Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.tenden Classe, zwischen gerechten und ange- Wozu übrigens der Unterschied der Stände in tenden Classe, zwischen gerechten und ange- Wozu übrigens der Unterschied der Stände in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0079" n="73"/> tenden Classe, zwischen gerechten und ange-<lb/> maaſsten Befreyungen der höhern und desto här-<lb/> term Druck und Unterdrückung der sogenannten<lb/> niedrigen Stände konnte, durfte und muſste<lb/> die Rede seyn; der Bogen war zu sehr gespannt,<lb/> als daſs er sich noch mehr biegen lieſse; er<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">muſste</hi></hi> brechen. Die Herabstimmung des unge-<lb/> heuren Miſsverhältniſses zwischen der befehlen-<lb/> den und gehorchenden Claſse war in Gerech-<lb/> tigkeit, Billigkeit und Menschlichkeit gegrün-<lb/> det; eine gänzliche Aufhebung, Zertrümmerung<lb/> der Einen Claſse, die Vermischung aller Stände,<lb/> aber konnte nur bey einem Volk statt finden,<lb/> das so leicht von einem äussersten Ende zum<lb/> andern überspringt.</p><lb/> <p>Wozu übrigens der Unterschied der Stände in<lb/> der bürgerlichen und menschlichen Gesellschaft<lb/> überhaupt berechtige, oder nicht berechtige?<lb/> liegt ausser den Gränzen gegenwärtiger Un-<lb/> tersuchungen. So viel insbesondere den <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Adel</hi></hi><lb/> betrift, so ist mein kurzes und rundes Bekennt-<lb/> niſs: <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Bloſser</hi></hi> Adel, ererbter, geschenkter<lb/> oder erkaufter, ohne persönliche Tugenden, Ver-<lb/> dienste und Geistesvorzüge, ist weiter nichts,<lb/> als ein tönendes Erz und klingende Schelle.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0079]
tenden Classe, zwischen gerechten und ange-
maaſsten Befreyungen der höhern und desto här-
term Druck und Unterdrückung der sogenannten
niedrigen Stände konnte, durfte und muſste
die Rede seyn; der Bogen war zu sehr gespannt,
als daſs er sich noch mehr biegen lieſse; er
muſste brechen. Die Herabstimmung des unge-
heuren Miſsverhältniſses zwischen der befehlen-
den und gehorchenden Claſse war in Gerech-
tigkeit, Billigkeit und Menschlichkeit gegrün-
det; eine gänzliche Aufhebung, Zertrümmerung
der Einen Claſse, die Vermischung aller Stände,
aber konnte nur bey einem Volk statt finden,
das so leicht von einem äussersten Ende zum
andern überspringt.
Wozu übrigens der Unterschied der Stände in
der bürgerlichen und menschlichen Gesellschaft
überhaupt berechtige, oder nicht berechtige?
liegt ausser den Gränzen gegenwärtiger Un-
tersuchungen. So viel insbesondere den Adel
betrift, so ist mein kurzes und rundes Bekennt-
niſs: Bloſser Adel, ererbter, geschenkter
oder erkaufter, ohne persönliche Tugenden, Ver-
dienste und Geistesvorzüge, ist weiter nichts,
als ein tönendes Erz und klingende Schelle.
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