Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

wig zu Hessen-Darmstadt, und sein Schwager
Friedrich Jacob zu Homburg, hatten das Un-
glück gehabt, von einer Bande Betrügern, un-
ter verheissenem Goldmachen, hintergangen und
nach und nach in einen Abgrund von Schulden
gestürzt zu werden. Die rührendsten Vorstel-
lungen treuer Räthe waren vergebens; hinge-
gen fanden sich immer schädliche und leicht-
glaubige Menschen, die den bethörten Fürsten
Geld und Credit zu verschaffen behülflich wa-
ren. Je tiefer sie sunken, je grösser wurde
ihre Verblendung; Homburg ward noch in
Zeiten die Wohlthat einer Kayserlichen Debit-
Commission zu Theil. Das regierende Haus
Darmstadt konnte es natürlicher Weise länger
aushalten; darüber gieng Landgraf Ernst Lud-
wig mit Tod ab. Sein Sohn und Nachfolger,
Landgraf Ludwig VIII. liess sein erstes seyn,
die noch in Darmstadt sich findende Goldma-
cher fortzujagen (denn das eigentliche Raupen-
Nest dieser Betrüger hatte sich in Homburg

fest-
desswegen, weil er seine Pflicht mit reiner Treue in ih-
rem ganzen Umfang erfüllt, unglücklich machen würden.
Bey Menschen Gedenken ist auch kein solcher Fall
eingetreten; und eben so wenig lasst es sich furs künf-
tige besorgen.

wig zu Heſsen-Darmstadt, und sein Schwager
Friedrich Jacob zu Homburg, hatten das Un-
glück gehabt, von einer Bande Betrügern, un-
ter verheiſsenem Goldmachen, hintergangen und
nach und nach in einen Abgrund von Schulden
gestürzt zu werden. Die rührendsten Vorstel-
lungen treuer Räthe waren vergebens; hinge-
gen fanden sich immer schädliche und leicht-
glaubige Menschen, die den bethörten Fürsten
Geld und Credit zu verschaffen behülflich wa-
ren. Je tiefer sie sunken, je gröſser wurde
ihre Verblendung; Homburg ward noch in
Zeiten die Wohlthat einer Kayserlichen Debit-
Commiſsion zu Theil. Das regierende Haus
Darmstadt konnte es natürlicher Weise länger
aushalten; darüber gieng Landgraf Ernst Lud-
wig mit Tod ab. Sein Sohn und Nachfolger,
Landgraf Ludwig VIII. lieſs sein erstes seyn,
die noch in Darmstadt sich findende Goldma-
cher fortzujagen (denn das eigentliche Raupen-
Nest dieser Betrüger hatte sich in Homburg

fest-
deſswegen, weil er seine Pflicht mit reiner Treue in ih-
rem ganzen Umfang erfüllt, unglücklich machen würden.
Bey Menschen Gedenken ist auch kein solcher Fall
eingetreten; und eben so wenig laſst es sich furs künf-
tige besorgen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0246" n="240"/>
wig zu He&#x017F;sen-Darmstadt, und sein Schwager<lb/>
Friedrich Jacob zu Homburg, hatten das Un-<lb/>
glück gehabt, von einer Bande Betrügern, un-<lb/>
ter verhei&#x017F;senem Goldmachen, hintergangen und<lb/>
nach und nach in einen Abgrund von Schulden<lb/>
gestürzt zu werden. Die rührendsten Vorstel-<lb/>
lungen treuer Räthe waren vergebens; hinge-<lb/>
gen fanden sich immer schädliche und leicht-<lb/>
glaubige Menschen, die den bethörten Fürsten<lb/>
Geld und Credit zu verschaffen behülflich wa-<lb/>
ren. Je tiefer sie sunken, je grö&#x017F;ser wurde<lb/>
ihre Verblendung; Homburg ward noch in<lb/>
Zeiten die Wohlthat einer Kayserlichen Debit-<lb/>
Commi&#x017F;sion zu Theil. Das regierende Haus<lb/>
Darmstadt konnte es natürlicher Weise länger<lb/>
aushalten; darüber gieng Landgraf Ernst Lud-<lb/>
wig mit Tod ab. Sein Sohn und Nachfolger,<lb/>
Landgraf Ludwig VIII. lie&#x017F;s sein erstes seyn,<lb/>
die noch in Darmstadt sich findende Goldma-<lb/>
cher fortzujagen (denn das eigentliche Raupen-<lb/>
Nest dieser Betrüger hatte sich in Homburg<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fest-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_6_2" prev="#seg2pn_6_1" place="foot" n="*)">de&#x017F;swegen, weil er seine Pflicht mit reiner Treue in ih-<lb/>
rem ganzen Umfang erfüllt, unglücklich machen würden.<lb/>
Bey Menschen Gedenken ist auch kein solcher Fall<lb/>
eingetreten; und eben so wenig la&#x017F;st es sich furs künf-<lb/>
tige besorgen.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0246] wig zu Heſsen-Darmstadt, und sein Schwager Friedrich Jacob zu Homburg, hatten das Un- glück gehabt, von einer Bande Betrügern, un- ter verheiſsenem Goldmachen, hintergangen und nach und nach in einen Abgrund von Schulden gestürzt zu werden. Die rührendsten Vorstel- lungen treuer Räthe waren vergebens; hinge- gen fanden sich immer schädliche und leicht- glaubige Menschen, die den bethörten Fürsten Geld und Credit zu verschaffen behülflich wa- ren. Je tiefer sie sunken, je gröſser wurde ihre Verblendung; Homburg ward noch in Zeiten die Wohlthat einer Kayserlichen Debit- Commiſsion zu Theil. Das regierende Haus Darmstadt konnte es natürlicher Weise länger aushalten; darüber gieng Landgraf Ernst Lud- wig mit Tod ab. Sein Sohn und Nachfolger, Landgraf Ludwig VIII. lieſs sein erstes seyn, die noch in Darmstadt sich findende Goldma- cher fortzujagen (denn das eigentliche Raupen- Nest dieser Betrüger hatte sich in Homburg fest- *) *) deſswegen, weil er seine Pflicht mit reiner Treue in ih- rem ganzen Umfang erfüllt, unglücklich machen würden. Bey Menschen Gedenken ist auch kein solcher Fall eingetreten; und eben so wenig laſst es sich furs künf- tige besorgen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/246
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/246>, abgerufen am 02.05.2024.