rer aus, die man patriotische Heilige nen- nen möchte; auch diese Zeiten sind längstens vorbey, und die Universitäts-Politik wird nie mehr gestatten, dass ein zweyter Treuer ein zweytes Monstrum arbitrarioe Superiori- tatis territorialis aufstelle, wozu er so rei- chen Stoff vor und um sich finden würde. Vor dem Thor draussen sind aber auch Leute; und wenn alle die, so reden sollten, nicht mehr reden können, wollen oder dürfen, so werden die Steine schreyen. Zum Glück der Wahrheit und unsers Vaterlands fehlt es aber nicht an ei- ner biss auf unsere Zeiten reichenden Zeugen- Wolke, die mit Muth, Kraft, Weisheit und Ein- sicht sich der guten Sache Deutscher Mensch- heit angenommen, die Regenten mit Nachdruck ihrer Pflicht erinnert, durch Lehre und Beyspiel den Lügen- und Verführungs-Kräften des De- spotismus entgegen-gestanden und gearbeitet, und diesen ihren Glauben und Ueberzeugung mit williger Aufopferung ihres zeitlichen soge- nannten Glücks versiegelt haben.
Soll man redlich sagen, wie die Sache ist, so muss man gestehen: Es geht im Staats-Recht und Staats-Kunst just so, wie in der Religion. Diese hat ihre aufrichtige Forscher und Beken-
rer aus, die man patriotische Heilige nen- nen möchte; auch diese Zeiten sind längstens vorbey, und die Universitäts-Politik wird nie mehr gestatten, daſs ein zweyter Treuer ein zweytes Monstrum arbitrariœ Superiori- tatis territorialis aufstelle, wozu er so rei- chen Stoff vor und um sich finden würde. Vor dem Thor draussen sind aber auch Leute; und wenn alle die, so reden sollten, nicht mehr reden können, wollen oder dürfen, so werden die Steine schreyen. Zum Glück der Wahrheit und unsers Vaterlands fehlt es aber nicht an ei- ner biſs auf unsere Zeiten reichenden Zeugen- Wolke, die mit Muth, Kraft, Weisheit und Ein- sicht sich der guten Sache Deutscher Mensch- heit angenommen, die Regenten mit Nachdruck ihrer Pflicht erinnert, durch Lehre und Beyspiel den Lügen- und Verführungs-Kräften des De- spotismus entgegen-gestanden und gearbeitet, und diesen ihren Glauben und Ueberzeugung mit williger Aufopferung ihres zeitlichen soge- nannten Glücks versiegelt haben.
Soll man redlich sagen, wie die Sache ist, so muſs man gestehen: Es geht im Staats-Recht und Staats-Kunst just so, wie in der Religion. Diese hat ihre aufrichtige Forscher und Beken-
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tatis territorialis aufstelle, wozu er so rei-
chen Stoff vor und um sich finden würde. Vor
dem Thor draussen sind aber auch Leute; und
wenn alle die, so reden sollten, nicht mehr
reden können, wollen oder dürfen, so werden
die Steine schreyen. Zum Glück der Wahrheit
und unsers Vaterlands fehlt es aber nicht an ei-
ner biſs auf unsere Zeiten reichenden Zeugen-
Wolke, die mit Muth, Kraft, Weisheit und Ein-
sicht sich der guten Sache Deutscher Mensch-
heit angenommen, die Regenten mit Nachdruck
ihrer Pflicht erinnert, durch Lehre und Beyspiel
den Lügen- und Verführungs-Kräften des De-
spotismus entgegen-gestanden und gearbeitet,
und diesen ihren Glauben und Ueberzeugung
mit williger Aufopferung ihres zeitlichen soge-
nannten Glücks versiegelt haben.
Soll man redlich sagen, wie die Sache ist, so
muſs man gestehen: Es geht im Staats-Recht
und Staats-Kunst just so, wie in der Religion.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/132>, abgerufen am 29.04.2024.
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