Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.Bürger so weit zufrieden gewesen; Worauf dann beyde Seniores sogleich nach den Hrn. gangen; [b]
Buͤrger ſo weit zufrieden geweſen; Worauf dann beyde Seniores ſogleich nach den Hrn. gangen; [b]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0047" n="5"/> Buͤrger ſo weit zufrieden geweſen; Worauf dann beyde <hi rendition="#aq">Seniores</hi> ſogleich nach den Hrn.<lb/> Buͤrgermeiſter gegangen, bey deren Ankunfft finden ſie Hr. Specht in eben der Sache in<lb/> vollem <hi rendition="#aq">Diſput</hi> begriffen, ſelbigen hat er weggewieſen, zu den beyden <hi rendition="#aq">Senior</hi>en aber geſagt,<lb/> er wolte ſie nicht hoͤren, oder ſprechen, worauf der eine antwortet, was? wil er uns nicht<lb/> ſprechen, wir ſtehen in ſelbigen Eyd und Pflichten wo er drin ſtehet, worauf des Herren<lb/> Buͤrgermeiſters Frau ihrem Mann einen Winck gibt, ſaget alſo kommt herein in die Stu-<lb/> be, mit dieſem Eintritt bringen ſie vor, warum er die Buͤrger unverhoͤrter Weiſe, die gar<lb/> niemahls einen Klaͤger gehabt, ohne ihr Wiſſen und Willen beym Kopffe nehmen laſſen,<lb/> macht er ſo gleich die Stuben-Thuͤr wiederum auf, und ſagt, gehet nur hin, ich bin euer<lb/> Regente, und habe euch nicht noͤhtig Red und Antwort hiervon zu geben, worauf ſie ſo-<lb/> gleich an Jhro Biſchoͤffl. Gnaden gegangen, und ſich uͤber den Buͤrgermeiſter hoͤchſtens be-<lb/> ſchweret; Weil nun die Buͤrger wohl ſahen, daß ſie als die <hi rendition="#aq">Senior</hi>en nichts bey den Hrn.<lb/> Buͤrgermeiſter <hi rendition="#aq">effectui</hi>ret hatten, ſind ihrer 13. <hi rendition="#aq">à</hi> 14. zuſammen hingegangen zu ihm, und<lb/> ihn gefraget, hat er ſie ebenfalls nicht hoͤren wollen, bis auf <hi rendition="#aq">Interceſſion</hi> ſeiner Frauen, laͤſt<lb/> er ſie hinein kommen, da liegt er auf dem Faul-Bette, und ſagt, er haͤtte wohl 5. Ohnmach-<lb/> ten gehabt, die Buͤrger aber kehren ſich an ſein thoͤrigtes Klagen nicht, ſondern verlangen,<lb/> daß ihre Mitbuͤrgere ſolten losgegeben werden, er aber bleibet bey ſeinen 5. Augen, er<lb/> haͤtte Ohnmachten gehabt, worauf der eine Buͤrger Nahmens Friderich Leo ſich nicht laͤn-<lb/> ger enthalten kan, und ſagt, Hr. Buͤrgermeiſter! Wann alle meine krancke Kinder, die ich<lb/> habe, alſo ausſehen moͤchten, wie der Hr. Burgərmeiſter, wolte ich ſogleich meinen <hi rendition="#aq">Doctor</hi><lb/> abſchaffen, worauf deſſen Frau ſogleich anfaͤugt und ſagt: Was wolt ihr, ihr ſeyd allzeit<lb/> ein Naſe-Waſſer geweſen, ſchon dero Zeit, wie ihr bey meinem ſel. Vatter noch waret; er<lb/> der Hr. Buͤrgermeiſter ſaget: Du Naͤſewather ſchere deck taun Huſe hennut; zu den ubri-<lb/> gen Buͤrgern hat er geſagt: Sey ſchoͤllt morgen wedder los; Worauf ſie weggegangen.<lb/> Den Freytag morgen kommt der Buͤrger-Botte um ihn ab- und nach dem Rahthauſe zu<lb/> hohlen, laſt er ſich nicht ſehen, die Frau aber kommt heraus und fraͤgt: Watt will ji Jo-<lb/> nas Boͤſen, mien Mann verlangt joͤck nich mehr bi ſeck tau heffen, ji koͤnt man hengahn,<lb/> worauf der Buͤrgerbotte antwortet; So gibt ſie mich hiemit meine <hi rendition="#aq">Dimiſſion</hi>? antwortet<lb/> ſie ja, alſo war der Buͤrgerbotte 3. Tage von der Buͤrgermeiſterin <hi rendition="#aq">ſuſpendi</hi>ret. Den<lb/> Nachmittag kommt der Wachtmeiſter und wil dem Hrn <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrgermeiſter Doͤrrien die Loſe<lb/> bringen, worauf die Frau <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrgermeiſterin aus der Stuben kommt, fragt der Wachtmei-<lb/> ſter, ob der Hr. <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrgermeiſter zu Hauſe, er wolte ihm die Loſe geben, antwortet ſelbige:<lb/> mein Mann wil ihn nicht ſehen noch ſprechen: <hi rendition="#aq">Quæritur</hi> warum? das wuͤſte er wohl, er<lb/> wil ja meinem Mann nicht <hi rendition="#aq">pari</hi>ren, worauf er weggegangen, 3. Stunde darnach gehet<lb/> er wieder hin, bringet die <hi rendition="#aq">Parole</hi> verſiegelt, um daß ſelbige koͤnne <hi rendition="#aq">per Domeſtiquen</hi> uͤber-<lb/> geben warden, kommt aber der Hr. Buͤrgermeiſter ſelber, ſagt der Wachtmeiſter: er braͤchte<lb/> die <hi rendition="#aq">Parole,</hi> antwortet er, ich nehme von euch keine <hi rendition="#aq">Parole</hi> an, darauf ſchicket er an den<lb/> Hrn. <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrgermeiſter Hofmeiſter und laͤſt begehren ihm die <hi rendition="#aq">Parole</hi> nicht zu geben, welches<lb/> auch geſchehen, aber die <hi rendition="#aq">Parade</hi> hat er dannoch als Wachtmeiſter geſtellet, das iſt dafuͤr<lb/> geweſen, daß ſie die <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrgerſchafft <hi rendition="#aq">citi</hi>ret hatten. Wir indeſſen muſten ſitzen, da ich nun<lb/> H. W. Foderloh, Freytag Abends, von allen Gifft und Schrecken uͤberfallen wurde, daß<lb/> ich einen Fellſcherer zum Aderlaſſen begehrte, wurd mir ſelbiger nicht zugeſtattet, hingegen<lb/> ſagte Luͤlff Krone: Lat den Hund verrecken; deſſen Frau geht ſelbſt zu ihn, und bittet ihn,<lb/> daß ein Fellſcherer moͤchte zu ihren Mann gelaſſen werden, ſolches wuͤrde ja den groͤſten<lb/><hi rendition="#aq">Delinquent</hi>en geſtattet, hat er geantwortet: Nein he ſchal nich los, ſchal ock keinen by ſeck<lb/> hebben, et gah up Leven oder Tot; Hat alſo zu uns allen kein rechtſchaffener Menſch,<lb/> kein <hi rendition="#aq">Domeſtique</hi> von eines jeden <hi rendition="#aq">Profeſſion</hi> und Weſens zu reden nicht kommen duͤrffen,<lb/> ja es hat kein <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrger ſich unterſtehen duͤrffen unter dem Rahthauſe vor der ſich ſelbſt und<lb/> von dem <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrgermeiſter Doͤrrien geſetzten Wache vorbey zu gehen. Nachdem nun auf<lb/> gnaͤdigen <hi rendition="#fr">B</hi>efehl Sr. <hi rendition="#fr">B</hi>iſchoͤfflichen Gnaden der Pedell Conrad Neuman nach den Hrn.<lb/><hi rendition="#fr">B</hi>uͤrgermeiſter Doͤrrien geſchicket, und ihm muͤndlich ſagen laſſen, daß er die 6. <hi rendition="#aq">incarce-<lb/> ri</hi>rte <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrger <hi rendition="#aq">dimitti</hi>ren und los laſſen ſolte, hat er ſolche Antwort dem Pedellen gegeben,<lb/> welche ſelbiger <hi rendition="#aq">ratione officii</hi> wohl |wird gehoͤriges Ohrts <hi rendition="#aq">referi</hi>ret haben, kommt darauf<lb/> den Hrn. <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrgermeiſter Doͤrrien an den Sinn, und laͤſſet 18. Mann von ſeiner Rotte<lb/> hohlen, und berahtſchlaget ſich mit ihnen, ſelbige lauffen zum Hrn. Segger und <hi rendition="#aq">forei</hi>ren<lb/> ihn, ſagende: Er ſolte die <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrger losgeben, der Hr. 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Buͤrger ſo weit zufrieden geweſen; Worauf dann beyde Seniores ſogleich nach den Hrn.
Buͤrgermeiſter gegangen, bey deren Ankunfft finden ſie Hr. Specht in eben der Sache in
vollem Diſput begriffen, ſelbigen hat er weggewieſen, zu den beyden Senioren aber geſagt,
er wolte ſie nicht hoͤren, oder ſprechen, worauf der eine antwortet, was? wil er uns nicht
ſprechen, wir ſtehen in ſelbigen Eyd und Pflichten wo er drin ſtehet, worauf des Herren
Buͤrgermeiſters Frau ihrem Mann einen Winck gibt, ſaget alſo kommt herein in die Stu-
be, mit dieſem Eintritt bringen ſie vor, warum er die Buͤrger unverhoͤrter Weiſe, die gar
niemahls einen Klaͤger gehabt, ohne ihr Wiſſen und Willen beym Kopffe nehmen laſſen,
macht er ſo gleich die Stuben-Thuͤr wiederum auf, und ſagt, gehet nur hin, ich bin euer
Regente, und habe euch nicht noͤhtig Red und Antwort hiervon zu geben, worauf ſie ſo-
gleich an Jhro Biſchoͤffl. Gnaden gegangen, und ſich uͤber den Buͤrgermeiſter hoͤchſtens be-
ſchweret; Weil nun die Buͤrger wohl ſahen, daß ſie als die Senioren nichts bey den Hrn.
Buͤrgermeiſter effectuiret hatten, ſind ihrer 13. à 14. zuſammen hingegangen zu ihm, und
ihn gefraget, hat er ſie ebenfalls nicht hoͤren wollen, bis auf Interceſſion ſeiner Frauen, laͤſt
er ſie hinein kommen, da liegt er auf dem Faul-Bette, und ſagt, er haͤtte wohl 5. Ohnmach-
ten gehabt, die Buͤrger aber kehren ſich an ſein thoͤrigtes Klagen nicht, ſondern verlangen,
daß ihre Mitbuͤrgere ſolten losgegeben werden, er aber bleibet bey ſeinen 5. Augen, er
haͤtte Ohnmachten gehabt, worauf der eine Buͤrger Nahmens Friderich Leo ſich nicht laͤn-
ger enthalten kan, und ſagt, Hr. Buͤrgermeiſter! Wann alle meine krancke Kinder, die ich
habe, alſo ausſehen moͤchten, wie der Hr. Burgərmeiſter, wolte ich ſogleich meinen Doctor
abſchaffen, worauf deſſen Frau ſogleich anfaͤugt und ſagt: Was wolt ihr, ihr ſeyd allzeit
ein Naſe-Waſſer geweſen, ſchon dero Zeit, wie ihr bey meinem ſel. Vatter noch waret; er
der Hr. Buͤrgermeiſter ſaget: Du Naͤſewather ſchere deck taun Huſe hennut; zu den ubri-
gen Buͤrgern hat er geſagt: Sey ſchoͤllt morgen wedder los; Worauf ſie weggegangen.
Den Freytag morgen kommt der Buͤrger-Botte um ihn ab- und nach dem Rahthauſe zu
hohlen, laſt er ſich nicht ſehen, die Frau aber kommt heraus und fraͤgt: Watt will ji Jo-
nas Boͤſen, mien Mann verlangt joͤck nich mehr bi ſeck tau heffen, ji koͤnt man hengahn,
worauf der Buͤrgerbotte antwortet; So gibt ſie mich hiemit meine Dimiſſion? antwortet
ſie ja, alſo war der Buͤrgerbotte 3. Tage von der Buͤrgermeiſterin ſuſpendiret. Den
Nachmittag kommt der Wachtmeiſter und wil dem Hrn Buͤrgermeiſter Doͤrrien die Loſe
bringen, worauf die Frau Buͤrgermeiſterin aus der Stuben kommt, fragt der Wachtmei-
ſter, ob der Hr. Buͤrgermeiſter zu Hauſe, er wolte ihm die Loſe geben, antwortet ſelbige:
mein Mann wil ihn nicht ſehen noch ſprechen: Quæritur warum? das wuͤſte er wohl, er
wil ja meinem Mann nicht pariren, worauf er weggegangen, 3. Stunde darnach gehet
er wieder hin, bringet die Parole verſiegelt, um daß ſelbige koͤnne per Domeſtiquen uͤber-
geben warden, kommt aber der Hr. Buͤrgermeiſter ſelber, ſagt der Wachtmeiſter: er braͤchte
die Parole, antwortet er, ich nehme von euch keine Parole an, darauf ſchicket er an den
Hrn. Buͤrgermeiſter Hofmeiſter und laͤſt begehren ihm die Parole nicht zu geben, welches
auch geſchehen, aber die Parade hat er dannoch als Wachtmeiſter geſtellet, das iſt dafuͤr
geweſen, daß ſie die Buͤrgerſchafft citiret hatten. Wir indeſſen muſten ſitzen, da ich nun
H. W. Foderloh, Freytag Abends, von allen Gifft und Schrecken uͤberfallen wurde, daß
ich einen Fellſcherer zum Aderlaſſen begehrte, wurd mir ſelbiger nicht zugeſtattet, hingegen
ſagte Luͤlff Krone: Lat den Hund verrecken; deſſen Frau geht ſelbſt zu ihn, und bittet ihn,
daß ein Fellſcherer moͤchte zu ihren Mann gelaſſen werden, ſolches wuͤrde ja den groͤſten
Delinquenten geſtattet, hat er geantwortet: Nein he ſchal nich los, ſchal ock keinen by ſeck
hebben, et gah up Leven oder Tot; Hat alſo zu uns allen kein rechtſchaffener Menſch,
kein Domeſtique von eines jeden Profeſſion und Weſens zu reden nicht kommen duͤrffen,
ja es hat kein Buͤrger ſich unterſtehen duͤrffen unter dem Rahthauſe vor der ſich ſelbſt und
von dem Buͤrgermeiſter Doͤrrien geſetzten Wache vorbey zu gehen. Nachdem nun auf
gnaͤdigen Befehl Sr. Biſchoͤfflichen Gnaden der Pedell Conrad Neuman nach den Hrn.
Buͤrgermeiſter Doͤrrien geſchicket, und ihm muͤndlich ſagen laſſen, daß er die 6. incarce-
rirte Buͤrger dimittiren und los laſſen ſolte, hat er ſolche Antwort dem Pedellen gegeben,
welche ſelbiger ratione officii wohl |wird gehoͤriges Ohrts referiret haben, kommt darauf
den Hrn. Buͤrgermeiſter Doͤrrien an den Sinn, und laͤſſet 18. Mann von ſeiner Rotte
hohlen, und berahtſchlaget ſich mit ihnen, ſelbige lauffen zum Hrn. Segger und foreiren
ihn, ſagende: Er ſolte die Buͤrger losgeben, der Hr. Segger aber ſaget: Er haͤtte ſie nicht
ſetzen laſſen, wolte ſie auch nicht los geben, und ihr Melcher Peine ihr ſeyd ja eben derje-
nige mit, welcher mit dem Hrn. Buͤrgermeiſter Conſilia gehalten, und die unſchuldige
Buͤrger ohnverhoͤrter Weiſe verdammet, und in den Keller geworffen, worauf ſie wegge-
gangen;
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