Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.gung unterthänig ist, sondern ihm auch seine Wie klein, wie tief gesunken erscheint aber Sie sind wie die Meisterknechte, so über die *) Fier de son esclavage, il parle avec dedain de ceux
qui n'ont pas l'honneur de le partager. Rousseau. gung unterthänig ist, sondern ihm auch seine Wie klein, wie tief gesunken erscheint aber Sie sind wie die Meisterknechte, so über die *) Fier de son esclavage, il parle avec dédain de ceux
qui n’ont pas l’honneur de le partager. Rousseau. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="37"/> gung unterthänig ist, sondern ihm auch seine<lb/> Neigungen, Einsichten und Ueberzeugungen<lb/> unterwirft, und die Neigungen, Wollen und<lb/> Einsichten seines Herrn als seine eigene an-<lb/> nimmt, glaubt und gegen andere behauptet und<lb/> vertheidiget.</p><lb/> <p>Wie klein, wie tief gesunken erscheint aber<lb/> auch <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">der</hi></hi> Mensch, der die schändlichste, unge-<lb/> rechteste Aufträge, die ihn selbst aneckeln und<lb/> anschaudern, ohne Bedenken und Widerspruch,<lb/> ohne Barmherzigkeit und Mitleiden, vollzieht;<lb/> nicht nur aus Noth, aus Zwang oder aus blos-<lb/> sem Gehorsam, sondern weil er sichs zur Ehre<lb/> und als ein Zeichen vorzüglichen Vertrauens<lb/> schäzt, das auserwählte Werkzeug des Wil-<lb/> lens seines Gebieters zu seyn. <note place="foot" n="*)">Fier de son esclavage, il parle avec dédain de ceux<lb/> qui n’ont pas l’honneur de le partager.<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rousseau</hi>.</hi></note></p><lb/> <p>Sie sind wie die Meisterknechte, so über die<lb/> Negers gesezt sind, selbst Knechte, aber stolz<lb/> darauf, die <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">erste</hi></hi> in ihrer Classe zu seyn und<lb/> Sclaven unter sich zu haben, die sie quälen<lb/> und mifshandeln können. Manchem Günstling<lb/> fehlte bey seinem treugemahlten Portrait, so<lb/> wie dem Meisterknecht die Peitsche, nichts<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0043]
gung unterthänig ist, sondern ihm auch seine
Neigungen, Einsichten und Ueberzeugungen
unterwirft, und die Neigungen, Wollen und
Einsichten seines Herrn als seine eigene an-
nimmt, glaubt und gegen andere behauptet und
vertheidiget.
Wie klein, wie tief gesunken erscheint aber
auch der Mensch, der die schändlichste, unge-
rechteste Aufträge, die ihn selbst aneckeln und
anschaudern, ohne Bedenken und Widerspruch,
ohne Barmherzigkeit und Mitleiden, vollzieht;
nicht nur aus Noth, aus Zwang oder aus blos-
sem Gehorsam, sondern weil er sichs zur Ehre
und als ein Zeichen vorzüglichen Vertrauens
schäzt, das auserwählte Werkzeug des Wil-
lens seines Gebieters zu seyn. *)
Sie sind wie die Meisterknechte, so über die
Negers gesezt sind, selbst Knechte, aber stolz
darauf, die erste in ihrer Classe zu seyn und
Sclaven unter sich zu haben, die sie quälen
und mifshandeln können. Manchem Günstling
fehlte bey seinem treugemahlten Portrait, so
wie dem Meisterknecht die Peitsche, nichts
*) Fier de son esclavage, il parle avec dédain de ceux
qui n’ont pas l’honneur de le partager.
Rousseau.
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