Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

die erste Veranlassung zu Cabinets-Ministerien
und deren längern oder kürzern Beybehaltung
gegeben hat.

In dem Militär-Dienst ist es bereits bekannt,
wie sehr es die persönliche Tapferkeit und Muth
entflamme, unter den eigenen Augen seines
Königs oder commandirenden Feldherrn zu fech-
ten. Nicht viel geringer verhält sichs bey
dem Civil-Stand, wo es in unsern Tagen, ge-
wöhnlicher Maassen, der gerad umgekehrte Fall
ist. Sonst giengen die Fürsten, so bald sie re-
gierende Herrn wurden, selten mehr selbst in
den Krieg, aber desto fleissiger in den gehei-
men Rath und in ihre andere Collegien. Heut
zu Tage fällt also jene persönliche Ermunte-
rung grösstentheils hinweg; die Könige und
Fürsten lernen das wahre, oft stille und schüch-
terne Verdienst eines Mannes nur selten, oft
gar nicht mehr kennen, sie nehmen ihre Mini-
sters und Räthe gemeiniglich nur auf Credit
und Empfehlung von andern, und werden dann
auch, wie es nicht anders als billig ist, öfter
als ihnen selbst lieb und gut vor ihren Staat
und Land ist, mit dieser Kaufwaare betrogen
und hinwiederum andere durch sie. Das ist
nun bey dem gewöhnlichen Lauf der Dinge

die erste Veranlaſsung zu Cabinets-Ministerien
und deren längern oder kürzern Beybehaltung
gegeben hat.

In dem Militär-Dienst ist es bereits bekannt,
wie sehr es die persönliche Tapferkeit und Muth
entflamme, unter den eigenen Augen seines
Königs oder commandirenden Feldherrn zu fech-
ten. Nicht viel geringer verhält sichs bey
dem Civil-Stand, wo es in unsern Tagen, ge-
wöhnlicher Maaſsen, der gerad umgekehrte Fall
ist. Sonst giengen die Fürsten, so bald sie re-
gierende Herrn wurden, selten mehr selbst in
den Krieg, aber desto fleissiger in den gehei-
men Rath und in ihre andere Collegien. Heut
zu Tage fällt also jene persönliche Ermunte-
rung gröſstentheils hinweg; die Könige und
Fürsten lernen das wahre, oft stille und schüch-
terne Verdienst eines Mannes nur selten, oft
gar nicht mehr kennen, sie nehmen ihre Mini-
sters und Räthe gemeiniglich nur auf Credit
und Empfehlung von andern, und werden dann
auch, wie es nicht anders als billig ist, öfter
als ihnen selbst lieb und gut vor ihren Staat
und Land ist, mit dieser Kaufwaare betrogen
und hinwiederum andere durch sie. Das ist
nun bey dem gewöhnlichen Lauf der Dinge

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0224" n="218"/>
die erste Veranla&#x017F;sung zu Cabinets-Ministerien<lb/>
und deren längern oder kürzern Beybehaltung<lb/>
gegeben hat.</p><lb/>
        <p>In dem Militär-Dienst ist es bereits bekannt,<lb/>
wie sehr es die persönliche Tapferkeit und Muth<lb/>
entflamme, unter den eigenen Augen seines<lb/>
Königs oder commandirenden Feldherrn zu fech-<lb/>
ten. Nicht viel geringer verhält sichs bey<lb/>
dem Civil-Stand, wo es in unsern Tagen, ge-<lb/>
wöhnlicher Maa&#x017F;sen, der gerad umgekehrte Fall<lb/>
ist. Sonst giengen die Fürsten, so bald sie re-<lb/>
gierende Herrn wurden, selten mehr selbst in<lb/>
den Krieg, aber desto fleissiger in den gehei-<lb/>
men Rath und in ihre andere Collegien. Heut<lb/>
zu Tage fällt also jene persönliche Ermunte-<lb/>
rung grö&#x017F;stentheils hinweg; die Könige und<lb/>
Fürsten lernen das wahre, oft stille und schüch-<lb/>
terne Verdienst eines Mannes nur selten, oft<lb/>
gar nicht mehr kennen, sie nehmen ihre Mini-<lb/>
sters und Räthe gemeiniglich nur auf Credit<lb/>
und Empfehlung von andern, und werden dann<lb/>
auch, wie es nicht anders als billig ist, öfter<lb/>
als ihnen selbst lieb und gut vor ihren Staat<lb/>
und Land ist, mit dieser Kaufwaare betrogen<lb/>
und hinwiederum andere durch sie. Das ist<lb/>
nun bey dem gewöhnlichen Lauf der Dinge<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0224] die erste Veranlaſsung zu Cabinets-Ministerien und deren längern oder kürzern Beybehaltung gegeben hat. In dem Militär-Dienst ist es bereits bekannt, wie sehr es die persönliche Tapferkeit und Muth entflamme, unter den eigenen Augen seines Königs oder commandirenden Feldherrn zu fech- ten. Nicht viel geringer verhält sichs bey dem Civil-Stand, wo es in unsern Tagen, ge- wöhnlicher Maaſsen, der gerad umgekehrte Fall ist. Sonst giengen die Fürsten, so bald sie re- gierende Herrn wurden, selten mehr selbst in den Krieg, aber desto fleissiger in den gehei- men Rath und in ihre andere Collegien. Heut zu Tage fällt also jene persönliche Ermunte- rung gröſstentheils hinweg; die Könige und Fürsten lernen das wahre, oft stille und schüch- terne Verdienst eines Mannes nur selten, oft gar nicht mehr kennen, sie nehmen ihre Mini- sters und Räthe gemeiniglich nur auf Credit und Empfehlung von andern, und werden dann auch, wie es nicht anders als billig ist, öfter als ihnen selbst lieb und gut vor ihren Staat und Land ist, mit dieser Kaufwaare betrogen und hinwiederum andere durch sie. Das ist nun bey dem gewöhnlichen Lauf der Dinge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/224
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/224>, abgerufen am 24.11.2024.