Schlüssel, oder, wie ich mir den modernen Ausdruck erlaube, von der Publicität der Canzel in einem richtigen Ueberblick zusam- men zu fassen, ist wohl deren Betrachtung in einer historischen Zeitfolge am natürlichsten und bequemsten, weil die Geschichte Thatsachen liefert, aus welchen die Beurtheilung von selb- sten folget, oder doch, wann sie von jenen unterstützt wird, nicht so leicht abgewiesen und widersprochen werden kann.
So hatte ich bereits angefangen, diesen Ge- genstand zu durchdenken und nach Anleitung der allgemeinen und besondern Provincial-Kir- chen-Geschichte zu bearbeiten; nur allzubald musste ich aber wahrnehmen, wie weit mich solches führen, und dass, statt einiger Betrach- tungen ein ganzes Buch daraus werden wür- de, dessen Schicksal bey der bekannten Huma- nität unserer heutigen Theologischen Journa- listen, Annalisten etc. gar leicht vorher zu se- hen war.
Ich liebe leidenschaftlich die Wahrheit, so weit deren Licht mir scheinet, aber auch in meinen Jahren Frieden und Ruhe, und entsage
also
Schlüssel, oder, wie ich mir den modernen Ausdruck erlaube, von der Publicität der Canzel in einem richtigen Ueberblick zusam- men zu fassen, ist wohl deren Betrachtung in einer historischen Zeitfolge am natürlichsten und bequemsten, weil die Geschichte Thatsachen liefert, aus welchen die Beurtheilung von selb- sten folget, oder doch, wann sie von jenen unterstützt wird, nicht so leicht abgewiesen und widersprochen werden kann.
So hatte ich bereits angefangen, diesen Ge- genstand zu durchdenken und nach Anleitung der allgemeinen und besondern Provincial-Kir- chen-Geschichte zu bearbeiten; nur allzubald muſste ich aber wahrnehmen, wie weit mich solches führen, und daſs, statt einiger Betrach- tungen ein ganzes Buch daraus werden wür- de, dessen Schicksal bey der bekannten Huma- nität unserer heutigen Theologischen Journa- listen, Annalisten etc. gar leicht vorher zu se- hen war.
Ich liebe leidenschaftlich die Wahrheit, so weit deren Licht mir scheinet, aber auch in meinen Jahren Frieden und Ruhe, und entsage
also
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Schlüssel, oder, wie ich mir den modernen
Ausdruck erlaube, von der Publicität der
Canzel in einem richtigen Ueberblick zusam-
men zu fassen, ist wohl deren Betrachtung in
einer historischen Zeitfolge am natürlichsten und
bequemsten, weil die Geschichte Thatsachen
liefert, aus welchen die Beurtheilung von selb-
sten folget, oder doch, wann sie von jenen
unterstützt wird, nicht so leicht abgewiesen
und widersprochen werden kann.
So hatte ich bereits angefangen, diesen Ge-
genstand zu durchdenken und nach Anleitung
der allgemeinen und besondern Provincial-Kir-
chen-Geschichte zu bearbeiten; nur allzubald
muſste ich aber wahrnehmen, wie weit mich
solches führen, und daſs, statt einiger Betrach-
tungen ein ganzes Buch daraus werden wür-
de, dessen Schicksal bey der bekannten Huma-
nität unserer heutigen Theologischen Journa-
listen, Annalisten etc. gar leicht vorher zu se-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/326>, abgerufen am 21.11.2024.
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