bunden wären; mit der Zuversicht, dass er von einer ganzen Kirchen-Versammlung mit einer solchen partheyischen Schonung werde behan- delt werden, als dem Franciskaner Petit von dem Costnizer Concilium geschehen ist *).
Zwischen diese beyde academische Gelehrte tritt nun ein Mann in die Mitte, der mit weni- germ Pomp, aber desto mehr Laune, mit einer unter vieljährigen Erfahrungen und Beobach- tungen gereiften lebendigen Welt- und Men- schen-Kenntniss, die Sache nimmt, wie sie in der That ist, und den schiedsrichterlichen Aus- spruch thut.
"Es ist wohl nicht zu läugnen", sagt Wie- land:*) "Dass der Hang zu despotisiren der schwarze Punkt in aller Menschen Her- zen ist; und dass es daher im Nothfall ohne alles Bedenken laut gesagt werden darf, dass alle Regierungen, von Seiner Gross-Türkischen und Maroccanischen Hoheit an, bis zum Magi- strat der Reichs-Stadt Buchau, in diesem Punkt Menschen sind, so gut, wie wir alle, und
also
*)Geschichte der päbstlichen Nuntien in Deutschland, II. Theil, S. 46. u. f.
*) Im neuen deutschen Merkur, Jul. 1792. S. 296.
bunden wären; mit der Zuversicht, daſs er von einer ganzen Kirchen-Versammlung mit einer solchen partheyischen Schonung werde behan- delt werden, als dem Franciskaner Petit von dem Costnizer Concilium geschehen ist *).
Zwischen diese beyde academische Gelehrte tritt nun ein Mann in die Mitte, der mit weni- germ Pomp, aber desto mehr Laune, mit einer unter vieljährigen Erfahrungen und Beobach- tungen gereiften lebendigen Welt- und Men- schen-Kenntniſs, die Sache nimmt, wie sie in der That ist, und den schiedsrichterlichen Aus- spruch thut.
„Es ist wohl nicht zu läugnen„, sagt Wie- land:*) „Daſs der Hang zu despotisiren der schwarze Punkt in aller Menschen Her- zen ist; und daſs es daher im Nothfall ohne alles Bedenken laut gesagt werden darf, daſs alle Regierungen, von Seiner Groſs-Türkischen und Maroccanischen Hoheit an, bis zum Magi- strat der Reichs-Stadt Buchau, in diesem Punkt Menschen sind, so gut, wie wir alle, und
also
*)Geschichte der päbstlichen Nuntien in Deutschland, II. Theil, S. 46. u. f.
*) Im neuen deutschen Merkur, Jul. 1792. S. 296.
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bunden wären; mit der Zuversicht, daſs er von
einer ganzen Kirchen-Versammlung mit einer
solchen partheyischen Schonung werde behan-
delt werden, als dem Franciskaner Petit von
dem Costnizer Concilium geschehen ist *).
Zwischen diese beyde academische Gelehrte
tritt nun ein Mann in die Mitte, der mit weni-
germ Pomp, aber desto mehr Laune, mit einer
unter vieljährigen Erfahrungen und Beobach-
tungen gereiften lebendigen Welt- und Men-
schen-Kenntniſs, die Sache nimmt, wie sie in
der That ist, und den schiedsrichterlichen Aus-
spruch thut.
„Es ist wohl nicht zu läugnen„, sagt Wie-
land: *) „Daſs der Hang zu despotisiren der
schwarze Punkt in aller Menschen Her-
zen ist; und daſs es daher im Nothfall ohne
alles Bedenken laut gesagt werden darf, daſs
alle Regierungen, von Seiner Groſs-Türkischen
und Maroccanischen Hoheit an, bis zum Magi-
strat der Reichs-Stadt Buchau, in diesem Punkt
Menschen sind, so gut, wie wir alle, und
also
*) Geschichte der päbstlichen Nuntien in Deutschland, II.
Theil, S. 46. u. f.
*) Im neuen deutschen Merkur, Jul. 1792. S. 296.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/102>, abgerufen am 17.02.2025.
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