Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.sie auch unter dem prächtiger lautenden Prädi- Selbst-Bekenntniss muss man doch hiebey ausnehmen, da Friedrich II. in Preussen im Jahr 1768. an seinen philosophischen Freund d'Alembert schrieb: "Der Für- sten Gedult muss eben so wohl geprüft werden, als die Gedult des Privat-Mannes, weil sie aus einerley Leimen geknetet sind". Und schon einige Jahre vor- her 1762. an seinen vertrauten d'Argens: "Kurz, ich glau- be, von Ewigkeit her dazu bestimmt zu seyn, dass ich in meinen alten Tagen meine Gedult auf alle mögli- che Art geprüft sehen soll. Herr! dein Wille geschehe"! *) "Ich habe Schmerzen in Beinen, Hüften und Armen;
ob sie von Gicht oder Flüssen herrühren das weiss Gott. Mich deucht aber, beyde fehlen miteinander, ohne dass sich der Streit für eins von beyden erkläret. Ich woll- te nur, die Gicht gäbe sich zu erkennen, denn sie ist die Krankheit eines Edelmanns; hingegen Flüsse sind die Krankheit eines Miethkutschers oder Sänftenträgers, die genöthigt sind, sich zu allen Stunden bey allerley Witterung herauszumachen". In seinen Briefen VI. Band. S. 87. sie auch unter dem prächtiger lautenden Prädi- Selbst-Bekenntniſs muſs man doch hiebey ausnehmen, da Friedrich II. in Preussen im Jahr 1768. an seinen philosophischen Freund d’Alembert schrieb: „Der Für- sten Gedult muſs eben so wohl geprüft werden, als die Gedult des Privat-Mannes, weil sie aus einerley Leimen geknetet sind„. Und ſchon einige Jahre vor- her 1762. an seinen vertrauten d’Argens: „Kurz, ich glau- be, von Ewigkeit her dazu bestimmt zu seyn, daſs ich in meinen alten Tagen meine Gedult auf alle mögli- che Art geprüft sehen soll. Herr! dein Wille geschehe„! *) „Ich habe Schmerzen in Beinen, Hüften und Armen;
ob sie von Gicht oder Flüssen herrühren das weiſs Gott. Mich deucht aber, beyde fehlen miteinander, ohne daſs sich der Streit für eins von beyden erkläret. Ich woll- te nur, die Gicht gäbe sich zu erkennen, denn sie ist die Krankheit eines Edelmanns; hingegen Flüsse sind die Krankheit eines Miethkutschers oder Sänftenträgers, die genöthigt sind, sich zu allen Stunden bey allerley Witterung herauszumachen„. In seinen Briefen VI. Band. S. 87. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0153" n="147"/> sie auch unter dem prächtiger lautenden Prädi-<lb/> cat von Herzens-Güte, Groſsmuth, Philoso-<lb/> phie, Beständigkeit, Seelen-Grösse u. d. g.<lb/> Von einem gedultigen Fürsten, ausser höchstens<lb/> bey Leichen-Predigten, sprechen zu wollen,<lb/> würde wohl hie und da vor einen Eingriff in<lb/> seine Landes-Hoheit, wo nicht gar des West-<lb/> phälischen Friedens gehalten worden seyn. Es<lb/> gieng den Fürsten mit der Ungedult, wie dem<lb/> Lord Chesterfield, der in einem Brief an seinen<lb/> Sohn Stanhope vom Jahr 1765. <note place="foot" n="*)">„Ich habe Schmerzen in Beinen, Hüften und Armen;<lb/> ob sie von Gicht oder Flüssen herrühren das weiſs Gott.<lb/> Mich deucht aber, beyde fehlen miteinander, ohne daſs<lb/> sich der Streit für eins von beyden erkläret. Ich woll-<lb/> te nur, die <hi rendition="#i">Gicht</hi> gäbe sich zu erkennen, denn sie ist<lb/><hi rendition="#i">die Krankheit eines Edelmanns;</hi> hingegen Flüsse sind die<lb/> Krankheit eines Miethkutschers oder Sänftenträgers,<lb/> die genöthigt sind, sich zu allen Stunden bey allerley<lb/> Witterung herauszumachen„. In seinen <hi rendition="#i">Briefen</hi> VI.<lb/> Band. S. 87.</note> die Gicht<lb/><note xml:id="seg2pn_5_2" prev="#seg2pn_5_1" place="foot" n="*)">Selbst-Bekenntniſs muſs man doch hiebey ausnehmen,<lb/> da Friedrich II. in Preussen im Jahr 1768. an seinen<lb/> philosophischen Freund d’Alembert schrieb: „Der Für-<lb/> sten Gedult muſs eben so wohl geprüft werden, als<lb/> die Gedult des Privat-Mannes, weil sie aus einerley<lb/> Leimen geknetet sind„. Und ſchon einige Jahre vor-<lb/> her 1762. an seinen vertrauten d’Argens: „Kurz, ich glau-<lb/> be, von Ewigkeit her dazu bestimmt zu seyn, daſs ich<lb/> in meinen alten Tagen meine Gedult auf alle mögli-<lb/> che Art geprüft sehen soll. Herr! dein Wille geschehe„!</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0153]
sie auch unter dem prächtiger lautenden Prädi-
cat von Herzens-Güte, Groſsmuth, Philoso-
phie, Beständigkeit, Seelen-Grösse u. d. g.
Von einem gedultigen Fürsten, ausser höchstens
bey Leichen-Predigten, sprechen zu wollen,
würde wohl hie und da vor einen Eingriff in
seine Landes-Hoheit, wo nicht gar des West-
phälischen Friedens gehalten worden seyn. Es
gieng den Fürsten mit der Ungedult, wie dem
Lord Chesterfield, der in einem Brief an seinen
Sohn Stanhope vom Jahr 1765. *) die Gicht
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*) „Ich habe Schmerzen in Beinen, Hüften und Armen;
ob sie von Gicht oder Flüssen herrühren das weiſs Gott.
Mich deucht aber, beyde fehlen miteinander, ohne daſs
sich der Streit für eins von beyden erkläret. Ich woll-
te nur, die Gicht gäbe sich zu erkennen, denn sie ist
die Krankheit eines Edelmanns; hingegen Flüsse sind die
Krankheit eines Miethkutschers oder Sänftenträgers,
die genöthigt sind, sich zu allen Stunden bey allerley
Witterung herauszumachen„. In seinen Briefen VI.
Band. S. 87.
*) Selbst-Bekenntniſs muſs man doch hiebey ausnehmen,
da Friedrich II. in Preussen im Jahr 1768. an seinen
philosophischen Freund d’Alembert schrieb: „Der Für-
sten Gedult muſs eben so wohl geprüft werden, als
die Gedult des Privat-Mannes, weil sie aus einerley
Leimen geknetet sind„. Und ſchon einige Jahre vor-
her 1762. an seinen vertrauten d’Argens: „Kurz, ich glau-
be, von Ewigkeit her dazu bestimmt zu seyn, daſs ich
in meinen alten Tagen meine Gedult auf alle mögli-
che Art geprüft sehen soll. Herr! dein Wille geschehe„!
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