge eingebaut; eine häßliche Viper hat den Kopf heraufgeschoben und holt ein Junges am Kopfe aus dem Neste; die Grasemückenmutter stürzt kreischend herbei – vielleicht zum Fraße einem anderen Unthier, dem Wiesel, welches unten gierig heranschlürft.
Marcellis, geboren 1613, starb in Amsterdam im Jahre 1673.
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