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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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lis ist, daß man coaevos haben kan, nemlich in materia originis und der Erbauung eines
denen alten Chromcken nach (vid. supra) wenigstens schon über 500. Jahr bekannten
Orts, von welchen Zeiten wir ja, wie niemand laugnen kan, in ohngemein wichtigeren,
bekannteren und mehr in die Augen fallenden Sachen und Umständen keine oder doch sehr
seichte Nachrichten haben von solchen geringeren also ein mehreres um so weniger prae-
tendi
ren können, je gewohnlicher es ist, daß ein Ort mit einem oder etlichen Häuseren den
Anfang nimmt und tractu temporis & plurium Seculorum erst zu einer Stadt erwachset,
da mithin schwerlich jemand, sonderlich damalen, einen solchen ersten Anbau schrifftlich
aufgezeichnet hat: hingegen bedienet sich unser Gegner der neuen Scribenten in solchen
Materien und Zeiten, wovon man coaevos genug hat und mit selbigen sich begnügen kan.

Endlich so schemet es, als wann der Gegner des Styli Historici sehr unerfahren seye,
weil er das: feruntur gleich pro narratione vulgari ausgibt, dann es ist dieses vielmehr
entweder ein Zeichen der Ingenuität eines Autoris und ein Anzeigen, daß er es entweder
ex traditione fide digna oder aus Scriptoribus habe, die nicht völlig coaevi seynd, oder die
Sache nicht selbst mit eigenen Augen angesehen haben, ohnerachtet sie sonst glaubwürdi-
ge Autores seynd, welcherley Scriptores also auch (und zwar um so mehr, je mehr die übri-
ge dabey angegebene Umstände mit denen alten Historicis übereinkommen, in der Materie
de originibus eines Orts per supra deducta, sonderlich in medio aevo, bis ein anderes er-
wiesen wird) dannoch plenissimam fidem haben, oder es wird auch sonsten dieser terminus
in Historicis
öffters von Sachen gebraucht, woran niemand zu zweiffelen vernünfftige
Ursach hat, welchen Falles dann es nicht anders heisst, als: man schreibt, meldet oder be-
richtet, wie also auch das Wort: scheinet sehr offt von solchen Fällen und Sachen ge-
braucht wird, da man wohl sihet, daß derselbe Autor sie nicht nur für wahrscheinlich, son-
dern für würcklich wahrhafftig angesehen habe. Und eben dieses ist auch quoad sub-
stantiam
auf die wider das andere Chronicon gemachte Objection zu sagen, und folget
daraus, weil ein Chronicon neu ist, nicht, daß die darin enthaltene Sachen falsch seyen,
indeme auch disfalls die bekannte Antwort jenes Venetianischen Gesandtens statt hat: ich
bin zwar jung, habe aber alte Bücher gelesen. Uberhaupt aber werden bey diesen Umstän-
den alle unpartheyische Personen diesen (von Autoribus, von denen niemand sagen kan,
daß sie Dom-Probstliche Officianten oder Clienten gewesen seyen oder sonst ein Interesse
bey dieser Sache gehabt haben, zusammengetragenen) Chroniquen wenigstens in sofern
Glauben beymessen, bis uns der Gegentheil erwas anderes erweiset, welches er aber we-
der bishero gethan, noch auch künfftig zu thun in dem Stande seyn wird.

Und dieses mag also dermalen zu der gantz nicht viel Mühe oder Gelehrsamkeit er-
forderenden dabey aber hoffentlich dannoch gründlichen Abfertigung dessen/ was
der
tumultuirenden Neu-Städter Advocatus aus der Historie der Hildeshei-
mischen Hohen Dom Probstey und der Neu-Stadt Hildesheim in seinen
Re-
plicis pto.
der Rahts-Wahl beygebracht hat/ genug seyn/ wobey man schließlich
nicht bergen kan/ daß/ wo man nicht aus anderen Umständen überzeuget wäre/
daß diese Schrifft der
Intention noch würcklich zum Vorstand der Tumultuan-
ten habe dienen sollen/ man disseits eher hätte glauben müssen/ es habe der
Verfasser sich damit nur über die Neu-Städter und derer
Renitenten neuer-
liche Reichs-Städtische Gedancken moquiren/ und indeme er ihre
causam auf
eine so liederliche und schlechte/ aller Vernunfft und Historie widrige Art
pro
forma defendir
et/ sie dadurch bey vernünfftigen und der teutschen Historie
mittlerer Zeiten kündigen Leuten zum Gelächter machen wollen/ deme sie aber
nunmehro um so weniger entgehen werden/ je sicherer es ist/ daß
sie sich würcklich auf dieses läppische Geschmier etwas einbilden



lis iſt, daß man coævos haben kan, nemlich in materia originis und der Erbauung eines
denen alten Chromcken nach (vid. ſuprà) wenigſtens ſchon uͤber 500. Jahr bekannten
Orts, von welchen Zeiten wir ja, wie niemand laugnen kan, in ohngemein wichtigeren,
bekannteren und mehr in die Augen fallenden Sachen und Umſtaͤnden keine oder doch ſehr
ſeichte Nachrichten haben von ſolchen geringeren alſo ein mehreres um ſo weniger præ-
tendi
ren koͤnnen, je gewohnlicher es iſt, daß ein Ort mit einem oder etlichen Haͤuſeren den
Anfang nimmt und tractu temporis & plurium Seculorum erſt zu einer Stadt erwachſet,
da mithin ſchwerlich jemand, ſonderlich damalen, einen ſolchen erſten Anbau ſchrifftlich
aufgezeichnet hat: hingegen bedienet ſich unſer Gegner der neuen Scribenten in ſolchen
Materien und Zeiten, wovon man coævos genug hat und mit ſelbigen ſich begnuͤgen kan.

Endlich ſo ſchemet es, als wann der Gegner des Styli Hiſtorici ſehr unerfahren ſeye,
weil er das: feruntur gleich pro narratione vulgari ausgibt, dann es iſt dieſes vielmehr
entweder ein Zeichen der Ingenuitaͤt eines Autoris und ein Anzeigen, daß er es entweder
ex traditione fide dignâ oder aus Scriptoribus habe, die nicht voͤllig coævi ſeynd, oder die
Sache nicht ſelbſt mit eigenen Augen angeſehen haben, ohnerachtet ſie ſonſt glaubwuͤrdi-
ge Autores ſeynd, welcherley Scriptores alſo auch (und zwar um ſo mehr, je mehr die uͤbri-
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de originibus eines Orts per ſuprà deducta, ſonderlich in medio ævo, bis ein anderes er-
wieſen wird) dannoch pleniſſimam fidem haben, oder es wird auch ſonſten dieſer terminus
in Hiſtoricis
oͤffters von Sachen gebraucht, woran niemand zu zweiffelen vernuͤnfftige
Urſach hat, welchen Falles dann es nicht anders heiſſt, als: man ſchreibt, meldet oder be-
richtet, wie alſo auch das Wort: ſcheinet ſehr offt von ſolchen Faͤllen und Sachen ge-
braucht wird, da man wohl ſihet, daß derſelbe Autor ſie nicht nur fuͤr wahrſcheinlich, ſon-
dern fuͤr wuͤrcklich wahrhafftig angeſehen habe. Und eben dieſes iſt auch quoad ſub-
ſtantiam
auf die wider das andere Chronicon gemachte Objection zu ſagen, und folget
daraus, weil ein Chronicon neu iſt, nicht, daß die darin enthaltene Sachen falſch ſeyen,
indeme auch disfalls die bekannte Antwort jenes Venetianiſchen Geſandtens ſtatt hat: ich
bin zwar jung, habe aber alte Buͤcher geleſen. Uberhaupt aber werden bey dieſen Umſtaͤn-
den alle unpartheyiſche Perſonen dieſen (von Autoribus, von denen niemand ſagen kan,
daß ſie Dom-Probſtliche Officianten oder Clienten geweſen ſeyen oder ſonſt ein Intereſſe
bey dieſer Sache gehabt haben, zuſammengetragenen) Chroniquen wenigſtens in ſofern
Glauben beymeſſen, bis uns der Gegentheil erwas anderes erweiſet, welches er aber we-
der bishero gethan, noch auch kuͤnfftig zu thun in dem Stande ſeyn wird.

Und dieſes mag alſo dermalen zu der gantz nicht viel Muͤhe oder Gelehrſamkeit er-
forderenden dabey aber hoffentlich dannoch gruͤndlichen Abfertigung deſſen/ was
der
tumultuirenden Neu-Staͤdter Advocatus aus der Hiſtorie der Hildeshei-
miſchen Hohen Dom Probſtey und der Neu-Stadt Hildesheim in ſeinen
Re-
plicis pto.
der Rahts-Wahl beygebracht hat/ genug ſeyn/ wobey man ſchließlich
nicht bergen kan/ daß/ wo man nicht aus anderen Umſtaͤnden uͤberzeuget waͤre/
daß dieſe Schrifft der
Intention noch wuͤrcklich zum Vorſtand der Tumultuan-
ten habe dienen ſollen/ man diſſeits eher haͤtte glauben muͤſſen/ es habe der
Verfaſſer ſich damit nur uͤber die Neu-Staͤdter und derer
Renitenten neuer-
liche Reichs-Staͤdtiſche Gedancken moquiren/ und indeme er ihre
cauſam auf
eine ſo liederliche und ſchlechte/ aller Vernunfft und Hiſtorie widrige Art
pro
forma defendir
et/ ſie dadurch bey vernuͤnfftigen und der teutſchen Hiſtorie
mittlerer Zeiten kuͤndigen Leuten zum Gelaͤchter machen wollen/ deme ſie aber
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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/42>, abgerufen am 21.11.2024.