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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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ihm eine schickliche Gelegenheit darzu darbote.
Einen ziemlich comischen Zug dieser Gattung
erzählte der grosse Mann selbst in der Geschichte
seiner Feldzüge *): Als ihm nemlich der eng-
lische Gesandte Robinson im Jahr 1741. im Na-
men der Königin Maria Theresia in einem ziem-
lich hohen Ton Friedens-Vorschläge that, ant-
wortete ihm der König, noch höher gestimmt:
"Nur Fürsten ohne Ehre können ihre Gerecht-
same für Geld verkaufen. -- Ha! wie? Sollte
ich in einem einzigen Tage die Empfindun-
gen der Ehre
und der Rechtschaffenheit ver-
läugnen, mit denen ich auf die Welt kam?
Wäre ich einer so niedrigen, so entehrenden
Handlung fähig, so würde ich glauben, zu se-
hen, wie sich die Gräber meiner Vorfahren öf-
neten; sie würden heraufsteigen und mir zu-
rufen: Nein, du gehörst nicht mehr zu un-
serm Blut
!
Wie? Du sollst für Gerechtsame,
die wir auf dich gebracht haben, kämpfen; und
du verkaufst sie! Du befleckest die Ehre, die
wir dir als den schätzbarsten Theil unsers Erb-
Vermächtnisses hinterlassen haben! Du bist
des Fürsten-Rangs, des Königs-Throns

*) Hinterlassene Werke Friedrichs II. I. B. S. 152.

ihm eine schickliche Gelegenheit darzu darbote.
Einen ziemlich comischen Zug dieser Gattung
erzählte der groſse Mann selbst in der Geschichte
seiner Feldzüge *): Als ihm nemlich der eng-
lische Gesandte Robinson im Jahr 1741. im Na-
men der Königin Maria Theresia in einem ziem-
lich hohen Ton Friedens-Vorschläge that, ant-
wortete ihm der König, noch höher gestimmt:
„Nur Fürsten ohne Ehre können ihre Gerecht-
same für Geld verkaufen. — Ha! wie? Sollte
ich in einem einzigen Tage die Empfindun-
gen der Ehre
und der Rechtschaffenheit ver-
läugnen, mit denen ich auf die Welt kam?
Wäre ich einer so niedrigen, so entehrenden
Handlung fähig, so würde ich glauben, zu se-
hen, wie sich die Gräber meiner Vorfahren öf-
neten; sie würden heraufsteigen und mir zu-
rufen: Nein, du gehörst nicht mehr zu un-
serm Blut
!
Wie? Du sollst für Gerechtsame,
die wir auf dich gebracht haben, kämpfen; und
du verkaufst sie! Du befleckest die Ehre, die
wir dir als den schätzbarsten Theil unsers Erb-
Vermächtnisses hinterlassen haben! Du bist
des Fürsten-Rangs, des Königs-Throns

*) Hinterlassene Werke Friedrichs II. I. B. S. 152.
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[142/0148] ihm eine schickliche Gelegenheit darzu darbote. Einen ziemlich comischen Zug dieser Gattung erzählte der groſse Mann selbst in der Geschichte seiner Feldzüge *): Als ihm nemlich der eng- lische Gesandte Robinson im Jahr 1741. im Na- men der Königin Maria Theresia in einem ziem- lich hohen Ton Friedens-Vorschläge that, ant- wortete ihm der König, noch höher gestimmt: „Nur Fürsten ohne Ehre können ihre Gerecht- same für Geld verkaufen. — Ha! wie? Sollte ich in einem einzigen Tage die Empfindun- gen der Ehre und der Rechtschaffenheit ver- läugnen, mit denen ich auf die Welt kam? Wäre ich einer so niedrigen, so entehrenden Handlung fähig, so würde ich glauben, zu se- hen, wie sich die Gräber meiner Vorfahren öf- neten; sie würden heraufsteigen und mir zu- rufen: Nein, du gehörst nicht mehr zu un- serm Blut! Wie? Du sollst für Gerechtsame, die wir auf dich gebracht haben, kämpfen; und du verkaufst sie! Du befleckest die Ehre, die wir dir als den schätzbarsten Theil unsers Erb- Vermächtnisses hinterlassen haben! Du bist des Fürsten-Rangs, des Königs-Throns *) Hinterlassene Werke Friedrichs II. I. B. S. 152.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/148>, abgerufen am 29.04.2024.